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Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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her?«
    »Hm, aus Egypten.«
    »Wem gehörte es?«
    »Wunderlicher Name! Einem gewissen Manu-Remusat.«
    Der Türke wäre vor Ueberraschung beinahe in die Höhe gesprungen, wenn er sich nicht besonnen hätte, daß er dann mit dem Kopfe an die allzuniedrige Decke gestoßen hätte.
    »Manu-Remusat? Ist er gefangen wie ich?«
    »Ja; er und seine Leute.«
    »Wie viele sind es?«
    »Mit ihm und dem Steuermann achtzehn.«
    Der Türke schwieg einige Augenblicke; dann frug er fast leise:
    »Sagtest Du mir nicht einmal, daß Ihr mit dem Kapitän und den Offizieren nicht zufrieden seid?«
    »Hm, ja! Verdammt viel Prügel und verteufelt wenig zu essen! Ich sagte Ihnen das aber nur, weil Sie ein so guter und unglücklicher Herr sind.«
    »Höre, Junge, wie heißest Du?«
    »Balduin Schubert.«
    »Hast Du Eltern und Geschwister?«
    »Nur einen Bruder, den Thomas, der ein Schmiedelehrjunge ist.«
    »Willst Du reich werden?«
    »Donnerwetter, alle Tage, wenn es sein muß!«
    »Kannst Du es nicht so weit bringen, daß ich einmal heimlich mit diesem Manu-Remusat sprechen kann?«
    »Nein, nein, das geht nicht, denn da bekäme ich die neunschwänzige Katze viel schlimmer als vorher. Gute Nacht, Herr Pascha!«
    Wie ein Wind war er zur Thür hinaus und riegelte die Kabine zu. Draußen in dem engen Raumgange blieb er nachdenklich stehen.
    »Ob ich es wohl wage? Wo er steckt, das weiß ich, und alle Mannen denken, daß ich nun bereits in meiner Koje schlafen werde bis zur nächsten Wache! Der Thomas hat mir so viel von ihm erzählt, wie er unschuldig gefangen gewesen ist, wie ihm der Herzog seine Liebste genommen hat, wie der gute Meister Brandauer sein Freund geworden ist und ihm nachher viel Geld gegeben hat, so daß er in die Fremde gehen konnte, um etwas Ordentliches zu sehen und zu lernen. Wie prächtig wäre es doch, wenn ich einmal nach Hause käme und zu dem Thomas und dem Brandauer sagen könnte, ich habe ihn auch gerettet! Ja, gut, ich werde zu ihm gehen!«
    Er schlich sich hinunter in den Raum und trat hier vor einen aus starken Bohlen ausgeführten Verschlag, der so niedrig war, daß ein Mann kaum aufrecht darin sitzen konnte. Er klopfte.
    »Katombo, Herr Katombo!«
    »Wer ists?« frug es von innen.
    »Kennen Sie den Schmied Brandauer, bei dem Sie gewohnt haben?«
    »Natürlich, wer ist draußen?«
    »Kennen Sie auch den Lehrjungen Thomas, der das B wie P ausspricht?«
    »Ja.«
    »Ich bin sein Bruder, der Balduin, von dem er so viele Cigarren geraucht hat, zwei Stück für drei Pfennige, Sie haben auch eine bekommen damals, Sie wissen schon!«
    »Du bist der Bruder des Thomas? Was thust Du hier?«
    »Ich bin Schiffsjunge.«
    »Wohin ist der ›Drache‹ bestimmt?«
    »Er war bestimmt zum Kreuzen, kehrt aber jetzt nach Norland zurück, weil er einen sehr wichtigen Gefangenen gemacht hat!«
    »Wen?«
    »Malek-Pascha.«
    »Maschallah, den Großvezier?«
    »Ja. Wir haben ihn in einer Feluke aufgegriffen, in der er nach Tenedo wollte.«
    »Und die Mannschaft der Feluke?«
    »Ist auch kriegsgefangen.«
    »Wo?«
    »Drüben im Raume.«
    »Wo sind meine Leute?«
    »Die Türken sind im Backbord-, die Ihrigen im Steuerbordraume untergebracht.«
    »Wo ist Manu-Remusat?«
    »Bei ihnen.«
    »Und meine Frau?«
    »Ihre Frau? Haben Sie eine Frau? Ah, die verschleierte Dame in der Kajüte des Herzoges!«
    »In der Kajüte des Herzoges? Maschallah, wer hat sie dort einquartiert?«
    »Der Herzog selbst, er begnügt sich mit dem Nebenraume.«
    »Hat er ihr Gesicht gesehen?«
    »Nein; das weiß ich sehr genau, denn ich habe seine und ihre Bedienung. Sie ist verteufelt kouragirt und hat beim Essen ein Messer zurückbehalten, mit dem sie sich erstechen will, wenn Jemand ihre Kleidung anrührt.«
    »Willst Du mir eine Botschaft an sie ausrichten?«
    »Wollen Sie nicht selbst mit ihr sprechen?«
    »Willst Du mich verführen?«
    »Fällt mir gar nicht ein! Meister Brandauer hat Sie gerettet, und was der kann, das kann ich auch. Ich werde Sie befreien.«
    »Wirklich!« jauchzte es hinter der Bohlenwand auf.
    »Ja. Sie fliehen, und ich reiße mit aus, denn ich habe diese ewige Prügelei satt.«
    »Aber wie es anfangen? kannst Du mir öffnen?«
    »Ja; der Verschluß besteht ja nur in zwei hölzernen Riegeln.«
    »Kannst Du mir einen Matrosenanzug besorgen?«
    »Ja. Tom hat einen in seiner Kiste und wird es nicht gleich merken, wenn ich ihn mir einmal heimlich borge.«
    »Also die Gefangenen sind alle im Raume untergebracht?«
    »Ja.«
    »Wo schlafen die

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