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Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Gerichte zu stehen!«
    Die Vajdzina erhob die Hand gegen Zarba:
    »Gehe hin und küsse ihn!«
    »Halt!« rief Katombo. »Zarba ist meine Braut; ihr Kuß darf keinem Andern gehören, als nur mir allein!«
    Der Offizier lächelte verächtlich.
    »Ich gebe Euch nur eine Minute Zeit; dann ist es zu spät, und ich lasse die beiden Burschen arretiren.«
    »Küsse ihn!« gebot die Mutter zum zweiten Male.
    Obgleich tief verlegen und mit verschämtem, glühendem Angesichte, that Zarba doch einen Schritt nach dem Herzog hin.
    »Bleib, Zarba,« rief ihr Bruder Karavey. »Eine Gitana küßt nur den Zingaritto!«
    »Und mich wirst Du verlieren, wenn Du ihn küssest,« fügte Katombo hinzu.
    »So seid Ihr Alle verloren,« entschied der Herzog. »Räumt sofort das Gehege! Wer in einer Viertelstunde in demselben noch betroffen wird, wird als Wilddieb behandelt. Und für die beiden stolzen Gitani werde ich noch extra Sorge tragen.«
    »Küsse ihn!« befahl die Mutter zum dritten Male.
    »Ich muß, denn die Vajdzina gebietet es!« klang die Entschuldigung Zarba’s.
    Sie trat schnell auf den Herzog zu, legte die Arme um seinen Nacken und drückte drei flüchtige Küsse auf seine Lippen. Katombo stieß einen Schrei des Schreckens und der Wuth aus und wollte sie zurückreißen; der Vajda aber ergriff ihn am Arme.
    »Halt, Katombo! Die Vajdzina hat es geboten, und was sie befiehlt, das wird ohne Widerrede befolgt. Können wir nun bleiben, hoher Herr?«
    »Bleibt!« antwortete der Befragte. »Doch hütet Euch in Zukunft sehr, etwas gegen meinen Willen zu unternehmen. Habt Ihr einen Wunsch, so soll ihn mir Niemand sagen, als nur Zarba allein. Merkt Euch das!«
    Er wandte sich und ging, ohne Jemand noch eines Blickes zu würdigen. Am Ausgange des Geheges traf er auf einen Wildhüter, welcher mit der Miene tiefster Unterthänigkeit militärisch grüßte.
    »Wer hat heut Dienst, Stephan?«
    »Alle, Excellenz, da keiner Urlaub nahm.«
    »Kennst Du sämmtliche Zigeuner?«
    »Ja.«
    Seine Miene ließ errathen, daß die Anwesenheit der Genannten nichts weniger als seine Billigung hatte.
    »Auch den, welchen sie Katombo nennen?«
    »Auch den. Er ist noch das beste Mitglied der ganzen Sippschaft.«
    »Warte, bis ich ein solches Urtheil von Dir verlange! Uebrigens sollt Ihr die Leute baldigst loswerden; sie haben sich gröblich gegen mich vergangen und werden ihre Strafe erhalten, doch wünsche ich nicht, daß hiervon gesprochen wird. Kannst Du schweigen?«
    »Excellenz kennen mich wohl!«
    »Allerdings. Getraust Du Dich, diesen Katombo gefangen zu nehmen?«
    »Ich werde jedem Befehle Eurer Excellenz gehorchen.«
    »Es soll jedes Aufsehen dabei vermieden werden!«
    »Sehr wohl!«
    »Besonders soll Niemand wissen, wer den Befehl gegeben hat und wohin der Gefangene kommt.«
    »Werde es so einzurichten wissen.«
    »Ich komme heut Abend in den Forst. Katombo wird sich dann gefesselt im Blößenhause befinden.«
    »Wie viel Uhr?«
    »Elf.«
    »Werde pünktlich sein, Excellenz. Doch wenn er sich wehrt oder zu laut wird, welche Mittel darf ich in Anwendung bringen?«
    »Jedes beliebige, welches dazu dient, ihn zum Schweigen zu bringen.«
    »Und wenn dann dieses Schweigen etwas länger dauern sollte, als man vorher annehmen konnte?«
    »So wird Dir nicht der geringste Schaden daraus erwachsen. Ich will heut Abend Punkt elf Uhr den Zigeuner im Blößenhause haben, das Uebrige zu arrangiren ist lediglich meine eigene Sache. Du hast Dich zu der vierten Unterförsterstelle gemeldet?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich mich der Protektion des Oberförsters nicht zu erfreuen scheine und weil ich auch noch nicht eine solche Dauer mich im Dienste befinde, daß ich auf Berücksichtigung rechnen könnte.«
    »Melde Dich!«
    »Wenn Durchlaucht befehlen, werde ich es thun!«
    »Du wirst die Stelle haben und Deine weitere Zukunft steht ebenso in meiner Hand, wie Du wohl wissen wirst. Nur merke Dir, daß ich strikte Erfüllung meiner Befehle und die strengste Verschwiegenheit liebe.«
    Er ging.
    Stephan trat zum Thore des Geheges zurück, welches er zuvor offen gelassen hatte, und verschloß es.
    Es war früher stets streng verwahrt gewesen, damit das Wild nicht aus dem Gehege zu entfliehen vermochte. Vor einigen Wochen jedoch hatte der Herzog den Befehl ertheilt, eine Zigeunerbande in das Letztere aufzunehmen, ihr den nöthigen Aus-und Eingang zu gestatten und es nicht zu bemerken, wenn diese Leute zuweilen ein Wildpret für ihren eigenen Bedarf verwenden

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