Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schadensersatz

Schadensersatz

Titel: Schadensersatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
Vom Netzwerk:
anrufen.«
    »Braves Kind. Tschüss, Lotty!«, rief ich noch, dann war ich draußen. Die Sheffield Avenue ist ungefähr zwei Kilometer vom See entfernt. Wenn ich zum See joggte, acht Querstraßen daran entlang bis zum Diversey Parkway und wieder zurück, waren das nach meiner Schätzung knapp sieben Kilometer. Ich lief langsam, teils, um meine Muskeln zu lockern, und teils wegen der erstickenden Hitze. Sonst schaffte ich den Kilometer in vier Minuten, doch heute versuchte ich, mich auf fünf Minuten einzupendeln. Als ich den Diversey Parkway erreichte, schwitzte ich bereits stark; ich fühlte mich sehr wacklig auf den Beinen. In nördlicher Richtung setzte ich mein Tempo noch weiter herab, doch ich war zu erschöpft, um noch groß auf den Verkehr um mich herum zu achten. Als ich den Uferweg verließ, scherte ein Polizeifahrzeug vor mir aus. Sergeant McGonnigal saß auf dem Beifahrersitz.
    »Guten Morgen, Miss Warshawski.«
    »Morgen, Sergeant«, grüßte ich, um ruhigen Atem bemüht.
    »Lieutenant Mallory hat mich beauftragt, nach Ihnen zu suchen«, sagte er beim Aussteigen. »Gestern rief die Polizei aus Winnetka bei ihm an. Anscheinend haben Sie sich durch eine List ins Haus der Thayers geschmuggelt.«

    »Tatsächlich?«, sagte ich. »Schön, diese Zusammenarbeit zwischen Stadt und Provinz zu beobachten.« Ich machte einige Rumpfbeugen, um zu verhindern, dass meine Beinmuskeln wieder kalt wurden.
    »Sie machen sich Sorgen wegen der kleinen Thayer. Ihrer Ansicht nach gehört sie nach Hause zu ihrer Mutter.«
    »Das ist wirklich sehr aufmerksam von ihnen. Sie können sie gern bei Dr. Herschel anrufen und ihr diesen Vorschlag machen. War das wohl der Grund, weshalb Sie mich aufspüren sollten?«
    »Nicht ganz. Die Polizei in Winnetka hat schließlich doch noch einen Zeugen ausfindig gemacht, der zwar die Schießerei nicht gesehen hat, dafür aber den Wagen.« Er sprach nicht weiter.
    »Ach, wirklich? Reicht die Beschreibung aus, um jemanden zu verhaften?«
    »Leider Gottes ist der Zeuge erst fünf Jahre alt. Er hat eine Heidenangst, und seine Eltern haben ihn mit Rechtsanwälten und Leibwächtern abgeschirmt. Offenbar hat er im Straßengraben an der Sheridan Road gespielt, verbotenes Gelände für ihn, doch seine Leute schliefen noch, und so hat er sich eben hinausgeschlichen. Vermutlich ist er auch nur deshalb dort hingegangen, weil es nicht erlaubt war. Er spielte irgend so ein Fantasiespiel - Sie wissen ja, wie die Kinder sind. Bildete sich ein, Darth Vader zu verfolgen oder so was, als er den Wagen sah. Einen großen schwarzen Wagen, sagt er, der vor der Einfahrt der Thayers hielt. Er beschloss, sich heranzupirschen, und bekam plötzlich den Kerl auf dem Beifahrersitz zu Gesicht; und der jagte ihm einen fürchterlichen Schrecken ein.«
    McGonnigal unterbrach sich erneut, um sich zu vergewissern, dass ich ihm noch folgen konnte. Die nächsten Worte sprach er mit besonderem Nachdruck. »Nach Stunden guten Zuredens und Zusicherungen an die Adresse der Eltern, dass wir ihn nicht vorladen und die Aussage auch nicht der Presse zuleiten würden, bekannte er schließlich, was ihn dermaßen erschreckt hatte: die Tatsache nämlich, dass Zorro den Mann in seiner Gewalt hatte. Wie er auf Zorro kam? Nun, allem Anschein nach war das Gesicht des Kerls gezeichnet. Mehr konnte er nicht aussagen: Er sah das Zeichen, geriet in Panik und rannte um sein Leben. Er weiß nicht mal, ob ihn der Kerl gesehen hat oder nicht.«
    »Das hört sich wie ein guter Hinweis an«, meinte ich höflich. »Sie brauchen jetzt also bloß noch einen schwarzen Wagen und einen Mann mit einem Mal auf dem Gesicht zu finden und ihn zu fragen, ob er Zorro kennt.«
    McGonnigal warf mir einen scharfen Blick zu. »Wir von der Polizei sind keine Vollidioten, Miss Warshawski. Wir können die Information nicht mal vor Gericht verwenden wegen der Zusicherungen, die wir den Eltern und ihren Anwälten gegeben haben. Ein schlagender Beweis wäre es sowieso nicht. Aber Zorro - wissen Sie, das Zeichen Zorros ist ein großes Z; der Lieutenant und ich überlegten, ob Sie vielleicht jemanden mit einem großen Z auf der Backe kennen.«
    Ich spürte, wie es in meinem Gesicht zuckte. Earls Handlanger, Tony, hatte eine solche Narbe. Ich schüttelte den Kopf. »Sollte ich das?«
    »Es laufen nicht allzu viele Burschen mit einem derartiger Mal herum. Wir dachten, es könnte sich vielleicht um Tony Bronsky handeln. Vor sieben oder acht Jahren hat ihm ein gewisser Zav das Gesicht

Weitere Kostenlose Bücher