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Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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zeigte ein vom Wetter hart mitgenommenes Gesicht, dessen scharfes, offenes Auge mit den derben, gutmüthigen Zügen sehr glücklich harmonirte. Dieser Kopf war bedeckt von einem Hute, der so alt war, daß man den Stoff, aus dem er gefertigt war, und die ursprüngliche Farbe nur nach einer eingehenden chemischen Untersuchung hätte bestimmen können. Er war in unzählige Knillen und Falten gedrückt, und weil sein Besitzer jedenfalls eine freie Stirn liebte, so hatte er denjenigen Theil der breiten Krempe, welcher bestimmt ist, das Gesicht zu beschatten, einfach mit dem Messer abgeschnitten. Der Oberleib stak in einem kurzen, weiten, seegrünen Rocke, dessen Aermel so kurz waren, daß man den vorderen Theil der sauber gewaschenen Hemdärmel sah, aus denen ein paar braune, riesige Hände hervorblickten, deren je eine recht gut einen nicht zu kleinen Präsentirteller hätte vollständig bedecken können. Unter dem breit über den Rock geschlagenen sauberen Hemdkragen blickte ein roth und weiß gestreiftes Halstuch hervor, welches in einen sechs Zoll breiten Knoten geschlungen war, dessen Zipfel weit über die Brust herab bis auf den unteren Saum der blau-und orangekarrirten Weste hingen. Die Beine staken in hochgelben Nankinghosen, welche in fett getheerten Seemannsstiefeln verliefen, in die zur Noth ein zweijähriger Elephant hätte steigen können. Sein Gang schlug herüber und hinüber, von Backbord nach Steuerbord und von Steuerbord nach Backbord, gerade wie bei einem lang befahrenen Matrosen, der während der Dauer von vielen Jahren den festen, sichern Erdboden nicht unter den Füßen gefühlt hat.
    Der Andere war eine kleine, schmächtige Figur. Er trug eine rothe phrygische Mütze, unter welcher ein rabenschwarzes Haar in langen Locken hervorquoll. Sein hageres Gesicht war außerordentlich scharf geschnitten und zeigte jenen orientalischen Typus, welchen man besonders an den Zigeunern zu bemerken pflegt. Sein schwarzes, unruhiges Auge wanderte rastlos von einem Gegenstande zum andern, und jeder Zollbreit des ganzen Mannes zeigte jene Unruhe und Beweglichkeit, die dem wandernden Volke der Zigeuner zu eigen ist. Seine Kleidung war einfach, bequem und nicht so auffallend wie diejenige seines gigantischen Reisegefährten, doch trug sein schwankender Gang ganz dieselben Spuren einer zurückgelegten längeren Seereise.
    An Alter waren Beide einander ziemlich gleich, und auch nach ihrem Innern schienen sie verwandt zu sein, wie die kameradschaftliche Weise ihrer Unterhaltung zeigte.
    »Ein verdammter Weg, nicht wahr, Bruderherz?« meinte der Riese. »Hätte ich gewußt, daß man in diesem Fahrwasser bei jedem Schritte an eine Klippe segelt, so hätte ich einen andern Kurs vorgezogen, wenn wir auch einige Tage später in der Residenz die Anker geworfen hätten.«
    »Ich muß herauf in das Gebirge,« antwortete der Kleine. »Hättest Du die Bahn benützt, so wärest Du in einem halben Tage an Ort und Stelle gewesen.«
    »Die Eisenbahn? Hat Dich der Klabautermann gebissen, he? Soll ich etwa meinen Leichnam in eine Koje stecken, in der man weder stehen, noch sitzen, noch liegen kann und wo noch zehn Andere hocken, so daß ich meine armen Beine geradezu zum Fenster hinausrecken müßte? Und meinst Du wirklich, daß ich so einen braven Maate, wie Du bist, allein in diese Wildniß dampfen lasse, in der er jeden Augenblick Schiffbruch leiden und zum elenden Wrack werden kann? Hast Du mir nicht selbst erzählt, daß es hier eine Menge Ungeziefer gibt, dem nicht zu trauen ist, Schmuggler, Wilddiebe und wie die Piraten und Flibustier alle heißen mögen, denen es möglichen Falles auch nicht darauf ankommt, mit einer Kugel ein ehrliches Menschenkind in den Hafen zu bugsiren, von welchem aus Keiner wieder in See gegangen ist? Nein, wo Du bist, da bin ich auch, ich, der Steuermann Balduin Schubert auf seiner Majestät Kriegsschiff Neptun.«
    »Gut, Steuermann; wir sind Freunde und werden auf gleicher Länge und Breite bleiben, bis Du wieder an Bord irgend eines Fahrzeuges gehst.«
    »Ich?« frug Schubert erstaunt. »Nur ich? Ich denke, das thun wir Beide mit einander! Oder hast Du etwa gar Lust, unter das armselige Volk der Landratten zu gehen, die kein Floß von einem Dreimaster unterscheiden können und vor Angst in Ohnmacht fallen, wenn sie einen Tropfen Seewasser sehen?«
    »Du weißt es, Steuermann, daß ich die See liebe, obgleich ich auf dem Wasser die schlimmsten Tage meines Lebens verbracht habe. Es ist mein Wunsch, einst

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