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Schädelrose

Schädelrose

Titel: Schädelrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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natürlich,
wenn’s um die Seuche geht. Nationale
Verteidigung.«
    »Und warum habt ihr mein Zimmer verwanzt?«
    »Wir haben gehofft, du würdest mit diesem
irischpakistanischen Priester reden. Shahid.«
    »Was wollt ihr denn von dem?«
    »Ist im Moment nicht so wichtig. Es geht um seine
Forschungen, nicht um ihn persönlich.«
    »Das gefällt mir nicht.«
    »Sieht man dir an der Nasenspitze an. Aber vielleicht
gefällt’s dir besser, wenn du siehst, was wir haben.
Das ist eine große Sache, Joe.«
    »Wie groß?«
    Pirelli antwortete nicht. Er legte seinen teuren
Computerkoffer flach auf die Bank, öffnete ihn, indem er
seinen Daumenabdruck eingab, und hob den Deckel hoch. Dünne
Metallfolien, so nachgiebig wie Stoff, klappten in präzisen,
komplizierten Falten auseinander.
    »Das Ding ist neu«, sagte Joe
unwillkürlich.
    »Voll holofähig, Laserdatenübertragung bis zu
zwanzig Meilen, Datenschutzfeld, optische E-Scans und
Interface-Modi für alles außer dem
Haushund.«
    »Die Kommission hat doch gar keine solche tragbare
Hardware beantragt.«
    »Stimmt. Das ist meiner. Hat schon einen Grund, warum
ich mir keine Frau leisten kann.« Pirelli warf einen Blick
auf Joes Gesicht und setzte hinzu: »‘tschuldige. War
gefühllos von mir.«
    »Ich will nicht noch mal über Robin
reden.«
    »Ich schon. Aber nicht jetzt. Schau dir das an.«
Pirelli berührte verschiedene Stellen an den Metallfolien,
sprach mehrere Paßworte und drückte schließlich
eine Taste auf der merkwürdig verkürzten Tastatur. Joe
vermutete, daß berührungsempfindliche Punkte und
Stimmabdrücke einen Großteil dessen aktivierten, wozu
das Gerät imstande war. Der Bildschirm leuchtete auf,
projizierte dann ein Bild nach draußen auf die Steinbank
und schuf ein dreidimensionales, einen halben Kubikmeter
großes Hologramm. Joe setzte sich anders hin, damit er
keine Ecke des Holoraums verdeckte, den nun ein plumpes,
unregelmäßiges Seil aus violettem Licht einnahm, das
zu einem nachlässigen, komplizierten Knoten gebunden war.
Das Seil war auf seiner gesamten Länge von dunkleren,
purpurnen Lichtpunkten gesprenkelt. An einer Stelle, wo sich
mehrere holographische Stränge trafen, leuchtete ein
größeres purpurnes Licht.
    Pirelli betrachtete das Holo mit theatralischer Befriedigung.
»Sieht wie eine lepröse, hyperaktive Brezel aus, nicht
wahr?«
    »Ganz meiner Meinung. Was ist das?«
    »Das neueste Hofstadter-Modell einer polynomischen
Konstante, die von einer Komczyc-Simulation abgeleitet
ist.«
    »Aha.«
    »Ist von den Daten abgeleitet, die wir über das
Auftreten der Seuche haben. Ein Feld ausgewählter Variabein
über Seuchenausbrüche wird in diverse dreidimensionale
Analoga übersetzt, von denen das hier das komplexeste ist.
Es bezieht eine Menge verschiedener Wahrscheinlichkeiten ein, vor
allem die verwandtschaftlichen Beziehungen bei Leuten, die die
Seuche bekommen. Das ist das beste Modell vom erblich bedingten
Auftreten der Seuche, das wir im Moment haben. Du hast
übrigens schon frühere Versionen dieses Modells
gesehen, als wir weniger Seuchenopfer hatten, mit denen wir
arbeiten konnten. Jetzt paß auf – das ist
neu.«
    Pirelli berührte die Metallfolien. Das purpurne Seil
verschwand. An seiner Stelle erschien eine andere
dreidimensionale Figur. Sie schien aus orangegelben
Lichtflächen zu bestehen, war kleiner als das
Hofstadter-Modell und bei weitem nicht so scharf umgrenzt. Es war
schwer, sie deutlich zu erkennen; das orangegelbe Licht
verlagerte sich subtil, außer an einem Punkt, wo es sehr
hell und stetig leuchtete.
    »Es verschiebt sich so, weil es in dem Sample einen
derart hohen Fehlerbereich gibt«, erklärte Pirelli.
»Kneif beim Hinschauen die Augen ein bißchen
zusammen. Das hilft.«
    Joe kniff die Augen zusammen. Es schien ihm überhaupt
nicht zu helfen. »Was sehe ich da?«
    »Ein Hofstadter-Modell der Karnie-Verbindungen, die in
der globalen Reinkarnations-dBase registriert sind.«
    Joe hörte auf zu blinzeln. »Verbindungen? Es gibt
genug, um daraus ein Modell zu entwickeln?«
    »O ja«, sagte Pirelli. Seine Stimme klang grimmig.
»Und jetzt fragst du dich, was das OEFL-Datennetz mit der
Seuche zu tun hast. Paß auf.«
    Pirelli gab dem Computer erneut rasche und komplexe Befehle.
Die orangegelben Lichtflächen vervierfachten ihre
Größe, wurden noch unschärfer und rotierten in
zwei Dimensionen. Das purpurne Hofstadter-Seil erschien wieder.
Jede

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