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Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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erkannt und einen so scharfen Vorstoß unternommen, daß sich der Hauptmann, allerdings ohne Verlust, zurückziehen mußte. Kaum hatte er sich mit seinen Leuten hinter die Schanze geflüchtet, so erschien der Feind, jetzt Schützen an der Spitze. Er stutzte beim Anblicke des Verhaues einen Augenblick, rückte dann aber zum Angriffe vor. Wallroth ließ ihn so nahe wie möglich herankommen; dann flogen die Masken von den Geschützen und der Adler Norlands erhob sich über der Schanze.
    »Feuer!« kommandirte er.
    Die acht Geschütze krachten zu gleicher Zeit. Ein Hagel von Kartätschen riß die Jäger, so weit sie um die letzte Biegung erschienen waren, förmlich nieder, und unten vom Thale empor schallte ein Geheul, welches nur zu sehr bewies, daß die Kugeln ihre Schuldigkeit gethan hatten.
    Der Krieg hatte begonnen! –
    Am andern Morgen tönte Glockengeläute durch ganz Norland. Wie durch einen Zauberschlag hatte sich selbst bis in das kleinste Dorf die Nachricht verbreitet, daß der König die bisherige Regierungsform aufgegeben, die verhaßten Räthe und Minister entfernt habe und seinem Volke eine Konstitution geben werde. Dieses Volk solle seine selbstgewählten Vertreter an den Hof schicken, um die Konstitution zu berathen. Und bereits wurde überall Max Brandauer genannt, dem diese hohe Errungenschaft zu verdanken sei. Die Proklamationen des Königs waren an allen Ecken angeschlagen und unter dem Namen desselben mit »Max Brandauer, Geheimerath,« unterzeichnet. Der König selbst hatte es so befohlen.
    Im ganzen Lande war keine einzige Stimme zu hören, welche eine feindselige Aeußerung hätte thun mögen oder dürfen, und als man nun auch erfuhr, welche Gefahr dem Staate gedroht habe und mit welchen Mitteln dieselbe abgewendet worden sei, war an allen Ecken und Enden eine Entrüstung zu spüren, in welche selbst Diejenigen mit einstimmen mußten, welche geheimen Antheil an den revolutionären Umtrieben gehabt hatten.
    Am Nachmittage erschien eine zweite Proklamation des Königs, in welcher er den Einfall der Süderländer bekannt machte und seine Streiter zu den Waffen rief. Dies fachte den Patriotismus zu doppelter Höhe an. Alles eilte freudig zu den Fahnen und noch im Laufe des Tages liefen von verschiedenen Orten telegraphische Petitionen ein, in denen um die Erlaubniß zur Bildung von Freiwilligenregimentern gebeten wurde. Der König und sein ›Geheimerath‹ hatten ganz gewiß eine außerordentliche Menge von Arbeiten zu überwältigen. – –Der Tag, an dem die beiden Sternburgs Tremona verlassen hatten, war vergangen, und der andere Morgen brach an. Ganz in der Frühe hielt ein Reiter auf Schloß Sternburg zu. Es war ein Offizier. Er mußte am Thore klopfen, da dasselbe noch gar nicht geöffnet war.
    Der Kastellan erschien und ließ ihn ein.
    »Nurwan-Pascha?« frug der Ankommende.
    »Ist da, schläft aber noch.«
    »Wecken Sie ihn und melden Sie mich. Hier ist meine Karte. Ich gehe einstweilen in den Garten.«
    Nach zehn Minuten erschien Horn dort, um ihn zum Pascha zu führen. Dieser stand im Empfangszimmer.
    »Ich komme direkt von Sr. Majestät, dem Könige,« meinte der Offizier nach der ersten Begrüßung, »und habe Ihnen dieses Couvert zu übergeben.«
    Der Pascha runzelte die Stirn.
    »Es enthält jedenfalls meine Instruktionen. Sie sind Flügeladjutant des Königs und kennen jedenfalls den Inhalt dieses Schreibens, nicht?«
    »Ja. Es ist mir in die Feder diktirt worden.«
    Katombo erbrach das Couvert und überflog den Inhalt.
    »Es ist so, wie ich dachte, aber bitte, Herr Generalmajor, kommen Sie!«
    Er führte ihn hinaus auf den Balkon, von welchem aus man den Hafen überblicken konnte.
    »In diesem Schreiben werden meine gestrigen Bedingungen acceptirt; Seine Majestät sind so gütig, mir den Oberbefehl über die im Hafen von Tremona liegende Flotte zu übertragen; aber nun frage ich Sie, wo diese Flotte ist. Bemerken Sie vielleicht eine einzige Spur von derselben?«
    »Ah! Wie kommt das?«
    »Noch gestern Abend lagen vierzehn Kriegsschiffe hier; über Nacht sind sie verschwunden. Kehren Sie zurück, melden Sie es dem Könige und ersuchen Sie ihn in meinem Namen um Aufklärung!«
    »Ich verstehe, ich begreife das nicht!«
    »Ich noch weniger. Es ist nicht nur hier im Reiche, sondern auch in Norland bekannt, daß ich den Oberbefehl über Ihre Marine übernehmen soll; ich trete in Verhandlung; ich sage zu; ich erhalte die Instruktion sofort, noch heute Morgen auszulaufen, Süderhafen zu

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