Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
befehle, ich gebiete es Ihnen.«
    »Wir gehorchen, Majestät. Aber man klingelte. Der erwartete Patient muß angekommen sein.«
    »So begeben wir uns nach Nummer Eins.«
    Als sie den Korridor betraten, in welchem diese Nummer lag, tönte ihnen ein lautes Geheul entgegen.
    »Schon eingeschnallt?« frug der König.
    »Ja. Die Wärter haben Ew. Majestät Befehl vernommen und darnach gehandelt.«
    »So kommen Sie!«
    Die Thür der Zelle stand offen. Vier starke robuste Wärter standen vor dem Zwangsstuhle, auf welchem der Angekommene festgeschnallt war. Ihm gegenüber stand ein zweiter Stuhl. Beide waren mit eisernen Klammern an die Mauer befestigt. Sobald die Wärter die Herren kommen sahen, traten sie zurück, um Platz für dieselben zu machen.
    »Durchlaucht, kennen Sie diesen Mann?«
    »Pen – – ah – – nein, Majestät; er ist mir vollständig unbekannt.«
    »Es ist jener Penentrier, dessen Namen Sie soeben aussprechen wollten und den ich Ihnen vorzustellen versprach.«
    »Was hat er gethan, Majestät?«
    Der Herzog hatte seine Selbstbeherrschung wieder erlangt. Er erkannte, daß der König Alles erfahren habe und daß die Entscheidung zwischen sich selbst und dem Monarchen nicht in offener Feldschlacht falle, sondern daß ihre Stunde jetzt, hier zwischen den düstern Mauern des Irrenhauses hereingebrochen sei. Für seine eigene Person fürchtete er nichts; er wähnte sich erhaben über die menschliche Gerechtigkeit und hatte weder bemerkt noch gehört, was die Aerzte hinter seinem Rücken den vier Wärtern heimlich zuflüsterten. Er trat, als er seine letzte Frage that, in beinahe herausfordernder Haltung einen Schritt zurück und sah dem König fest in die Augen. Dieser lächelte gleichmüthig.
    »Dieser arme Mensch leidet an der unglücklichen Manie, Könige entthronen und Herzoge an ihre Stelle setzen zu wollen.«
    »Ist dies bewiesen, Majestät?«
    »Allerdings.«
    »Durch die nöthigen und untrüglichen ärztlichen und amtlichen Zeugnisse?«
    »Ganz durch dieselben untrüglichen Dokumente wie zum Beispiel einst bei dem Herrn von Wallroth und der Zigeunerin Zarba.«
    »Majestät, die Oberleitung dieser Anstalt liegt für jetzt in keiner andern als in meiner Hand!«
    »Und wer steht wieder über Ihnen?«
    »Niemand!«
    »Ah! Sollte ich vielleicht in die glückliche Lage kommen, auch an Ihnen die Spur einer unglücklichen Geistesstörung wahrzunehmen?«
    »Das ist niemals zu befürchten. Meine nüchterne Denk –«
    »Nüchtern? Ich möchte behaupten, daß Sie in letzter Zeit sich in einem ganz bedeutenden Delirium befunden haben!«
    »Ah! Majestät sprechen in dieser Weise und zwar vor diesen Leuten hier. Nun wohl, so will ich Ihnen sagen, daß dieses Delirium um sich greifen wird, bis es sich über das ganze Land erstreckt; es wird zu einer Krisis führen, welche es offenbar macht, daß der Wahnsinn dieses vermeintlichen Kranken nichts Anderes ist, als das gesunde und sehr wohl begründete Bestreben, Norland glücklich zu machen.«
    »Schön! Welches Glück meinen Sie? Wohl dieses hier?«
    Er griff in die Tasche und zog die Dokumente hervor, welche der Herzog gestern dem Pater unterschrieben hatte. Er hielt sie ihm entgegen. Der Herzog erkannte sie und that einen hastigen Griff darnach. Der König zog sie zurück. Da packte ihn der Andere beim Arme.
    »Diese Papiere gehören mir. Her damit!«
    »Durchlaucht, bedenken Sie, wer es ist, der vor Ihnen steht!«
    »In diesem Augenblicke nur ein Dieb, welcher sich mein Eigenthum angemaßt hat. Her damit, oder –!«
    »Oder! Was? Durchlaucht, die Spur, von der ich vorhin sprach, wird immer deutlicher. Soll ich Sie wirklich für geisteskrank halten?«
    »Herrraus!«
    Er faßte den König bei der Brust. Dieser blieb ruhig.
    »Meine Herren, Sie sehen, daß dieser Mann allen Ernstes geistig gestört ist; er nennt die Majestät einen Dieb und vergreift sich sogar an ihr. Thun Sie Ihre Pflicht: ich gebe ihn in Ihre Behandlung!«
    Im Nu wurde der Herzog von den vier Wärtern gepackt. Er wehrte sich mit allen Kräften gegen sie, aber all sein Zorn und all seine Körperkraft halfen ihm nichts. Er wurde überwältigt und auf den leeren Zwangsstuhl gebunden, so daß er seinem jesuitischen Verbündeten Auge in Auge gegenüber saß. Ein Knebel verhinderte ihn am Sprechen.
    Auf einen Wink des Königs traten die Andern aus der Zelle, so daß er sich allein mit den beiden Internirten befand.
    »Jetzt, Durchlaucht, werden Sie mich anhören müssen, ohne mich mit Ihrem Wahnsinne

Weitere Kostenlose Bücher