Scepter und Hammer
und holst den kleinen Dietrichring und ein kleines aber festes Stemmeisen. Ich gebrauche Beides vielleicht. Beides legst Du in dieses Köfferchen, aus welchem der Meister die Papiere nimmt, und bringst es mir hier vor das Portal. Doch gehe schnell!«
»Pin schon pereits darüper. Empfehle mich!«
Er stieg eiligst davon.
Kaum eine halbe Stunde später fuhr die Equipage der Prinzessin am Palaste des Herzogs vor und wurde von einigen Dienern empfangen, unter denen sich auch derjenige befand, welcher die Billets seines Herrn so pflichtgetreu besorgt hatte. Er erkannte Max wieder.
»Ihre Billets sind ausgehändigt worden,« benachrichtigte ihn der letztere. »Ist Durchlaucht der Herzog zu sprechen?«
»Er ist ausgefahren und noch nicht zurückgekehrt.«
»Aber der Haushofmeister?«
»Ist zugegen.«
»Führen Sie uns nach dem Salon, und rufen Sie ihn!«
Sie wurden nach dem Empfangssaale gebracht, in welchem augenblicklich der Genannte erschien. Prinzeß Asta brachte ihren Wunsch vor, welcher dem Hausbeamten natürlich als ein Befehl galt. Er erklärte sich bereit, die Herrschaften zur Bibliothek zu geleiten.
»Wo liegt diese?« frug Asta.
»Gerade gegenüber, neben dem Arbeitskabinete Seiner Durchlaucht.«
»So können Sie sich ja nicht irren, Herr Doktor,« meinte sie zu Max und fügte, zu dem Hausbeamten gewendet, hinzu: »Gestatten Sie diesem Herrn auszuwählen; denn ich hoffe nicht, daß Sie mich hier zur Einsamkeit verdammen werden!«
Der Mann war ganz entzückt, von der Prinzessin in dieser Weise ausgezeichnet und zu einer Unterhaltung eingeladen zu werden. Er geleitete Max zur Bibliothek und ließ ihn dann, zur Prinzessin zurückkehrend, allein.
Zunächst versicherte sich Max daß er wirklich unbeobachtet sei; dann öffnete er die geheime Thür zu dem Gange und zog sie aus Vorsicht wieder hinter sich zu. Einige Stufen abwärts vernahm er ein Geräusch, als ob Jemand an einem eisernen Gegenstande arbeite. Er stieg hinab und tastete an den Fallschirm, von dessen Dasein er bisher nichts gewußt hatte. Sofort hörte das Geräusch hinter demselben auf.
»Majestät, sind Sie es?«
»Ja. Wer ist da?«
»Max Brandauer.«
»Ah, Gott sei Dank! Ich hatte auf Dich gerechnet. Kannst Du mich befreien, aber ohne Aufsehen?«
»ich hoffe es.«
»Kennst Du diese beiden Eisenwände bereits?«
»Nein. Also zwei sind es?«
»Ja; eine vor mir und eine hinter mir.«
»In welcher Entfernung von einander?«
»Zwölf Schritte ungefähr.«
»Aus welcher Richtung sind sie vorgeschoben?«
»Von oben herabgefallen.«
»Sie stehen jedenfalls mit einem Mechanismus in Verbindung. Welche fiel zuerst nieder?«
»Die nach dem Garten zu war schon nieder, als ich den Gang betrat. Ich ließ den Prinzen vor mir gehen; er faßte mich aber plötzlich, warf mich die Stufen hinab und sprang in die Bibliothek zurück. Noch ehe ich mich aufraffen und ihm folgen konnte fiel die andere herab, und ich war eingeschlossen.«
»Jedenfalls hat er die erstere herabgelassen, noch ehe der Gang betreten wurde. Haben Sie nichts bemerkt, Majestät? Um den Gang zu öffnen, brauchte er nur ein Büchergestell abzurücken. Hat er noch eine andere Bewegung vorgenommen, einen anderen Griff gethan?«
»Ja. Links an diesem Gestell, welches sich nachher bewegte, zog er ein Buch aus dem Fache und drückte an einem Knopfe, worauf ein Rasseln zu hören war.«
»Ganz so, wie ich vermuthe. Dies war vor dem Eintritte in den Gang, den er dadurch nach außen hin abgeschlossen hat. Dann hat er Ihnen jedenfalls durch einen zweiten Knopf den Weg nach rückwärts abgeschnitten. Bitte, verhalten Sie sich ruhig. Ich werde nachsehen.«
»Wie kommst Du hierher? Du mußt Dich doch jedenfalls allein in der Bibliothek befinden?«
»Allerdings. Ich habe den Prinzen gefangen genommen.«
»Ah! Tüchtiger Kerl! Weiter!«
»Ich stellte Prinzeß Asta Ihre Lage vor, Majestät. Sie stimmte bei mir zu helfen. Während ich versuche, diese Wände zu beseitigen, hält sie den Haushofmeister im Salon zurück. Doch haben wir jetzt keine Zeit zu verlieren, es kann jeden Augenblick ein Diener in die Bibliothek treten.«
Er kehrte in die letztere zurück und nahm seine Untersuchung vor. Bald war links von der Thür ein Knopf und rechts in gleicher Entfernung von derselben ein zweiter gefunden, doch konnten beide nicht bewegt werden. Er suchte in derselben Linie nach oben und unten und fand endlich tief am Boden hinter den Büchern zwei gleiche Knöpfe, welche auf sein Drücken
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