Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
erbleichte.
    »Glaubst Du nun, daß ich Nurwan-Pascha bin?«
    »Ja.«
    »Dann nieder auf die Knie mit Dir, Hund! Ich befehle Dir, die Wahrheit zu sagen. Lügst Du fort, so wirst Du todt gepeitscht.«
    Der Gefangene warf sich auf die Kniee.
    »Frage, Herr! Dein Knecht wird antworten.«
    »Wie ist Dein wirklicher Name?«
    »Selim.«
    »Was bist Du?«
    »Janitschar.«
    »Was thust Du in der Wüste?«
    »Ich suche den Mameluken Omar-Bathu.«
    »Du bist nicht allein. Wer ist bei Dir?«
    »Der Aga mit hundertzwanzig Mann.«
    »Wo ist er?«
    »In der Nähe. In einer Minute kann er bereits über Euch herfallen.«
    »Ah! Die Fackel aus. Nehmt Eure Waffen, Ihr Männer; versammelt die Frauen in der Mitte des Duar und verhaltet Euch still! Wer hat Dir diese Oase verrathen?«
    »Der Aga weiß es, ich nicht.«
    »Das Leben sei Dir geschenkt, denn Du hast gehorchen müssen und mir jetzt die Wahrheit gesagt.«
    Er löste ihm die Fesseln und fuhr dann fort:
    »Ich gebe Dir die Freiheit. Gehe zum Aga und sage ihm, daß Nurwan-Pascha hier gebietet. Er wird von seinem Vorhaben abstehen.«
    Selim eilte davon, so schnell als ihn seine Füße tragen wollten; an sein Kameel und die ihm abgenommenen Waffen dachte er gar nicht. In einiger Entfernung von der Oase traf er auf die herbeischleichenden Janitscharen. Der voranschreitende Aga verwunderte sich über sein Erscheinen.
    »Du kehrst zurück! Warum?«
    »Um Dir zu sagen, daß der Ueberfall nicht stattfinden darf.«
    »Warum?«
    »Der Kapudan-Pascha ist im Duar.«
    »Nurwan-Pascha! Hat Dir der Scheitan 25 den Verstand genommen?«
    »Sihdi, er ist es. Ich wollte es nicht glauben, und er hat mir seinen Biulderi gezeigt.«
    »Wann? Jetzt?«
    »Jetzt. Er hatte mein Verschwinden bemerkt und meine Rückkehr erwartet. Er weckte alle Männer des Duar und ließ mich fesseln. Ich mußte ihm Alles gestehen, und nun sendet er mich, Dich zu warnen.«
    »Warnen? Was geht mich Nurwan-Pascha an! Er ist Offizier des Großherrn, und ich bin Offizier des Vizekönigs. Ich habe ihm nicht zu gehorchen. Der Vizekönig hat mir befohlen, Omar-Bathu zu fangen oder zu tödten, und das werde ich thun, obgleich es nun einen harten Kampf geben wird, weil sie gewarnt sind. Deine Strafe wirst Du morgen erhalten dafür, daß Du uns ihm verrathen hast!«
    »Sei gnädig, Herr! Ich konnte nicht anders.«
    »Wer ist Dein Herr, er oder ich?«
    »Du, Sihdi. Aber bedenke, daß Du dem Vizekönig viel Verlegenheit bereiten wirst, wenn Du den obersten Seeoffizier des Großherrn tödtest.«
    »Ich werde ihn nicht tödten, wenn er mich in der Erfüllung meiner Pflichten nicht stört. Hast Du das Weib des Mameluken gesehen?«
    »Ich habe ihr Angesicht geschaut, denn sie war nach Sitte der Beduinen nicht verschleiert.«
    »Ist sie wirklich so schön, wie man dem Vizekönig erzählt hat?«
    »Ja. Sie ist herrlich wie eine Houri des Himmels.«
    »Sie soll das Harem des Vizekönigs zieren. Du kehrst jetzt zurück zu Nurwan-Pascha und sagst ihm, er solle mir den Mameluken mit seinem Weibe ausliefern; dann werde ich friedlich abziehen, ohne den Uah zu betreten.«
    »Er wird es nicht thun, denn sein Weib ist die Schwester von Omars Weib.«
    »Dann werden wir angreifen, und es ist seine Schuld, wenn auch er getödtet wird. Gehe! Vielleicht erlasse ich Dir Deine Strafe.«
    Der Untergebene gehorchte. Es dauerte eine ganze Weile ehe er zurückkehrte.
    »Nun?« frug der Aga.
    »Sihdi, er war sehr zornig und wollte mich tödten, weil ich es wagte, ihm einen solchen Antrag zu stellen.«
    »Wie lautete seine Antwort?«
    »Du sollst kommen und Dir den Mameluken holen.«
    »Weiß er, wie viel wir sind?«
    »Nein,« log Selim, um seine Lage nicht zu verschlimmern.

    »Er glaubt vielleicht, daß wir weniger zählen als die Seinen. Wir greifen an. Bringst Du mir die Schädel von fünf Feinden, die Du selbst getödtet hast, so werde ich Dir verzeihen. Vorwärts! Wir umzingeln die Uah, und wenn ich das Zeichen gebe, fallen wir ein und tödten Alles, was sich widersetzt. Alles, was wir finden, ist Euer Eigenthum.«
    Dieses letztere Versprechen war darauf berechnet, die Tapferkeit der Janitscharen anzuflammen, und erreichte auch ganz diesen Zweck. Sie theilten sich in zwei Haufen, um das Lager von allen Seiten zu nehmen. Tiefe Stille lagerte auf der Wüste; aber nach einiger Zeit erscholl der schrille Schrei des Adlers, und sofort wurde es laut im Duar.
    Befehlende Stimmen ertönten, Flüche erschallten, Schüsse krachten. Dann warf man die Flinten fort und

Weitere Kostenlose Bücher