Scepter und Hammer
Bord erhalten.«
»Komm!«
Er schritt ihm voran nach dem Vorderkastell, wo sich die Türken sofort vor ihm zur Erde warfen.
»Liegt im Staube und hört, was ich Euch sage! Dieser Mann ist mein Sohn und Freund; ich übergebe ihm die Leitung des Schiffes, und Ihr habt ihm bei Eurem Leben ebenso zu gehorchen wie mir selbst. Ihr kennt die Bastonnade und die Schlinge! Jetzt sprich Du mit ihnen weiter!«
Er kehrte zum Steuer zurück. Katombo aber rief auch seine Araber herbei und hatte bald seine Dispositionen so getroffen, daß jede Stelle wenigstens nothdürftig besetzt war und er hoffen konnte, Stambul glücklich zu erreichen.
Während dieser Vorkommnisse waren immerhin einige Stunden vergangen. In der ersten Zeit war der Lärm unter Deck in ununterbrochener stürmischer Weise erschollen; dann hatte er sich nach und nach vermindert, und endlich war es ruhig geworden. Die Ueberlisteten hatten eingesehen, daß sie an ihrer Lage nichts zu ändern vermochten.
Jetzt hellte sich der Osten, zum Zeichen, daß der Tag heranzubrechen beginne, und die Maschinisten stiegen zum Feuerraume hinab, um dem Schiffe Dampfkraft zu geben. Für Ayescha war das Zelt aus dem Sandal heraufgeholt und auf dem Quarterdecke aufgerichtet worden; Katombo stand neben demselben. Manu-Remusat hielt immer noch am Steuer, und Malek-Pascha hatte sich in die Kapitänskajüte zurückgezogen, welche, als die beste und eleganteste Räumlichkeit, ihm zum Aufenthalte dienen sollte.
Da trat Ali herauf zu Katombo.
»Sihdi, da unten pocht Einer immerfort und will mit dem Kapitän reden, dort wo die Offiziers stecken!«
Ali war Bootsmann geworden und that sich nicht wenig auf diese Würde zu gut.
»Rufe die Leute, die nicht beschäftigt sind, unter die Waffen, und dann wollen wir öffnen.«
Die Waffen waren bereits vertheilt worden und nach wenigen Augenblicken marschirte eine stattliche Reihe Seemänner vor den Kajüten auf.
»Ali, öffne!« befahl Katombo.
Die Handspeichen wurden fortgenommen und die Nägel entfernt. Sofort trat der Kapitän hervor, gefolgt von sämmtlichen Offizieren. Sie hatten sich Alle bis an die Zähne bewaffnet, mußten aber einsehen, daß ein Widerstand ohne Hilfe ihrer eingeschlossenen Mannschaften ein gleich von vorn herein verunglücktes Unternehmen sei.
Daß etwas einer Meuterei oder einer Empörung Aehnliches vorliege, hatten sie sich wohl denken können, wie die Verhältnisse aber eigentlich und wirklich standen, das hatten sie sich natürlich nicht sagen können. Katombo hatte die Uniform ab-und seine Kleider wieder angelegt. Die Haltung welche er einnahm, mußte ihnen sagen, daß er der Mann sei, an den sie sich zu wenden hatten.
Die Offiziere blieben halten, der Kapitän trat vor.
»Wo ist Seine Durchlaucht der Herzog von Raumburg?«
Katombo lächelte überlegen.
»Sie stehen nicht an dem Platze, welcher Sie berechtigen könnte, irgend eine Frage an mich, den gegenwärtigen Kommandeur des ›Drachen‹ zu richten. Das Schiff ist seit einigen Stunden Eigenthum meines Kriegsherrn, des Sultans von Stambul, und ich an Ihrer Stelle würde vorziehen, das Weitere ruhig abzuwarten. Dennoch will ich ausnahmsweise Ihre Frage beantworten: Malek-Pascha ist frei, Raumburg aber befindet sich jetzt in demselben Käfige, in welchen Sie mich einsperren zu lassen beliebten.«
»Der Herzog – in diesem Loche!«
»Der Schuft – in diesem Loche! wollen Sie wohl sagen. Es haben bessere Männer dort gesteckt, wie ich mich selbst überzeugt habe, wenn auch nur für wenige Stunden, und zwar nicht nur als politische, sondern sogar auch als Kriminalgefangene, wie Sie sich entsinnen werden. Auch Sie sind Gefangene, und zwar die meinigen, und es steht ganz in Ihrem Belieben, ob Ihre Lage leicht oder schwer zu ertragen sein wird. Geben Sie Ihre Waffen ab!«
Die Herren blickten einander fragend an, dann schnallte der Kapitän seinen Säbel ab und entledigte sich des Messers und der Pistolen. Die Uebrigen folgten seinem Beispiele.
»Sie werden hier ruhig und im Gliede warten, bis ich Ihre Räume besichtigt habe. Wer eine verdächtige Bewegung unternimmt, wird erschossen!«
Er verschwand mit Ali in den Kajüten, und es dauerte sehr lange, ehe er zurückkehrte. Als dies geschah, trug der neue Bootsmann einen ganzen Pack von allerlei Effekten auf den Armen.
»Ich habe mir erlaubt mir Einiges auszusuchen, dessen Sie vorläufig nicht mehr bedürfen – Depeschen und Instruktionen, die für uns von großer Wichtigkeit, für Sie aber von keinem
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