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Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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    »So – so würde ich leben bleiben, denn ich hätte die Aufgabe zu erfüllen, welcher jeder Boinjaare kennt, dem ein Anderer sein Weib oder seine Braut entreißt!«
    »Und die ist?«
    »Rache!«
    Sie blickte beinahe erstaunt zu ihm empor. Dann flog ein ungläubiges Lächeln über ihre Züge.
    »Rache? Katombo und Rache? Hat der weiche Katombo jemals einen Wurm zertreten? Hat er ein einziges Mal für die Seinigen das gethan, was die Christen Betrug und Diebstahl nennen? Du hast den Geist des Dichtens, aber Du bist kein Mann. Du sprichst von Boinjaarenrache und mußt jeden Mond Haar und Haut Dir dunkler färben. Bist Du ein Gitano?«
    »Was gibt mehr Recht, ein Gitano zu sein: die kurze Stunde der Geburt oder die langen Jahre des Lebens? Der Vajda hat mich im Walde gefunden, und Niemand kennt meine Eltern; aber ich bin bei Euch gewesen allezeit, die Vajdzina nennt mich ihren Sohn, und daher darf ich sagen, daß ich ein Gitano bin. Gieb mir meinen Kuß!«
    »So nimm ihn Dir!«
    Sie sprach diese Worte kalt und gleichgiltig, ohne jede einladende Miene oder Bewegung. Seine Stirn verfinsterte sich; er rang mit dem aufwallenden Zorne, und seine Stimme zitterte leise, als er antwortete:»Behalte ihn; aber vergiß niemals, daß Deine Lippen mir gehören, sonst müßte ich Dir beweisen, daß ich trotz meiner weißen Haut ein ächter Brinjaare bin!«
    Seine Worte klangen wie eine Drohung, doch sein Auge glänzte feucht. Sie sah es, sprang empor und schlug die Arme um seinen Hals.
    »Vergib mir!« bat sie, ihn küssend. »Ich habe Dich lieb, Katombo, aber –«
    Sie stockte. Er legte den Arm um sie, drückte sie innig an sich und frug:
    »Aber –? Sprich weiter, Zarba!«
    »Ich kann nicht!« antwortete sie.
    »Warum nicht?«
    Sie sah mit einem Blicke zu ihm empor, in welchem es halb wie Scheu und halb wie Bitte um Vergebung glänzte.
    »Du wirst es noch erfahren, Katombo; aber selbst dann noch mußt Du glauben, daß ich Dich immer lieb gehabt habe.«
    »Ich weiß es; aber seit einigen Tagen ist Dein Herz stumm, Dein Angesicht kalt, und dennoch leuchtet zuweilen Dein Auge wie ein Stern, dem eine Sonne neuen Glanz verliehen hat. Zarba, bleibe mein, damit ich nicht mich selbst mit Dir verliere!«
    Es lag wie eine große Angst in seinen schönen, ehrlichen Zügen, als er sie jetzt so fest an sich nahm, daß er ihr beinahe wehe that. In diesem Augenblick raschelte es in einem nahen Busche, und eine laute Stimme gebot:»Faß, Tiger!«
    Ein riesiger Fanghund schoß hinter dem Strauche hervor und warf sich von hinten auf Katombo.
    »Nieder!« erscholl ein zweites Kommando.
    Der Hund erfaßte den Zigeuner im Genick und riß diesen zu Boden, ehe er nur an Gegenwehr zu denken vermochte.
    »Festhalten!«
    Mit diesem Worte trat der Herr des Thieres jetzt herbei. Es war ein junger Mann von nicht viel über dem Alter des Zigeuners; er trug eine Jagdkleidung mit Uniformschnitt und ließ auch ohne dies in seiner ganzen Haltung und Erscheinung den Offizier erkennen.
    Zarba war von dem Vorgange tief erschrocken, und dennoch ging eine tiefglühende Röthe über ihr braunes Angesicht. Der Fremde trat zu ihr und faßte ihre Hand.
    »Wer ist der Mensch, der es wagt, Dich zu umarmen?« frug er.
    »Katombo.«
    »Katombo –? Das ist sein Name, und mir nicht genug!«
    »Er ist – mein – – Bruder,« antwortete sie stockend.

    »Dein Bruder? Nichts weiter?« frug er, den am Boden Liegenden mit finsterem Auge musternd.
    »Nichts weiter!«
    »Ah! Umarmt und küßt man einen Bruder in dieser Weise?«
    Sie schwieg, sichtlich in tiefer Verlegenheit. Er legte den Arm um sie und zog sie trotz ihres Widerstrebens an sich.
    »Wenn er wirklich nur Dein Bruder ist, so mag er auch sehen, was ich thue.«
    Er näherte seine Lippen ihrem Munde, kam aber nicht zum Kusse, denn ein lauter Schrei des Hundes ließ ihn hin nach diesem blicken. Trotz der Gefährlichkeit eines solchen Vorhabens hatte Katombo dem über ihm stehenden Thiere mit einer blitzschnellen Bewegung beide Hände um den Hals geschlagen und ihm die Kehle so zusammengedrückt, daß es machtlos zu Boden sank.
    »Mensch, was wagst Du!« rief der Jäger, nach seiner Büchse fassend. »Laß ab vom Hunde, oder ich schieße Dich nieder!«
    Katombo lag noch immer am Boden. Er lächelte ruhig.
    »Vom Hunde lassen, daß er mich dann zerreißt?« frug er. »Mensch, Du bist außerordentlich klug!«
    Mit der Linken den Hund festhaltend, zog er mit der Rechten sein Messer hervor und stieß die Klinge desselben

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