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Schädelrose

Schädelrose

Titel: Schädelrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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Anmeldung – die gleiche, die tags zuvor
wegen Angel so griesgrämig gewesen war – starrte sie
beide an. »Kennen Sie schon den mit dem Anwalt und der
L-5-Kolonie?« sagte Pirelli zu ihr. Joe packte seinen Arm
und steuerte ihn mit festem Griff zum Fahrstuhl. Pirelli rief der
Frau über seine Schulter hinweg zu: »Wir haben eine
geschäftliche Besprechung. Hätten Sie das
gedacht?«
    Joe drückte auf den Fahrstuhlknopf. Aber Pirelli sagte:
»Mh-mh. Laß uns rausgehen und dort reden. Ich
möchte das Grundstück sehen. Hab ich nicht läuten
hören, daß es hier so ‘nen kleinen Teich geben
soll?«
    Joe führte ihn zur nördlichen Tür hinaus in
Richtung zum Ontariosee. Seit der Morgendämmerung waren
Wolken aufgezogen; der See lag grau und düster da. Ein
kühler, frischer Wind wehte.
    »Eindrucksvoll«, sagte Pirelli. »In
Washington wäre so viel Wasser rammelvoll von Segelbooten
und Drachenfliegern, alles Angehörige der sportlichen
Jungschnöseltruppe unserer ach so eleganten
Laissez-faire-Chefin, alles die Leute, die dafür sorgen,
daß sie politisch über die Runden kommt.«
    »Wie kommst du denn in Washington mit deinem
Mundwerk über die Runden?«
    »Spießiges Pack«, sagte Pirelli leutselig.
»Ich komm über die Runden, weil ich so verdammt gut
bin.«
    Das war die Wahrheit. Pirelli war der beste Datenscanner in
Diane Caswells Administration – wahrscheinlich. Wie konnte
man zuverlässige Aussagen über ein Gebiet treffen, auf
dem falsche Vorhersagen am Ende nützlicher sein konnten als
richtige, wenn sie auf die richtige Weise falsch waren? Wenn sie
mathematische Modelle, die keiner vollständig begriff,
dahingehend beeinflußten, Dinge nicht geschehen zu lassen,
von denen keiner genau wußte, ob sie sonst geschehen
wären? Aber andererseits mußte Pirelli gut
sein, um mit seinem aggressiven und eigenmächtigen
Arbeitsstil überhaupt geduldet zu werden, geschweige denn
begehrt zu sein.
    »Wie steht’s mit deiner MS, Joe?«
    »Weg, oder jedenfalls so weit, daß sie mich nicht
mehr beschäftigt.«
    »Das ist gut«, sagte Pirelli in einem völlig
anderen Ton, »weil ich jetzt was anderes habe, womit wir
uns beschäftigen müssen. Wo ist Robert
Brekke?«
    »Auch weg.«
    »Verdammt«, sagte Pirelli, und Joe merkte an der
Art, wie er es sagte, daß er es bereits gewußt hatte.
Irgendwie.
    »Die wechselseitige Überwachung hier macht mich
allmählich ein bißchen konfus, Jeff, alter
Freund«, sagte Joe. »Mal ganz abgesehen davon,
daß sie illegal ist.«
    »Tja«, sagte Pirelli, als ob das eine Antwort
wäre. »Wo ist er hin?«
    »Keiner weiß es. Er ist ein Abenteurer mit einem
Sprung in der Schüssel. Heute weg, morgen wieder da, und
eigentlich gar nicht wirklich hier.«
    »Dumm?«
    »Hm… nein.«
    »Du magst ihn nicht.«
    »Ist das wichtig?«
    »Nicht im geringsten.« Sie waren bis zu der
Steinbank gegangen, wo Joe vor Caroline und Robbie seinen
sexuellen Erinnerungsflash gehabt hatte. Pirelli blieb stehen.
»Hocken wir uns hin. Ich muß dir einen Haufen Daten
zeigen.«
    »Hier?«
    »Gibt keinen besseren Platz.«
    »Mein Zimmer ist besser.«
    »Dein Zimmer ist verwanzt. Oder zumindest dein Terminal.
Was mit dem übrigen Zimmer ist, weiß ich
nicht.«
    Joe stand reglos da. »Woher weißt du das mit dem
Terminal?«
    »Weil ich’s angezapft habe. Ach, heiliger Jesus
Christus des RAM-Chips, mach nicht so ‘n Gesicht, du
spießiger Anwalt, du. Die Kommission läßt das
gesamte Reinkarnations-Datennetz überwachen, alles, was aus
dem Institut rausgeht und mit irgendwelchen Forschungsprogrammen
zu tun hat, und noch einiges andere, was von Bedeutung sein
könnte. Ist alles legal – das Justice Department hat
uns eine Ausnahmegenehmigung erteilt, die so weitgefaßt
ist, daß wir auch den Papst abhören könnten,
wenn’s nötig wäre.«
    »Warum? Und wieso hab ich nichts davon
erfahren?«
    »Du erfährst es doch gerade«, sagte
Pirelli. »Ich erzähl’s dir ja. Du hast Urlaub,
erinnerst du dich? Esparza hat die Tour zu Justice gemacht. Und
überhaupt hat sich das alles ziemlich plötzlich
ergeben, praktisch letzte Woche.«
    »Wozu denn eine Ermächtigung von Justice? Warum
habt ihr nicht einfach Informationen von der Reinkarnations-dBase
abgefordert? Ihr hättet mein Paßwort benutzen
können.«
    »Haben wir versucht. Diese Informationen behalten sie
für sich. Das dürfen sie – Privatunternehmen
unter der glorreichen Diane. Außer

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