Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schachfigur im Zeitspiel

Schachfigur im Zeitspiel

Titel: Schachfigur im Zeitspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
Vom Netzwerk:
Hatte er ihn gefunden? Er streckte die Hand vor und schob das Blattwerk auseinander.
    Ihm gegenüber, auf einer Anhöhe, spiegelte die metallische Kugel eines Zeitschiffes die Nachmittagssonne.
    Eines davon, stellte er fest. Aber welches?
    Jedenfalls nicht das, in dem er selbst gekommen war. Sie hatten ihr Schiff woanders versteckt und mit Schlamm und Zweigen getarnt, während dies hier im Freien stand.
    Es würde mindestens vier Zeitschiffe geben.
    Wenn man davon ausging, daß diese Reise die letzte war.
    Ich wüßte gern, ob ich je eine weitere unternehmen werde, dachte er. Ob ich wie Loris und Nixina immer wieder zurückkommen werde, wie ein Gespenst, das diesen Ort heimsucht, um eine Möglichkeit zu finden, den Strom längst vergangener Ereignisse zu ändern.
    Eine der Gestalten drehte sich um, und Parsons sah – wen? Eine Frau, die er nicht kannte. Eine hübsche Frau Mitte Dreißig … Sie sah Loris ähnlich, aber sie war nicht Loris. Die schwarzen Haare fielen ihr über die nackten Schultern, ihr ausdrucksstarkes Kinn hob sich, als sie lauschend stillstand. Sie trug einen Fellschurz um die Hüften, einen Tierpelz. Ihre nackten Brüste glänzten, schwankten, als sie sich umwandte. Eine glutäugige wilde Frau, die sich jetzt wachsam niederkauerte.
    Eine zweite Frau, ältlich und gebrechlich, in schwere Gewänder gekleidet, trat zögernd aus dem Zeitschiff und kam zu ihr.
    Die jüngere Frau war Jepthe, Loris’ Mutter, in einer früheren Zeit, bei einem ihrer anderen Besuche in dieser Vergangenheit.
    Nixina sagte mit ihrer Parsons vertrauten Stimme: »Warum hast du ihn auch aus den Augen verloren?«
    »Du kennst ihn«, erwiderte Jepthe mit belegter Stimme. »Wie könnte ich ihn aufhalten?« Sie sprang auf und schüttelte ihre schwarze Haarmähne zurück. »Vielleicht sollten wir zur Klippe gehen. Dort müßten wir ihn sehen.«
    Ich bin fünfunddreißig Jahre in der Vergangenheit, stellte Parsons fest. Zu dieser Zeit war Loris noch nicht geboren.
    Barfuß eilte Jepthe vom Schiff weg und tauchte zwischen den Bäumen unter. Ihre langen Beine trugen sie schnell dahin. Sie verschwand beinahe augenblicklich und überließ es der alten Frau, sie entweder einzuholen oder allein zurückzubleiben.
    »Warte auf mich!« rief Nixina ängstlich.
    Jepthe tauchte wieder unter den Bäumen auf und sagte: »Beeil dich.« Dann rannte sie zu ihrer Mutter und war ihr behilflich. »Du hättest nicht mitkommen sollen.«
    Als Parsons den geschmeidigen Körper, die fraulichen Rundungen der Lenden betrachtete, dachte er: Aber soviel ich sehe, hat sie bereits empfangen. Loris wächst in ihrem Mutterleib heran, und eines Tages wird sie an diesen großartigen Brüsten saugen.
    Er kehrte um und eilte zwischen den Bäumen hindurch wieder in Richtung Klippe. Corith hatte sein Zeitschiff verlassen, wenigstens das wußte er jetzt. Er war unterwegs und näherte sich dem Mann, den er für Drake hielt.
    In der Tiefe sah er den Pazifik. Parsons rannte wieder auf die Klippe hinaus. Vorübergehend blendete ihn das Sonnenlicht, so daß er innehielt und die Augen abschirmte.
    Weit entfernt, ebenfalls auf der Klippe, entdeckte er eine einzelne Gestalt, einen Mann, der am Abgrund stand.
    Dieser Mann war nur mit einem Lendentuch bekleidet. Auf dem Kopf trug er einen gehörnten Büffelschädel, der sein Gesicht bis fast zu den Augen hinunter bedeckte. Schwarze Haare hingen unter dem Büffelschädel hervor. Parsons rannte auf den Mann zu.
    Der Mann schien ihn nicht zu bemerken. Er beugte sich vor und starrte über die Klippe auf das Schiff hinunter. Sein gewaltiger, kupferfarbener Körper war auf Brust, Oberschenkeln, Schultern und sogar im Gesicht mit blauen, schwarzen, orangefarbenen und gelben Farbstreifen bemalt. Ein Gurt, der über den Brustkorb des Mannes verlief und unter den Achselhöhlen zugeschnallt war, hielt eine pelzige Masse auf seinen Rücken gebunden. Darin trägt er seine Waffen, entschied Parsons. Und einen Feldstecher.
    Der Mann kauerte sich nieder, zerrte einen Feldstecher aus seinem Rückenbündel und beobachtete den Strand.
    Von ihnen allen, dachte Parsons, hat Corith die bei weitem beste Verkleidung. Sie war der langen Vorbereitung, der Monate geheimer Anstrengungen würdig. Der prächtige Büffelschädel mit den Hautfetzen, die im Meereswind flatterten … Die flammenden Farbstreifen auf dem Körper … Ein Krieger in der Blüte seines Lebens.
    Als Corith jetzt den Kopf hob, bemerkte er Parsons. Ihre Blicke trafen sich. Parsons stand

Weitere Kostenlose Bücher