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Schaenderblut - Thriller

Schaenderblut - Thriller

Titel: Schaenderblut - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wrath James White
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befreien.«
    »Um sie anschließend gegen mich einzusetzen? Nein, so haben wir nicht gewettet.«
    »Okay. Wie wär’s dann mit einem Messer? Ich könnte diesen großen Bastard wahrscheinlich mit einem Messer ausschalten, wenn ich ihn überrumple.«
    »Ich muss darüber nachdenken.«
    »Da gibt’s nichts nachzudenken. Es ist die einzige Möglichkeit, wie du mich hier rausboxen kannst.«
    »Wenn du wegen eines Notfalls ins Krankenhaus müsstest, wo würden sie dich hinbringen?«
    »Nirgends. Das ist nicht nur eine Klapse, sondern auch eine vollständig ausgerüstete Klinik.«
    »Und wie ist es um die Sicherheit im Medizintrakt bestellt?«
    »Lückenhaft.« Trent grinste. Joe hätte ihm am liebsten die Gesichtshaut abgezogen und dafür gesorgt, dass ihm das Grinsen nicht mehr verging.

Kapitel 36
    Nachdem sie vorübergehend nicht mehr in unmittelbarer Todesgefahr schwebte, hatte Alicia Zeit, sich selbst zu analysieren und in aller Seelenruhe eine Bestandsaufnahme durchzuführen. Sie blickte an ihrem Körper herunter und begann, ihre Makel zu katalogisieren – etwas, das sie nicht mehr getan hatte, seit dieses Martyrium begonnen hatte. Seit dem Moment, als sie den Fuß in Joes Apartment gesetzt hatte, scheinbar vor einer Ewigkeit, hatte sie sich entsetzt, hilflos, empört, wütend, erregt, ekstatisch und verwirrt gefühlt, aber nicht eine Sekunde lang unattraktiv. Ein Mann war bereit, sie zu töten, weil er sie so sexy fand. Gab es eine überzeugendere Bestätigung für ihre Attraktivität? Es war ihr Sex-Appeal, der Joseph Miles überhaupt erst auf sie aufmerksam gemacht hatte, und es war ihr Sex-Appeal, der sie auf diese Reise geschickt hatte, an deren Ende sie ein wie auch immer geartetes Schicksal erwartete.
    Während die nackte 100-Watt-Birne von der Decke auf sie herabbrannte, schienen die diversen Unvollkommenheiten und Schönheitsfehler aufzuleuchten wie unter einem Punktstrahler. Ihre überkritische Grundhaltung übernahm das Kommando und begann, sie Stück für Stück zu demontieren. Alicia wünschte, Joe hätte daran gedacht, das Licht zu löschen, bevor er ging. Sie hatte sich seit über 72 Stunden kein einziges Mal eingeredet, dass sie zu dick war, sich keine Gedanken über die Speckrollen an ihren Hüften oder die Dehnungsstreifen und ihre Cellulitis gemacht, doch nun drängten sich ihre Makel in den Vordergrund.
    Sie blickte auf ihre übergroßen Brüste, die platt an beiden Seiten ihres Brustkorbs heruntersackten und wie blasse, fleischige, wässrige Flügel unter ihren Achselhöhlen hingen. Sie fragte sich, warum überhaupt jemand den Wunsch verspürte, diese abscheulichen Auswüchse zu berühren. Sie waren nicht rund und keck wie die der Silikonqueens und Falten zogen sich von den fehlenden Brustwarzen bis zum Schlüsselbein – so unauffällig, dass niemand sonst sie bemerkt hätte, aber ihr entgingen sie trotzdem nicht. Alicia starrte anklagend auf das dicke schwarze Muttermal unter ihrer linken Brust und wünschte sich, Joe wäre so rücksichtsvoll gewesen, es anstelle ihrer Nippel abzubeißen.
    Seufzend und mit einem vor Abscheu verfinsterten Gesicht ließ sie ihr Urteil wie ein scharfes Skalpell über ihren Bauch fahren. Über die blitzförmigen Dehnungsstreifen, die von ihrem haarigen Venushügel nach oben ausstrahlten, wo ihre Haut vor den Fettzellen kapitulierte, die sich wie Krebs vermehrten. Ihr aufgeblähter Bauch wabbelte bei jedem Seufzer, als der Selbsthass von ihr Besitz ergriff. Sie sehnte sich danach, dass Joe zurückkam. Er musste ihr unbedingt bestätigen, wie schön sie war, und sie mit diesen unersättlichen Augen voller Begierde und Hunger mustern, die ihren gesamten Körper aufzusaugen schienen. Sie weinte sich in den Schlaf und wartete auf die Rückkehr ihres mörderischen Entführers.
    Es war schon dunkel, als er kam. Die Tür fiel hinter ihm zu. Alicia wimmerte leise im Schlaf und zerrte an ihren Fesseln, dann blieb sie wieder ruhig liegen. Joe ging ins Bad und knipste das Licht an. Sie zuckte zusammen und winselte, als sich das enervierende Geräusch von Metall auf Knochen einen Weg in ihren tiefen, traumlosen Zustand bahnte und entsetzliche Schlachthausfantasien heraufbeschwor.
    Bilder von Verkehrsunfällen, Autopsien, Bondage und Blutfetischismus wirbelten in einer Orgie aus Fleisch und Stahl durch Alicias Fantasie. Sie kämpfte gegen den Drang an, hinzusehen, wollte nicht die trügerische Sicherheit des Schlafs aufgeben, sondern an diesem Tag auf weitere Schreckmomente

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