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Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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geworden bin? Dieses braune Gesicht gegen die bleichen Wangen, welche ich vorher hatte, nicht wahr?«
    »Ja, Kindchen, Sie sehen jetzt ungeheuer kräftig aus. Aber es gibt sehr viele Männer, welche bleiche Wangen mehr lieben als braune.«
    »So? Gibt es solche? Papa sagt, daß er braune Wangen gern habe, weil das ein Zeichen von Gesundheit sei. Kranke Personen sollen ja niemals braune Wangen bekommen.«
    »Aber bei Hofe ist braun eine gemiedene und bleich eine recht gesuchte Farbe.«
    »Ich bin ja gar nicht bei Hofe und will lieber braun als bleich aussehen. Denken Sie nur, wie das sonderbar schauen möchte, wenn unser Matrose bleiche Wangen hätte!«
    »Unser Matrose? Wer?«
    »Nun dieser Bill Willmers!«
    »Ach ja, der ist ja ›unser‹ Matrose! Und der hat sich wirklich so gut gehalten während der Reise?«
    »Sehr gut. Und trotzdem habe ich ihn sehr oft und viel ausgezankt. Er sorgte nur für Papa und mich. Er hätte mir jedes Steinchen und Hölzchen unter den Füßen wegnehmen mögen, während er alle Anstrengungen trug und nur immer darauf sann, wie er uns das Reisen angenehm und leicht machen könne. Ich wünschte sehr, er wäre kein Matrose und kein Diener.«
    »Nicht? Was denn?«
    »Ein – ein – ein Kapudan-Pascha oder ein General oder ein – ein – ja, ein Prinz!«
    »Ein Kapudan-Pascha, ein General oder ein Prinz! Und warum denn das, Kindchen?«
    »Weil – weil – ja, ich weiß es auch nicht genau; vielleicht weil er sich dann auch so schön bedienen lassen könnte, wie er uns jetzt bedient, und weil ich ihm so etwas von Herzen gönnen würde.«
    »Sie können ihn also wohl sehr gut leiden?«
    »Ja, denn er ist im Uebrigen gar nicht wie ein Matrose oder Diener. Wenn man ihm einen Befehl gibt, so sieht er grad so aus, als ob er diesen nicht aus Unterwürfigkeit, sondern aus Liebe und Herablassung ausführe. Uebrigens befiehlt ihm nur Papa; ich bitte ihn stets, und wenn ich so freundlich spreche, so sieht er mich an mit ein paar Augen, mit denen ich mich von einem Andern gar nicht ansehen lassen würde.«
    »Warum, Kindchen?«
    »Weil – weil solche Augen nur Der haben darf, den man lieb hat.«
    »Ich denke, Sie können ihn gut leiden? Und das ist doch ganz dasselbe, als ob Sie ihn lieb haben!«
    »Ja, das verstehe ich nicht, und darum wollte ich eben gern, daß er ein Kapudan-Pascha oder ein Prinz oder ein General wäre. Er hätte ganz gewiß das Geschick dazu, das können Sie mir glauben. Ich habe es gesehen, als wir da droben in den Bergen von den Schmugglern angefallen wurden.«
    »Angefallen sind Sie worden? Und gar noch von Schmugglern? Herrjesses, Kind, das ist ja ganz fürchterlich gefährlich!«
    »Allerdings. Sie dachten, wir wären Süderländer, und verlangten uns Alles ab, was wir bei uns hatten. Aber da kamen sie bei Papa und dem Willmers an die Unrechten. Die sprangen mitten unter sie hinein und schlugen gar gewaltig um sich. Ich schrie laut vor Angst, denn ich sah, daß wir dennoch besiegt werden würden. Da rief der Willmers:«
    »Seid Ihr Norländer oder Süderländer?«
    »Warum?« frug der Anführer.
    »Antwortet nur!«
    Das klang so streng und befehlshaberisch, daß der Mann sofort sagte:
    »Norländer.«
    Da sagte Willmers nur ein einziges Wort, und sofort ließen sie von uns ab.
    »Welches Wort?«
    »Einen Namen, nämlich Zarba.«
    »Wunderbar! Zarba hieß doch die Zigeunerin, deren Mutter damals der Herzog von Raumburg ermordete, wie ich Ihnen und dem Herrn Pascha erzählt habe!«
    »Allerdings. Ich weiß auch nicht, wie das zusammenhängt. Ich habe Papa darüber gefragt, aber er konnte mir auch keine Auskunft geben. Aber sehen Sie den Dampfer, der jetzt in den Hafen läuft?«
    »Dort? Ja. Es sind gar viele Passagiere an Bord.«
    »Vielleicht ist Ihr Prinz, der Fregattenkapitän dabei.«
    »Möchten Sie ihn sehen, Kind?«
    »Ja, weil ich so sehr viel von ihm gehört habe. Er soll doch der beste und tapferste Seeoffizier in der ganzen norländischen Marine sein, wie mir Papa sagte.«
    »Ja, das ist wahr. Und unser alter Herr, sein Vater, ist der beste und tapferste Landoffizier von Norland. Sehen Sie, jetzt hat der Dampfer angelegt, und die Passagiere steigen aus.«
    »Es sind sehr viele, lauter Herren; das Schiff scheint sehr weit herzukommen. Sehen Sie den einen Herrn mit grauem Haar? Der muß sehr vornehm sein, denn er hat mehrere Diener bei sich.«
    »Der? Ja, meine alten Augen sind nicht so scharf wie die Ihrigen. Ich sehe zwar – was? Herrjesses, Kindchen, das ist ja

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