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Schädelrose

Schädelrose

Titel: Schädelrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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Security ist sehr selektiv hier«, sagte Joe
trocken. Er dachte an Colin Cadavy und Angel Whittaker. An
Caroline. An Catherine, einen kleinen Punkt irgendwo in einem
Hofstadter-Modell. An Robin. Robin mit Alzheimer…
    »Sholomeis und sein Forscherteam haben für morgen
einen Zwischenbericht über die Ergebnisse der
Slow-Virus-Tests versprochen«, sagte Pirelli. »Wenn
ich den kriege, ruf ich dich sofort an.«
    »Danke.«
    »Der Bericht müßte zeigen, ob ihr Serum die
Anwesenheit des Virus im Gehirn feststellen kann oder
nicht.«
    »Ja«, sagte Joe. Der Kopf tat ihm weh –
merkte Pirelli überhaupt, wie viele umwerfende Daten er
gerade in einem Haufen aus purpurrotem und orangegelbem Licht
ausgeworfen hatte? Vielleicht; er saß da und beobachtete
Joe stumm. Sein runder Leib ruhte reglos auf der Steinbank.
Hinter ihm erhoben sich kleine Wellen auf dem See, als der Wind
auffrischte. Joe schaute aufs Wasser hinaus. Er glaubte, die
miteinander verflochtenen Hofstadter-Graphiken immer noch sehen
zu können, dichte purpurne Seilschlaufen in sich
verschiebenden orangegelben Flächen mit hellen Lichtern,
mathematische Folgen von Beschlüssen und Entscheidungen, die
keinen Sinn ergaben. Helle Lichter…
    »Jeff«, sagte er. Bei seinem Ton bewegte sich
etwas hinter Pirellis Augen.
    »Ja?«
    »Diese Modelle…«
    »Spuck’s aus, Joey.«
    Niemand außer Pirelli nannte ihn jemals >Joey<.
Joey McLareni, Spaghettifresser honoris causa. Joey und Guiseppi
und Robin. »Diese Modelle – die hatten beide einen
hellen Lichtpunkt am Ende, an der einen Stelle, wo sich die
mathematischen Berechnungen perfekt überschneiden, wie du
gesagt hast.«
    »Ja.«
    »Was ist das für eine Überschneidung? Was sind
das für Punkte?«
    Pirelli verlagerte sein Gewicht auf der harten Bank.
»Soweit wir wissen, sind sie Robert Anthony
Brekke.«

 
12.
ROBBIE
     
    Robbie streifte sein Hemd ab und ließ die Bergluft der
Wind River Range über seine verschwitzte Haut streichen.
Sofort attackierten ganze Schwärme winziger schwarzer
Insekten seinen Rücken und seine Schultern. Fluchend zog er
das Hemd wieder an, wischte sich die Stirn ab und starrte zu dem
grauen Felsgesims hinauf, das direkt über ihm lag.
    Es war das falsche Sims. Die falsche Richtung, das falsche
Gewirr von Steinbrocken und Pinien, vielleicht der falsche Berg, verdammt.
    Er hatte zwanzig Minuten lang angestrengt steigen müssen,
um das Sims zu erreichen, einen schmalen Felsvorsprung, der am
unteren Ende einer Klippe über einem kleinen, flachen
Plateau nach Südwesten ragte. Er hatte den Luftwagen auf dem
Plateau mitten in einem Haufen olivbrauner und gelber
Blätter stehenlassen, deren Namen er nicht kannte. Aber er
kannte ohnehin nichts hier mit Namen: weder die Bäume, noch
die Berge, noch die steil nach unten fließenden kalten
Bäche oder die Insekten, die ihn gnadenlos jedesmal bissen,
wenn er lange genug anhielt, um Atem zu schöpfen.
    Er hatte seit dem Morgen gesucht, so genau hatte er sein Ziel
innerlich vor sich gesehen, so sicher war er gewesen, daß
er aus der Luft den Weg wiedererkennen würde, den Mallie
Callahan und Johnny Lee Benson vom Sweetwater River aus in die
Berge genommen hatten. Ein zweiter Fluß, der zu einem Bach
führte, an dem man nach oben steigen mußte, bis man
einen ungehinderten Blick auf eine gewaltige, nackte Felswand in
mittlerer Entfernung zur Linken und einen näheren Berg zur
Rechten hatte. Die zerklüfteten Falten des Berges hinauf zu
einem kleinen Plateau mit einem Sims, das schräg nach
Südwesten zurück verlief. Zu dem Sims hinaufklettern,
seinen Windungen zurück folgen, bis es abrupt zwischen zwei
riesigen Felsbrocken verschwand, zwischen denen man sich nur mit
Müh und Not durchquetschen konnte, und die den Weg zu einem
flachen, abwärts verlaufenden Kessel freigaben, der in dem
niedrigen, verborgenen Eingang der Höhle endete.
    Aber jetzt gab es so viele Plateaus, bewaldete und nicht
bewaldete; so viele gewundene Felsvorsprünge; so viele
Zweiergruppen riesiger Felsbrocken. Enorme Felsauswürfe,
abrupt auftauchende kalte Wasserfälle von fünfzehn
Zentimetern Breite, gewaltige, bewaldete Kämme, die mit all
diesen Bäumen bewachsen waren, deren Namen er nicht kannte.
Nichts davon war so wie in Mallies Erinnerung. Hin und wieder
hatte er aus der Luft nach unten geschaut, war sicher gewesen,
daß er es gefunden hatte, und mit dem Wagen gelandet, wobei
das doppelte Bild des

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