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Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Wasser und Speise finden für Dich und Dein Thier.«
    »Wie heißt der Schech Deines Lagers?«
    »Er wird Dir seinen Namen selbst sagen. Komm!«
    Der Fremde schloß sich an.
    Die Sonne senkte sich immer mehr zum Horizonte nieder, und es war nicht mehr weit bis zu der in jenen Gegenden so kurzen Dämmerung, als in der Ferne grüne Palmenwedel auftauchten, und bald wurde ein Wadi erreicht, welches in Folge eines rieselnden Quelles eine außerordentliche Fruchtbarkeit zeigte.
    Unter den schlanken Palmen, welche voll schwerer Datteltrauben hingen, standen wohl an sechzig Zelte, deren größtes gerade auf dem Mittelpunkte der Oase errichtet war. Vor demselben stand der Herr des Lagers-Omar-Bathu der Mamelukenfürst.
    Die zehn Jahre der Aechtung und Verbannung hatten keinen ungünstigen Eindruck auf sein Aeußeres gemacht. Sein Gesicht war tief gebräunt, seine Gestalt stärker, voller und kräftiger geworden. Er blickte hinaus nach Osten, von woher sich der Zug nahte. Da öffnete sich der Vorhang des Zeltes, und Sobeïde trat heraus. Sie hatte die Sitte der Beduinenweiber angenommen und war unverschleiert. Auch auf sie hatte die Zeit keinen ungünstigen Einfluß geäußert. Sie schien gar nicht gealtert zu haben und war vielmehr noch schöner als vorher geworden.
    »Magst Du nicht hereinkommen, Lieber? Das Mahl ist bereitet.«
    »Ich möchte, aber dort nahen unsere Leute, welche eine Anzahl Fremder bringen.«
    »Wer mag es sein? Gefangene Feinde?«
    »Ich weiß es nicht. Schau, es muß ein Weib dabei sein, denn das eine Djemmel 21 trägt einen Tachterwahn.«
    Die Nahenden kamen schnell herbei, getragen von ihren Thieren, welche die Nähe des Wassers witterten. Omar-Bathu’s Gesicht nahm immer mehr den Ausdruck der Spannung an, aber das Auge der Liebe sieht scharf. Sobeïde stieß plötzlich einen Schrei aus.
    »Mein Vater!«
    Die Arme ausbreitend, eilte sie ihm entgegen. Remusat sprang vom Pferde und zog sie an sich.
    »Mein Kind, meine Tochter!«
    Er küßte sie mit väterlicher Zärtlichkeit und begrüßte dann Omar, welcher mittlerweile Katombo die Hand geboten hatte. Der Letztere ließ das Kameel, welches den Tachterwahn trug, niederknien. Ayescha stieg aus. Jetzt verdoppelte sich der Jubel. Das ganze Lager gerieth in freudige Aufregung über den Besuch, welchen der Scheich erhalten hatte, und dem Beduinen vom Stamme Beni Soliman kam diese Freude zu gute, denn man nahm sich keine Zeit, weiter nach seinen Verhältnissen zu forschen, er durfte als Gast in der Oase bleiben.
    Am Abende saßen die seit langer Zeit wieder einmal Vereinten unter den Palmen und erzählten sich gegenseitig ihre Erlebnisse. Auch Sobeïde hatte ihrem Manne ein Töchterchen geschenkt, welches bereits neun Jahre zählte und also sieben Jahre älter war als die Tochter Katombos.
    Die beiden so weit auseinander gerissenen Familien hatten nur äußerst selten von einander Kunde erhalten können, da der Aufenthalt Omar-Bathus sehr oft wechselte und auch stets verborgen bleiben mußte. Desto ausführlicher wurde jetzt Alles behandelt.
    Vom Wasser her erscholl der Ton der Rababa, zu welchem sich einige Mädchen im Tanze drehten. Alle Männer waren dort versammelt, und darum hatte auch Ayescha den Schleier zurückgeschlagen, so daß ihr schönes Angesicht im Strahle des Mondes und der Sterne zu erkennen war.
    Und doch wurde sie von einem unberufenen Auge beobachtet. Der fremde Beduine hatte sich hinter den Stamm einer nahen Palme geschlichen und beobachtete die Gruppe mit der größten Aufmerksamkeit. Auch von dem Gespräche vernahm er den größten Theil und zog sich erst dann zurück, als er bemerkte, daß man sich anschickte, sich zur Ruhe zu begeben.
    In kurzer Zeit lag die Oase in tiefster Ruhe. Auch die Wüste schwieg, und nur zuweilen erscholl von weitem das bellende ›J-a-u‹ des Schakals oder das tiefe ›Om-mu‹ der Hyäne.
    Da erhob sich der Beduine von der Decke, auf welcher er gelegen hatte, und schlich sich zwischen zwei Zelten hindurch, um in das Freie zu gelangen. Er kam unbemerkt hinaus und eilte dann in der Richtung fort, aus welcher er am Tage gekommen war. Nach einer Viertelstunde ungefähr blieb er stehen und stieß den Schrei des Geiers aus, welcher sofort beantwortet wurde.
    Er ging dem Tone nach und stand bald vor einem Manne, welcher sich von der Erde aufgerichtet hatte.
    »Nun, Selim, ist es das richtige Duar 22 des Mameluken?«
    »Ja, Sihdi.«
    »Endlich, endlich habe ich ihn und werde den Preis verdienen, den der Khedive

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