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Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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auf dem Meere sterben zu können, aber ich weiß heute nicht, ob nicht die Verhältnisse mich am Lande festhalten werden.«
    »Verhältnisse? Heiliges Mars-und Brahmenwetter! Was kann es denn für Verhältnisse geben, die Dich, den Bootsmann Karavey, verhindern könnten, wieder in See zu gehen?«
    »Dieselben Verhältnisse, welche mich jetzt an das Land und herauf in das Gebirge treiben.«
    »Ich weiß kein Wort von ihnen. Du nennst mich Deinen besten Freund und hast mir noch kein Wort davon gesagt. Ist das recht, he? Wenn Du nicht augenblicklich den richtigen Faden abwickelst, so verdienst Du, gekielholt oder an den Brahmstängenstag gebunden zu werden!«
    »Räsonnire nicht, Alter! Es war bisher niemals die richtige Zeit, von diesen Dingen zu sprechen; jetzt aber sollst Du Alles hören.«
    »So stoße ab vom Lande!«
    »Soll geschehen! Du kennst meine Abstammung und weißt, daß ich ein Gitano bin, der –«
    »Papperlapapp! Gitano, Zingaritto, oder Zigeuner, mir Alles gleich. Du bist ein braver Junge, und da frage ich nicht, ob Deine Mutter eine Gräfin oder eine Vagab – wollte sagen, eine Zigeunerin war.«
    »Das bist Du. Aber außer Dir hat es genug Leute gegeben, welche doch darnach fragen. Mein Vater war Vajda und meine Mutter Vajdzina unseres Stammes. Ich und –«
    »Stopp, Alter! Was bedeuten diese fremden Worte, he?«
    »Sie heißen zu Deutsch Führer und Führerin. Ich und meine Schwester Zarba waren die einzigen Kinder, welche ihnen Bhowannie gegeben hatte.«
    »Wieder ein solches Wort, bei dem man in die Zunge einen Knoten machen muß, wenn man es richtig aussprechen will!«
    »Bhowannie ist die Göttin unseres Volkes. Zarba war der Liebling des Stammes, die Schönste aller Mädchen, die herrlichste unter den Blumen und Rosen der Erde. Wir waren stolz auf sie und hüteten sie vor den verlangenden Blicken der jungen Männer aller Länder, durch welche wir zogen. Sie war der Born unserer Freuden und der Quell unseres Glückes, denn sie verstand es besser als alle Andern, in die Zukunft zu blicken und die Schicksale der Sterblichen voherzuverkünden.«
    »Papperlapapp, Alter, das glaube ich nicht! Um das zu können, müßte man allwissend sein, und das ist kein Mensch.«
    »Um das zu können, Steuermann, braucht man nicht allwissend zu sein. Die Eigenschaften eines Menschen sind ihm an die Stirn geschrieben; man liest sie aus jedem Blicke seines Auges, und man vernimmt sie aus jedem Worte seiner Rede. Verstehst Du das, und weißt Du, wen Du vor Dir hast, so wird es Dir nicht schwer, ihm ein Schicksal zu verkünden, welches sicher eintreffen muß. Zarba war unsere beste Wahrsagerin; sie verdiente für uns Gold und Silber von den Reichen und Speise, Trank und Kleidung von den Andern. Gar viele Jünglinge des Stammes hatten ihre Augen auf sie geworfen, doch sie erhörte keinen, weil ihr Herz nicht sprechen wollte. Da kamen wir in die Residenz, und sie erblickte einen jungen, blanken Offizier, der ihr Herz zur Rede zwang.«
    »Wer war es?«
    »Ein hoher Herr, aber ein Schurke: der Herzog von Raumburg.«
    »Heiliges Mars-und Brahmenwetter! Eine Zigeunerin und ein Herzog! Sie muß ganz verteufelt hübsch gewesen sein.«
    »Das war sie, Steuermann, und das war ihr Unglück.«
    »Da hat sie wohl gar geglaubt, Herzogin zu werden?«

    »Was er ihr vorgeschwatzt und versprochen hat, weiß ich nicht. Sie aber ließ sich bethören, entfloh von uns und ging zu ihm.«
    »Habt Ihr sie nicht zurückgefordert?«
    »Wir thaten es wiederholt, jedoch vergeblich.«
    »Da schlage der Blitz in die Kombüse! Wäre ich ihr Vater oder ihr Bruder gewesen, so hätte ich mich Bord an Bord mit dem Herzoge gelegt, ihn geentert, das Mädchen fest ins Schlepptau genommen und wäre dann mit ihr davongesegelt, daß es ihm nicht gelungen wäre, mich wieder einzuholen.«
    »Stopp, alter Heißsporn! Wollte ein Zigeuner einen Herzog ansegeln, so wäre dies ganz derselbe Wahnsinn, als wenn ein einruderiges Fischerboot eine eisernen Panzermonitor über den Haufen rennen wollte. Wir mußten sie verloren geben und wurden aus dem Lande gewiesen mit der Deutung, daß man kurzen Prozeß mit uns machen werde, falls wir es uns wieder beikommen ließen, die Grenze zu überschreiten. Vater und Mutter starben vor Gram; ich sollte Vajda des Stammes werden, verzichtete jedoch darauf und ließ die Meinigen allein ziehen. Ich blieb zurück, da ich von den sterbenden Eltern die Verpflichtung überkommen hatte, über Zarba zu wachen und sie zu rächen, falls

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