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Schängels Schatten

Titel: Schängels Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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sagte er. »Du willst also, dass wir zusammen das Geld bergen. Und du brauchst meine Hilfe, weil du selbst nicht klettern kannst. Ich soll es für dich holen.«
    »Schon ganz gut«, sagte Carola. »Aber das trifft es nicht ganz.«
    »Okay – erklär’s mir. Darf ich rauchen?«
    »Gerne.«
    Carola holte eine Schachtel Zigaretten und ein Feuerzeug hervor, dann zündete sie ihre Zigarette und Mikes Zigarillo an. Mike staunte. Die einst so sportliche Carola rauchte. Unglaublich. Jetzt entdeckte er auch den Aschenbecher, der neben dem Laptop stand. Es waren schon ein paar Kippen darin.
    Carola erzählte weiter. »Ich habe mit Frank bis vor ein paar Monaten in Berlin gelebt. Anfang des Jahres habe ich herausgefunden, dass er mich seit Jahren betrügt. Ich bin ausgezogen und wieder nach Koblenz zurückgegangen.«
    »Was hat das mit dem Geld zu tun?«
    »Ich will hier in Koblenz wieder als freie Journalistin arbeiten.«
    »Hast du in Berlin nicht gearbeitet?«
    »Schon, aber nicht so viel. Und um es kurz zu machen: Ich bin in Koblenz bei Recherchen auf eine sensationelle Geschichte gestoßen. Auf eine Geschichte, die mit dem Fall an der Gülser Brücke zu tun hat.«
    »Du meinst …?«
    »Ja. Der Mord ist nie aufgeklärt worden.«
    »Und du willst das jetzt hinkriegen?«
    »Ich habe viel recherchiert. Ich habe mit Leuten geredet, die das Opfer gekannt haben. Und ich glaube, da steckt eine Riesensache dahinter.«
    »Ist das dann nicht ein Fall für die Polizei?«
    »Schon. Aber wenn sich die Polizei darum kümmert und alles herausfindet, wäre meine Geschichte nicht mehr so sensationell. Und wer weiß – vielleicht merken sie ja bei ihren Ermittlungen, dass da eine Million Dollar fehlt, und sie kommen mir am Ende noch auf die Spur. Zu gefährlich.«
    »Hm.« Mike schüttelte ungläubig den Kopf.
    »Ich kann dir das jetzt nicht im Detail erklären«, sagte Carola. »Im Grunde geht es mir um die Story. Das Geld wäre natürlich auch ganz nützlich.« Sie klopfte nervös die Asche ab. »Alles hängt miteinander zusammen. Geld, Aufklärung des Falles und Jahrhundertstory.«
    Mike sah Carola eine Weile an. Da war sie wieder: Carola, die Ehrgeizige. Im Rollstuhl, an einer Zigarette ziehend, aber ansonsten die Alte. Voller Tatendrang.
    »Kannst du nicht etwas konkreter werden?«, bat Mike.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich will erst wissen, ob ich auf dich zählen kann.«
    »Wie meinst du das?«
    »Du hilfst mir, der Story auf die Spur zu kommen und den Fall zu lösen. Dann habe ich meinen journalistischen Erfolg, der Mord von damals ist aufgeklärt, und wir sind reich. Du kannst deine Träume verwirklichen. Nach Hollywood gehen. Falls du das noch willst. Und falls das Geld dafür reicht. Aber es ist ja auch nicht gerade ein Pappenstiel.«
    »Also Geld gegen Hilfe?«
    »Genau.« Sie drückte die Zigarette aus.
    Mike verzog den Mund und starrte vor sich hin. »Wie sollen wir das denn schaffen? Und wieso machst du dir die Mühe? Wieso können wir nicht das Geld einfach so nehmen und abhauen?«
    »Weil ich nun mal Journalistin bin. Ich bin gerade mal achtunddreißig. Noch habe ich Zeit, ein bisschen Karriere zu machen. Ich hab keine Lust, in Rente zu gehen oder so was. Und die Geschichte ist es wert, glaub mir.«
    »Aber bei so viel Geld …« Mike wusste nicht, was er sagen sollte. Meinte Carola das alles ernst? Er versuchte, einen klaren Kopf zu behalten. »Steckt denn wirklich so was Bedeutendes dahinter?«
    »Ja! Wie oft soll ich das eigentlich noch sagen?«
    »Sag mir, worum es geht.«
    »Nicht, bevor du mir versprichst, mir zu helfen.«
    »Woher weiß ich, dass du mir die Wahrheit erzählst?«
    »Na hör mal!«
    »Tut mir Leid«, sagte er. »Aber was du mir gesagt hast, reicht mir nicht.«
    »Na gut. Keiner zwingt dich. Du kannst auch nach Hause fahren und alles vergessen. Ich würde dich dann aber bitten, es wirklich gründlich zu tun. Das mit dem Vergessen, meine ich.«
    »Wie kannst du so sicher sein, dass das Geld nicht … kaputtgegangen ist? Liegt das Versteck unter freiem Himmel?«
    »Wie gesagt: Ich denke, dass es die Zeit einigermaßen überstanden hat.«
    »Gib mir einen Hinweis.«
    »Nein.«
    »Vertraust du mir nicht?«
    »Du musst mir vertrauen.«
    »Ich hätte damals das Geld mitgenommen. Es steht mir sowieso zu.«
    »Juristisch gehört es keinem von uns beiden.«
    »Trotzdem.«
    »Glaubst du, es hätte dich glücklich gemacht? Mit siebzehn Jahren? Überleg mal, was aus dir geworden wäre. Wahrscheinlich wärst du

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