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Schäfers Qualen

Schäfers Qualen

Titel: Schäfers Qualen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Haderer
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Geschäft, mehr oder weniger angesehen … Warum soll der sich jetzt plötzlich einen höchst komplizierten Plan ausdenken, um die drei umzubringen? Und warum hat er sich so aufgeregt, als sie ihn verhaftet haben, und nicht einfach kapituliert, nachdem er angeblich ein Geständnis geschrieben hat. Das macht doch alles keinen Sinn.“
    „Nun, Major Schäfer“, entgegnete Reinisch merklich genervt, „Sinn ist eine Interpretationsfrage, Beweise sind hingegen eindeutig. Warum wehren Sie sich eigentlich dagegen, entlastet zu werden? Hätten Sie vielleicht lieber einen Unschuldigen auf dem Gewissen, der sich erhängt hat, weil ihn ein übereifriger Polizist in einer Nacht-und-Nebel-Aktion ohne weitere Erklärung mit Gewalt aus dem Bett reißen und einsperren lässt? Möchten Sie lieber Ihre Stelle verlieren?“
    „Darum geht’s nicht … Ich bin mir sicher, dass Kranz in das ursprüngliche Verbrechen, die Entführung von Habermanns, verwickelt war. Und möglicherweise auch in den Bankraub und den zweifelhaften Selbstmord Obernauers; da wird uns die ballistische Untersuchung weiterhelfen. Auch Senn dürfte auf seine Rechnung gehen. Weil der ihn erpresst hat, nachdem Krassnitzer Kranz’ Namen verraten hat. Aber nicht, um ihn als seinen Mörder zu nennen, sondern um ihn zu warnen, wie seltsam das hinsichtlich Krassnitzers Charakter auch klingen mag. Und wenn wir jetzt Kranz als den einzigen Täter hinstellen, geht uns der wahre Mörder durch die Lappen. So sehe ich das.“
    „Das ist auch ihr gutes Recht“, führte der Staatsanwalt langsam aus, als hätte er es mit jemandem zu tun, der der deutschen Sprache nicht mächtig war, „aber wie Ihnen sicher nicht entgangen ist, leiten Ihre beiden Kollegen jetzt die Ermittlungen. Und bis zu deren Abschluss wäre es mir lieber, Sie nutzen Ihre ohnehin spärliche Freizeit, um ein paar Tage zu entspannen, anstatt Ihren Kollegen das Leben schwerzumachen. Wir haben ein Geständnis, wir haben einen Täter, und falls sich keine völlig neuen Sichtweisen auftun, reicht uns das.“
    Schäfer stand auf, holte aus seiner Innentasche das Projektil hervor, drückte es Baumgartner in die Hand und verließ den Raum. Als er in Gedanken vertieft und mit Wut im Bauch die stählerne Eingangstür aufstieß, traf diese auf einen Widerstand, der sich als Inspektor Kern erwies, der gerade vom Streifendienst zurückkam. Die Türkante erwischte ihn mitten im Gesicht, unmittelbar darauf schoss ihm das Blut aus der Nase. Schäfer schaute ungläubig auf Kern, der sich jammernd beide Hände an die Nase hielt, während ihm die Tränen in die Augen schossen.
    „Verdammt, Kern.“ Schäfer holte sein weißes Stofftaschentuch aus der Jacketttasche und hielt es ihm an die Nase. Dann packte er den benommenen Inspektor unter den Achseln und half ihm ins Büro, wo er ihn in seinen Stuhl setzte. Er lief ins Badezimmer und kam mit einer Rolle Toilettenpapier und einem nassen Handtuch zurück, das er Kern in den Nacken drückte, nachdem er ihm geheißen hatte, sich so weit wie möglich nach hinten zu lehnen. Die Nase war gebrochen, das sah Schäfer auf den ersten Blick. Er ging ins Besprechungszimmer und bat Walch heraus, der bei Kerns Anblick kreidebleich wurde. Ist er angeschossen worden? Schäfer erklärte ihm, was passiert war, und bat ihn, Kern ins Krankenhaus zu fahren.
    „Erschne Schigredde, bidde“, nuschelte Kern den beiden mit geschlossenen Augen zu.
    „Was?“, fragte Walch.
    Schäfer, der Kerns Bitte richtig interpretiert hatte, griff sich seine Zigarettenschachtel, steckte Kern eine Zigarette in den Mund und gab ihm Feuer. Fünf Minuten standen Walch und er nun da und schauten mitfühlend auf den angeschlagenen Inspektor, der immerhin schon wieder lächeln konnte. Dann halfen sie Kern auf die Beine und brachten ihn gemeinsam zum Dienstauto. Schäfer schaute dem Wagen nach, bis er außer Sichtweite war. Er ging zurück ins Revier und wischte mit seinem Taschentuch das Blut vor der Eingangstür auf. Was für ein bizarrer Tag, murmelte er kopfschüttelnd, steckte das Taschentuch ein und machte sich auf den Weg ins Hotel.

36
    „Hallo Bergmann, ich bin’s … Hören Sie: ich bin jetzt ein paar Tage offiziell im Urlaub … Ach, papperlapapp, keine Sorge, Bergmann … Ich verlängere ja nur meinen Aufenthalt in dieser wunderschönen … Na gut, aber Sie halten dicht, versprochen? … Dieser Reinisch ist drauf und dran, den Fall abzuschließen … Dann rennt da einer frei herum, der mindestens drei

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