Schäfers Qualen
trunkenen Pagen in einem Nestroy-Stück.
Schäfer zog einen Barhocker heran und bestellte einen Gin Tonic. Gin ist leider aus. Na dann eben ein kleines Bier. Er nahm einen Schluck, griff sich Rohrschachers Zigarettenschachtel und zündete sich eine an.
„Steiner … da hast du wohl vergessen, mir etwas zu erzählen.“
Rohrschacher schaute zuerst Schäfer und dann wieder den kargen Inhalt seines Bierglases an.
„Hast ja nicht danach gefragt“, bemühte er sich um eine Ausrede.
„Rohrschacher“, brachte Schäfer sein Gesicht nahe an das seines Gesprächspartners, „glaubst du, dass ich auf der Brennsuppe dahergeschwommen bin? Du machst auf lebendige Stadtchronik und weißt sogar, wo der Steiner als Kind war … aber dass du ein Jahr lang mit seiner Frau bei euren Bergausflügen die Fichten hast wackeln lassen, das vergisst du?“
„Warum die Fichten wackeln lassen?“, schaute ihn Rohrschacher begriffsstutzig an.
„Egal … aber irgendwo da drinnen“, stupste Schäfer an Rohrschachers Stirn, „hat dir doch was gesagt: Obacht, das verschweig ich lieber! Nur dass du damit jetzt mein erster Verdächtiger bist, ist zwischen den Zahnrädchen da oben zerrieben worden, oder? Und jetzt schau nicht wie ein Ochse … ich weiß, dass du nicht blöd bist.“
Rohrschacher gab der Barfrau mit dem Zeigefinger zu verstehen, dass er noch ein Bier brauchte, und wandte sich Schäfer zu.
„Das mit der Steiner hab ich dir nicht gesagt, weil … so weit hab ich doch nicht denken können … das ist doch schon lange vorbei und … außerdem: Wieso soll ich deswegen den Steiner umbringen?“
„Na, weil ihr eure Beziehung vielleicht nur alibihalber beendet habt … Ein paar Jahre Pause, damit nichts verdächtig ist, dann den Ehemann auf die Seite schaffen, zwei andere Spitzbuben für die falsche Spur umbringen … und dann ab zum Notar, Vermögen kassieren.“
Er schaute Rohrschacher eindringlich an: ein hervorragender Schauspieler; oder diese Möglichkeit ging ihm tatsächlich zum ersten Mal durch den Kopf. Schäfer schaltete einen Gang zurück.
„Na gut. Lassen wir das so stehen. Wenn da irgendwas dran ist, dann krieg ich es sowieso heraus. Was anderes: Der Obernauer, ist da irgendeinmal was gefallen, dass sich der vielleicht gar nicht selbst umgebracht hat?“
Rohrschacher schaute abermals verdutzt.
„Wieso? Der ist in seinem Haus gewesen, da haben sie die Pistole in seiner Hand gefunden. Wer hätte das denn sonst machen können?“
„Keine Ahnung. War nur so eine Idee.“
Schäfer nahm sein Bierglas und hielt es Rohrschacher zum Anstoßen hin. Sie tranken jeder einen ordentlichen Schluck und schwiegen einen Augenblick, bevor Rohrschacher das Gespräch wieder aufnahm.
„Der Obernauer hat damals, wie das mit dem Haus so eine Streiterei geworden ist wegen dem Krassnitzer … da hat er schon viel herumgeredet … aber der war ja damals schon ab Mittag beim Schnaps … da hat ihm am Abend keiner mehr zuhören wollen … mir ist er ja auch schon zu viel geworden … aber da war was, das er mir einmal erzählt hat, dass der Krassnitzer und der Steiner was getan haben, mit dem er sie drankriegen würde … das hat mit dem Haus zu tun gehabt.“
„So was hast du mir das letzte Mal schon erzählt“, erinnerte sich Schäfer wieder, „aber was genau, hat er nie gesagt?“
Rohrschacher griff sich an den Kopf und schien ernsthaft nachzudenken.
„Da kommt einem manchmal alles durcheinander, wenn man zu viel trinkt“, gab er scheinbar ernüchtert zu und stellte wie für sich selbst eine ungefähre Chronologie der Ereignisse auf: „Der Obernauer hat die Bude von einer alten Frau gekauft … die war damals schon lange im Altersheim und wollte auch nicht, dass ihr Haus zusammenfällt. Die hat noch Anstand gehabt, nichts mit Immobilienmakler, die hat gemerkt, dass der Obernauer das Haus für seine Frau und den Buben will, und dann hat sie es ihm gegeben. Dann hat er umbauen angefangen, dann ist ihm der Krassnitzer dazwischen …“
Rohrschacher hielt inne, weil Schäfers Telefon läutete.
„Wer? Ach … Leutnant Foidl … Ja … Ich glaube, Inspektor Kern hat Sie einmal erwähnt … Ist ja interessant, und woher wissen Sie über die Ermittlungsergebnisse Bescheid? … Quellen … Das werde ich demnächst im Revier ansprechen, darauf können Sie sich verlassen … Herr Foidl, ich bin mitten in einem wichtigen Gespräch, also … Ja … Ah, das mit den Bildern wissen Sie auch schon … Ja, ich rufe Sie an … Ja,
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