Schadenzauber (German Edition)
offenen Verletzungen davongetragen.
Die Matrosen ließen Udalfried los. Wütend schleuderte er Otto das Schiff gegen den Kopf. „Hier!“, schrie der Schiffsführer. „Das kannst du behalten! Ich bin fertig mit dir!“
Otto, der die Inken aufgefangen hatte, schniefte beleidigt und betastete seine blutende Nase. Na warte, dachte er, das wird dir noch leid tun! Er ging ein paar Schritte, legte das Schiff in den Sand, trat zurück und sprach ohne lange darüber nachzudenken seine Formel. Binnen Sekunden war das Schiff wieder in Originalgröße.
„Oh!“, staunten die Zaungäste. „Habt ihr das gesehen?“
Otto drehte sich zu Udalfried herum. „Seht Ihr? Keine Nebenwirkungen.“
In Udalfrieds Gesicht arbeitete es. „Könnt Ihr das Schiff wieder klein kriegen? Bevor die Flut kommt?“
.
7. Camelot
Udalfried führte die Schiffbrüchigen am Strand entlang. Es seien einige Stunden zu laufen bis Badonum, sagte er. Sie gingen hungrig, barfuß und – mit Ausnahme Ottos – mittellos. Was das Meer angespült hatte, befand sich in den Händen der Plünderer.
Ansoalda holte Malwin aus dem Beutel und setzte ihn sich auf die Schulter. Otto wunderte sich, dass der Prinz nicht herunter fiel.
Die Flut kam. Sie mussten in den tiefen Sand ausweichen. Das Vorankommen wurde beschwerlicher. Dann tauchten Reiter hinter ihnen auf. Otto kniff die Augen zusammen. Er zählte fünfzehn Lanzen. Die Reiter gaben ihren Tieren die Sporen und galoppierten am Wasser entlang, wo der Sand nass und fest war. Als sie fast heran waren, fächerten sie sich auf und kreisten die Schiffbrüchigen ein. Ansoalda zog ein Messer. Das Schwert hatte sie verloren.
„Steckt das weg!“, zischte Udalfried. „Das sind die Männer des Markgrafen. Überlasst mir das Reden. Ich bin hier bekannt. Wir brauchen nicht mehr Ärger als wir sowieso schon haben.“
„Was meint Ihr mit Ärger? Wir haben nichts Unrechtes getan.“ Ansoalda steckte das Messer ein.
Drohend zielten die Reiter mit ihren Flügellanzen auf die Gestrandeten. Der Anführer richtete sich mit breitem Kreuz im Sattel auf, als wäre er der Markgraf höchstpersönlich
„Wisst ihr nicht, dass es verboten ist, unbefugt an der Küste zu landen?“, pflaumte er sie an. Sich vorzustellen befand er nicht für notwendig. „Wer seid ihr und was wollt ihr hier?“
„Schiffbrüchige“, versetzte Ansoalda vorlaut, bevor Udalfried das Wort ergreifen konnte. „Der Sturm hat uns auf den Strand geworfen. Sieht man das nicht?“
„Ja, angeblich soll ein Schiff hier gestrandet sein. Nur haben wir den ganzen Strand abgesucht und nichts gefunden.“
„Vielleicht solltet Ihr einmal die Leute fragen, die sich die Taschen voll gestopft haben“, schnappte Ansoalda.
„Oder das Schiff ist nicht gestrandet und hat wieder abgelegt. Sächsische Spione rieche ich auf zehn Meilen gegen den Wind.“ Er deutete auf die Schiffbrüchigen wie der Großinquisitor auf ein Häuflein armer Sünder.
Otto schluckte. Sächsische Spione. Das Strafmaß reichte von Zwangsarbeit bis zum Strick. So war die Reise nach Britannien nicht geplant gewesen...
„Nein, Ihr irrt. Das Schiff hat nicht abgelegt“, antwortete Ansoalda ruhig und deutete auf die Inken, die Udalfried unter dem Arm trug. „Das hier ist unser Schiff.“
„Wollt ihr mich verscheißern?“
„Keineswegs. Meister Otto hier ist ein großer Zauberer aus dem Reich der Burgunden. Nachdem das Schiff gestrandet war, hat er es klein gezaubert, damit wir es mitnehmen konnten.“
Die Briten lachten.
„I-ich kann das beweisen“, rief Otto, „ich kann es wieder groß zaubern! Ich kann es Euch zeigen...“
Otto wollte zu Udalfried gehen und ihm das Schiff abnehmen, aber eine Lanzenspitze hielt ihn auf. „Halt!“, befahl der Oberbrite. „Du bleibst schön da, wo du bist!“
„Aber ich kann beweisen...“
„Jeder Spaß ist irgendwann zu Ende. Belassen wir es dabei.“
Udalfried räusperte sich. „Wir sind keine Sachsen. Mein Name ist Udalfried. Ich komme aus den Niederlanden und ich bin der Schiffsführer. Ich fahre regelmäßig zwischen Britannien und dem Kontinent. Ich bin in Badonum bekannt. Ihr könnt die Kaufleute Cedric und Eddo in Badonum fragen.“
„Worauf du dich verlassen kannst, du Sachsenschwein. Durchsucht sie!“
Die Briten stiegen ab und machten sich an die Arbeit. Otto hatte das Pech, dass er sein Geld nicht im Wasser verloren hatte, und so nahmen es ihm jetzt die Briten ab. Dass nicht eine
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