Scepter und Hammer
Platze, welches immer verschlossen ist?«
»Ja.«
»Ich kenne es. Was ist mit ihm?«
»An seiner hinteren Seite steht eine Bank.«
»Ich kenne sie.«
»Auf dieser Bank habe ich Zwei sitzen sehen, Abends im Mondesscheine.«
»Zwei Männer?«
»Nein; ein Mann und ein Mädchen.«
»Ah! Wer waren sie?«
»Willst Du es wirklich wissen?«
»Wolltest Du nicht mit mir sprechen, um es mir zu sagen?«
»Allerdings. Das Mädchen war Zarba, Deine Braut.«
»Sagst Du die Wahrheit?«
»Es steht bei Dir, ob Du es glauben willst oder nicht.«
»Ich glaube es. Wer war der Mann?«
»Ich konnte sein Gesicht nicht erkennen; er saß so, daß es mir abgewendet war.«
»Das ist unmöglich! Sie saßen doch jedenfalls neben einander, und wenn Du ihr Gesicht gesehen hast, mußtest Du auch das seinige erkennen.«
»Sein Kopf lag an ihrer Brust.«
»Das geschieht nicht für immer; er muß ihn auch zuweilen erhoben haben. Du willst mir seinen Namen nicht verrathen.«
»Und wenn es so wäre?«
»Ich würde ihn dennoch kennen. Wenn Du so vorsichtig bist, so muß es ein Vorgesetzter von Dir sein.«
»Ja.«
»Der Förster ist es nicht, denn dieser liebt sein junges, gutes Weib; der Oberförster auch nicht, denn dieser ist uns feindlich gesinnt und so alt, daß er sich des Abends zu keinem jungen Mädchen an das Blößenhaus setzt. Außer diesen Beiden kommt nur ein Dritter noch in das Gehege; dieser muß es ein, und weil er ein so hoher und gewaltiger Herr ist, willst Du mir nicht sagen, wie er heißt.«
»Ich darf keinen Namen nennen, weil ich sonst meine Stellung verlieren könnte; aber das will ich Dir sagen, daß Du ein sehr scharfsinniger Bursche bist.«
»Daß er zu Zarba kommt, weiß ich nun auch; aber des Nachts soll er von ihr lassen; dafür werde ich Sorge tragen!«
»Wie willst Du das anfangen?«
»Sie darf das Lager nicht verlassen.«
»Thor! Kannst Du Dir nicht denken, daß die Alte diese Liebschaft nach allen Kräften beschützt, weil Ihr große Vortheile aus derselben zieht? Sie sendet Dich in die Stadt, wenn er kommt; sie wird auch ihre Vorkehrungen treffen, daß Du die nächtlichen Zusammenkünfte nicht zu stören vermagst. Die Sache müßte ganz anders angefaßt werden.«
»Wie?«
»Ich will Dir gestehen, daß auch mir diese Schleichereien des hohen Herrn nicht angenehm sind; es gibt so Manches, was man am Liebsten thut, ohne von einem solchen Beobachter gesehen zu werden. Daher möchte ich ihm einen Streich spielen, der ihm das Wiederkommen verleidet. Willst Du mir dabei helfen, Katombo?«
»Gern, wenn ich mich auf Dich verlassen kann!«
»Gewiß kannst Du das! Hier hast Du meine Hand darauf!«
Er reichte ihm die Rechte hin, in welche der Zigeuner einschlug. Dann fuhr er fort:
»Als der Mann, den ich nicht nennen will, vorhin das Gehege verließ, begegnete ich ihm, und er befahl mir, daß ich die alte Steinbank heut noch mit weichem Wassermoos belegen solle; bis zur Dämmerung muß die Arbeit fertig sein.«
»So will er gewiß heut Abend kommen!«
»Das vermuthe ich auch und zwar mit Sicherheit. Wenn wir dann im Häuschen wären, könnten wir das Paar belauschen und jedes Wort vernehmen, denn gerade über der Bank befindet sich die einzige Fensteröffnung, die das alte Gebäude hat. Das Uebrige könnten wir dann nach den Umständen einrichten, welche sich ergeben.«
»Ich bin dabei, sicher und gewiß! Aber der Schlüssel zu dem Häuschen, wer hat den?«
»Er hängt beim Förster, und Niemand bemerkt es, wenn ich ihn an mich nehme.«
»Willst Du dies thun?«
»Ja, vorausgesetzt, daß Du auch wirklich mitmachst.«
»Darüber gibt es keinen Zweifel mehr! Aber die Zeit?«
»Es war elf Uhr vorüber, als ich die Beiden bei einander sitzen sah, also wird es um Zehn wohl Zeit für uns sein.«
»Ich komme. Wo treffen wir uns?«
»Am Besten unter der großen Buche, welche der Thür des Häuschens am Waldrande gegenübersteht.«
»Gut!«
Sie gingen auseinander; der Wildhüter mit dem Bewußtsein, sein Opfer bereits in der Schlinge zu haben, und Katombo mit einem Herzen, in welchem gebrochene Liebe, Haß und der feste Vorsatz, Rache zu nehmen, eng bei einander wohnten.
Er rührte das fertig gewordene Wildpret, um welches die schmausende Zigeunerbande saß, als er den Lagerplatz erreichte, nicht an, sondern warf sich in das Moos und gab sich Mühe, schlafend zu erscheinen. Nach dem Mahle legte sich Karavey zu ihm.
»Katombo!«
Er antwortete nicht.
»Glaube nicht, daß ich denken soll, Du
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