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Schadensersatz

Schadensersatz

Titel: Schadensersatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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einiger Zeit nicht mehr gefiel. Vermutlich werde ich mir irgendwann eine Eigentumswohnung kaufen.«
    »Hast du dich übrigens erkundigt, ob McGraw jemals mit Masters telefoniert hat?«
    »Ja, ich habe dir diesen kleinen Gefallen getan, Vic. Und es verhält sich genauso, wie ich dir schon sagte: Er hat nie einen Anruf von dem Mann erhalten.«
    »Du hast ihn aber nicht gefragt, oder?«
    »Nein.« Ralphs heitere Züge umwölkten sich und drückten Unwillen aus. »Ich habe deine Wünsche berücksichtigt und nur mit der Sekretärin gesprochen. Natürlich kann ich nicht garantieren, dass sie die Angelegenheit ihm gegenüber nicht erwähnt. Meinst du, du könntest jetzt das Thema wechseln?«
    Ich spürte, wie auch in mir ein wenig Ärger hochkam, aber ich hielt mich zurück - ich wollte, dass sich Ralph noch die Zahlungsanweisung ansah.
    Timkam, um unsere Bestellung entgegenzunehmen: gedünsteten Lachs für mich und Scampi für Ralph. Wir begaben uns beide zum Salatbüfett, während ich in Gedanken nach einem neutralen Thema suchte, das uns bis nach dem Essen beschäftigen würde. Vor dem Essen wollte ich mit der Zahlungsanweisung noch nicht herausrücken.
    »Ich habe so viel von meiner Scheidung erzählt, dass ich dich gar nicht gefragt habe, ob du je verheiratet warst«, bemerkte Ralph.
    »Ja, war ich.«
    »Was ist daraus geworden?«
    »Das Ganze ist schon eine Weile her. Ich glaube, dass wir damals beide noch nicht reif dafür waren. Er lebt jetzt als erfolgreicher Anwalt in Hinsdale und hat eine Frau und drei kleine Kinder.«
    »Seht ihr euch gelegentlich?«, wollte Ralph wissen.
    »Nein, und ich denke eigentlich auch nicht mehr an ihn. Aber sein Name erscheint oft in den Zeitungen.
    Er hat mir zu Weihnachten eine Karte geschickt, daher weiß ich das mit den Kindern und Hinsdale. So ein kitschiges Zeug - sentimentales Kinderlächeln vor dem Kamin. Mir ist nur nicht ganz klar, ob er damit seine Manneskraft unter Beweis stellen oder mir vor Augen führen wollte, was mir entgeht.«
    »Entgeht es dir denn?«
    Ich wurde wütend. »Versuchst du, mich durch die Blume zu fragen, ob ich mir einen Mann und Familie wünsche? Auf jeden Fall habe ich keine Sehnsucht nach Dick, und ich bedauere es auch nicht, dass mir nicht ständig drei kleine Kinder zwischen die Beine geraten.«
    Ralph sah mich erstaunt an. »Reg dich doch nicht auf, Vic. Wäre es nicht möglich, einer Familie nachzutrauern, ohne das gleich mit Dick in Verbindung zu bringen? Ich trauere Dorothy auch nicht nach -
    aber das will doch nicht heißen, dass ich die Ehe als solche abgeschrieben habe. Und ich wäre ein komischer Kauz, wenn ich meine Kinder nicht vermissen würde.«
    Tim brachte unser Essen. Zum Lachs wurde eine ausgezeichnete Pimentsoße serviert, doch ich war noch so von meinen Gefühlen beherrscht, dass ich das Ganze nicht richtig genießen konnte. Ich zwang mich zu einem Lächeln. »Tut mir Leid. Anscheinend reagiere ich etwas überreizt, wenn Leute die Meinung vertreten, eine Frau ohne Kinder sei wie ein Baum ohne Äste.«
    »Deshalb brauchst du aber nicht auf mich loszugehen. Wenn ich etwas fürsorglich bin und versuche, dich an der Verfolgung von Gangstern zu hindern, bedeutet das noch lange nicht, dass ich finde, du solltest zu Hause sitzen, dir Fernsehschnulzen ansehen und Wäsche waschen.«
    Ich aß von dem Lachs und dachte an Dick und unsere kurze, unglückliche Ehe. Ralph betrachtete mich, und sein offenes Gesicht verriet Anteilnahme und ein wenig Besorgnis.
    »Der Grund für das Scheitern meiner ersten Ehe war meine Selbstständigkeit. Außerdem bin ich kein Hausfrauentyp, wie du neulich selbst feststellen konntest. Das eigentliche Problem ist jedoch meine Unabhängigkeit. Vermutlich könnte man es als ausgeprägten Sinn für den eigenen Freiraum bezeichnen.
    Es fällt mir schwer ...« Ich lächelte. »Es fällt mir schwer, darüber zu reden.« Ich schluckte und konzentrierte mich eine Zeit lang auf meinen Teller. Auf meiner Unterlippe kauend, fuhr ich fort: »Ich habe ein paar gute Freundinnen, aber bei ihnen habe ich nicht das Gefühl, dass sie in meine ureigenste Sphäre eindringen möchten. Bei Männern kommt es mir jedoch immer so vor - oder zumindest sehr häufig - als müsste ich meine Identität verteidigen.«
    Ralph nickte. Ich war mir nicht sicher, ob er mich verstand, doch er wirkte interessiert. Ich nahm noch von meinem Fisch und trank einen Schluck Wein.
    »Mit Dick war es noch schlimmer. Ich kann nicht genau sagen. warum ich ihn

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