Schaenderblut - Thriller
sie das unverkennbare Geräusch von Schritten, die sich näherten.
»Hallo?«
Sie hielt das Handtuch vor ihrer verwüsteten Brust umklammert und lugte um die Ecke. Sie war nicht im Geringsten überrascht, Joe mitten in ihrem Schlafzimmer stehen zu sehen.
»Hast du meine Nachricht erhalten? Im Forum?«, fragte sie.
»Ja.« Er machte einen niedergeschlagenen Eindruck.
»Dann bist du gekommen, um mir den Gefallen zu tun, um den ich dich gebeten habe?«
»Bist du sicher, dass du das möchtest?«
»Ganz sicher. Sie haben mir bei der Entlassung aus dem Krankenhaus haufenweise Schmerztabletten mitgegeben. Ich werde eine ganze Packung davon auf einmal schlucken. Dann spüre ich nichts.«
»Du hast mir gefehlt, Alicia.« Eine Träne rollte über seine Wange.
»Du hast mir auch gefehlt. Ich habe sogar den Tisch für uns gedeckt.«
Joe drehte sich in Richtung der Küchenzeile um und tatsächlich erstreckte sich ein großer Tisch, völlig überdimensioniert für ihr winziges Apartment, von der Küche über die kleine Essecke bis ins Wohnzimmer. Der Tisch bestand aus massiver Eiche und sah ausgesprochen teuer aus. Eine riesige Servierplatte, auf der ein ausgewachsenes Schwein Platz gefunden hätte, wurde von einem einzelnen Gedeck am Kopfende ergänzt. Ein großes Tranchiermesser lag daneben.
»Eine Antiquität«, erklärte sie. »Ich habe den Tisch eigens für diesen Anlass gekauft. Für den Fall, dass du zu mir zurückkehrst.«
»Ich liebe dich, Alicia.«
»Das weiß ich. Aber ich kann so nicht weiterleben!« Sie deutete auf ihre Brust.
»Was ist mit plastischer Chirurgie?«
»Sieh mich an.« Alicia ließ das Handtuch fallen und entblößte die furchtbare Narbe, die ihren Oberkörper verunstaltete. Joseph sog scharf die Luft ein, als er sich mit den Früchten seiner eigenen Brutalität konfrontiert sah. »Das bekommen sie nicht wieder hin.«
»Also gut. Aber es könnte eine ganze Weile dauern. Mein Appetit ist nicht mehr so stark wie früher.«
Alicia ging ins Bad und öffnete das Medizinschränkchen. Sie holte eines der Fentanyl-Pflaster, die man ihr in der Klinik als Ersatz für die Morphiuminfusionen nach der OP empfohlen hatte, aus der Packung und klebte es sich an den Hals. Außerdem hatte sie eine fast volle Flasche Darvocet-N und eine halbe Ampulle Percocet gebunkert. Sie schluckte von beiden jeweils eine Handvoll und kehrte zu Joe zurück. Ihre Knie wurden bereits weich. Als sie in die Küche stolperte, um sich auf den Esstisch zu legen, begann sich das Zimmer um sie herum zu drehen. Das Fentanyl entfaltete bereits seine Wirkung.
»Ich will, dass du mich ganz auffrisst. Lass nichts von mir übrig. So kann ich für immer zu einem Teil von dir werden.«
Auch die Wirkung der anderen Schmerzmittel setzte nun ein und Alicia spürte ihren eigenen Körper nicht länger. Es war ein Gefühl, als würde sie schweben.
Joe weinte, als er das Messer in die Hand nahm. Er weinte, als er begann, ihr weiches fülliges Fleisch zu tranchieren. Und die Tränen flossen weiter, als er die vom Blut feuchten Stücke zwischen seine Lippen schob, kurz darauf herumkaute und sie dann herunterschluckte. Sie schmeckte genauso, wie er sich erinnerte.
Er brauchte zwei Tage, um sie komplett aufzufressen. In den ersten Stunden war sie noch bei Bewusstsein und flüsterte ihm zu, wie sehr sie ihn liebte. Wie glücklich sie war, ihm eine solche Wonne bescheren zu können. Wie sehr sie sich diesen Moment herbeigesehnt hatte. Obwohl er es sich zunächst nicht eingestehen wollte, verspürte Joe die vertrauten Blitze der Ekstase, als er ihre weichen Muskeln und ihr Fett zermalmte und seinem Magen zur Verdauung anvertraute.
Sie starb noch in derselben Nacht, während Joe ununterbrochen weiter aß, wie er es Alicia versprochen hatte. Er aß, bis er ihren gesamten Körper verspeist hatte – Haut, Muskeln, Organe, Fettgewebe, selbst ihr Gehirn. Er nuckelte sogar das Mark aus ihren Knochen. Er fühlte, wie ihre Lebensenergie ihn durchströmte, als er mit aufgeblähtem Bauch ihre Wohnung verließ und gegen die Übelkeit ankämpfte. Er konnte spüren, wie ihre flammende Liebe durch seinen Körper zirkulierte. Den Streifenwagen bemerkte er erst, als er direkt neben ihm zum Stehen kam.
»Halt! Keine Bewegung! Auf die Knie! Hände hinter den Kopf!«
Der Polizist war muskulös und mittleren Alters und er roch nach Angst. Sein Partner kam von der anderen Seite des Wagens herbeigelaufen und war noch älter und noch verängstigter. Joseph hatte
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