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Schaenderblut - Thriller

Schaenderblut - Thriller

Titel: Schaenderblut - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wrath James White
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verzichten. Aber das schabende Geräusch setzte sich fort und zerrte sie langsam in das dämmrige Zwielicht kurz vor dem Aufwachen hinüber. Hier stimulierte es beunruhigende Vorstellungen. Visionen von Frank, der tranchiert und ihr zum Fraß vorgesetzt wurde. Sie beobachtete sich selbst, wie sie mit einem Messer sein Schienbein durchsägte, ihm den Fuß abtrennte und zum Mund führte. Sie biss hinein und der Geschmack war vorzüglich. Aufgewühlt zwang sie sich, die Augen zu öffnen.
    Sie spähte nach links in Richtung des winzigen Badezimmers. Von dort schien das Schaben zu kommen. Joes Gesicht wurde vom Frisierspiegel reflektiert. Er wirkte hoch konzentriert und war damit beschäftigt, seine Zähne zu scharfen Spitzen zu feilen.
    Einen langen Moment blieb Alicia liegen, wie gelähmt von seiner Verwandlung. Als ihr Joseph Miles zum ersten Mal in diesem Sexclub in San Francisco begegnet war, hatte er adrett und konservativ ausgesehen – die Art braver Junge, die man zu Familienfeiern und Büropartys mitnahm, um Freunde und Verwandte zu beeindrucken. Nun, wenige Tage später, wirkte er wie ein durchgeknallter moderner Höhlenmensch. Animalische Gier blitzte wie bei einem Drogensüchtigen, der nach dem nächsten Schuss gierte, in seinen Augen auf. Er verzichtete darauf, sich zu rasieren. Seine Pupillen waren unnatürlich geweitet und seine Brust hob und senkte sich unter seinem beschleunigten Atem. Der Hunger tobte offenbar wieder mit voller Kraft in ihm. Jetzt wünschte sich Alicia, sie hätte ihm nicht ausgeredet, einige Bissen von Franks Fleisch als Proviant für den Rest der Fahrt einzupacken. Doch die Vorstellung war zu dem Zeitpunkt zu beunruhigend gewesen, als die Schuld über ihre eigene Beteiligung an Franks Tod genauso frisch auf ihr lastete wie der Geschmack seines Fleischs auf ihrer Zunge.
    Alicia schloss die Augen und betete, dass er sie nicht als nächste Mahlzeit ausgewählt hatte, obwohl ein Teil von ihr sich tatsächlich danach sehnte, von ihm verschlungen zu werden. Sie zuckte unter seiner Berührung zusammen, als er sich über sie beugte, um ihr den Knebel aus dem Mund zu nehmen. Sie riss die Augen auf und hätte beinahe laut aufgeschrien, als sie sich dicht an dicht mit ihrem kannibalischen Liebhaber konfrontiert sah. Sein Blick war stechend und die gefährliche Begierde, die sie gleichzeitig erregte und zu Tode erschreckte, verschoss ihre verführerischen Blitze.
    »Was hast du vor?«
    »Ich muss wieder etwas essen.«
    Er drehte sich von ihr weg und lief zurück ins Badezimmer, wo er sich erneut mit der Metallfeile an seinem Gebiss zu schaffen machte.
    »Aber ... wir haben doch gerade erst F-Frank gegessen.«
    »Das reichte mir nicht. Es ist nicht genug, um Damon noch einmal gegenüberzutreten. Ich brauche mehr Nahrung. Mehr Macht.«
    »Aber wen?«
    Joe registrierte Alicias Angst, als er damit fortfuhr, seine Eckzähne zu schärfen und schmale, pfeilförmige Fänge daraus zu schnitzen.
    »Ich will dich, Alicia. Ich begehre dich so sehr, dass du dir das gar nicht vorstellen kannst.« Er starrte ihre großen Brüste und dicken Hüften an und die Beule in seiner Hose schwoll merklich an. Sie sog scharf den Atem ein, Furcht richtete die Härchen in ihrem Nacken und an den Armen auf. Jähes Verlangen trieb die Feuchtigkeit zwischen ihre Schenkel.
    Sie wollte um ihr Leben betteln. Sie wollte schreien und sich wehren. Aber sie war zu erschöpft. Alicia starrte den großen College-Jungen an, der mit seinem frisch modellierten Lächeln den Spiegel angrinste. Die zackigen Zahnsplitter hätten einem Reptil alle Ehre gemacht. Von Joes Zahnfleisch lief in langen Fäden roter Speichel das Kinn hinab. Es lag nur noch wenig Menschliches in seinem Gesichtsausdruck. Alicia erschauderte. Ihr ganzer Körper zitterte vor Verlangen. Ihre Muskeln verkrampften sich in Todesangst.
    Langsam drehte Joe sich zu ihr um, ohne einen Gedanken darauf zu verschwenden, den blutigen Sabber aus seinen Mundwinkeln zu wischen. Die Gier begleitete ihn wie ein eigenständiges Lebewesen, das sich in seinem Körper eingenistet hatte und sich den Verstand mit ihm teilen musste. Ein Dämon lauerte hinter seiner Stirn, begierig, das rationale Denken in seinem Bewusstsein zu verdrängen und nichts als animalische Lust zurückzulassen.
    Sie konnte jetzt das Monster in ihm erkennen, widergespiegelt in seinem Fleisch und seiner grässlichen Grinsefratze. Die gleiche Visage hatte er zur Schau gestellt, als er die Brüste der Bibliothekarin

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