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Schärfentiefe

Titel: Schärfentiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: I Mayer-Zach
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das mit dem ,ins Hemd machen‘ war gut. So etwas Unflätiges hat sie vielleicht noch nie zu hören bekommen.“ Der Gedanke amüsierte und beschwichtigte sie gleichzeitig.
    „Nichtsdestotrotz möchte ich jetzt ein gutes Glas Wein und was Feines zum Essen haben. Santo sei Dank. Hast du einen Lokalwunsch?“
    Paula verneinte. Sie kannte sich in dieser Gegend nicht aus. Im letzten Jahr war sie einmal mit ihrer Freundin Linda undder kleinen Sarah im Tiergarten Schönbrunn gewesen, doch das war es dann auch schon.
    „Gut, dann fahren wir in die Stadt zurück“, beschloss Ada. „Ich habe Lust auf exzellente Küche. Ich freu mich schon auf unser Abendessen.“
    In Paulas Brusttasche vibrierte es. Sie hatte vergessen, das Handy wieder auf laut zu stellen. Es war Markus, das sah sie auf dem Display.
    „Hallo, du Schöne, wie geht es dir denn?“
    „Wunderbar, jetzt wo mich mein Traumprinz anruft.“
    „Tja, wenn die Dame meines Herzens so schwer zu erreichen ist. Ich habe es schon ein paar Mal versucht, aber es war immer die Mailbox dran.“
    Blödes Handy. Sie sollte endlich den Betreiber wechseln. In ganz Österreich, im kleinsten Kaff hinter den Bergen hatte sie Handyempfang, aber in der Metropole Wien, gerade hier, hatte der Betreiber ein anderes Netz, das anfällig für Ausfälle war. So konnte sie in ihrer Wohnung nur in den straßenseitigen Zimmern telefonieren, während sie in den hofseitigen keinen Empfang hatte. Und daran würde sich in nächster Zeit auch nichts ändern, wie ihr die freundliche Dame vom Kundenservice, die einige hundert Kilometer entfernt im Osten Deutschlands ihren Anruf entgegengenommen hatte, erklärte. Wahrscheinlich war das Netz in Hietzing auch lahm gewesen.
    „Unternehmen wir heute Abend etwas? Bei mir ist ein Termin ausgefallen, und wir könnten uns in einer Stunde treffen.“
    Verflixt noch mal: Da hatte sie die letzten drei Abende zu Hause verbracht, und gerade heute, wo sie sich mit Ada verabredet hatte, gerade heute hätte sie sich mit Markus in einer Stunde treffen können. Zwei Seelen wohnten in ihrer Brust – sollte sie Ada kurzfristig absagen? Eine verlockende Vorstellung. Und sicher befriedigender als das beste Essen. Aber „Versprochen ist versprochen und wird auch nicht gebrochen“,lautete einer der weisen Sprüche ihres Vaters, und so sagte sie schweren Herzens das Date mit Markus ab.
    „Na, wenn dir ein Termin mit einer Freundin wichtiger ist, dann kann man halt nichts machen.“
    Autsch. Das saß.
    „Wie schaut es morgen bei dir aus?“, fragte Paula.
    „Kann ich dir heute noch nicht sagen. Ich melde mich wieder.“ Jedenfalls war es ihm gelungen, ihre Vorfreude auf das Abendessen mit Ada gehörig zu dämpfen.
    Sie fuhren eine gute halbe Stunde, dann parkte sich Ada auf einem kleinen Platz in der Innenstadt ein und peilte ein Lokal an. Es ging einige Stufen abwärts, modernes Interieur, eine dicke Frau mit mehlbestaubtem Pullover, die Ada herzlich begrüßte und sie an den einzigen noch freien Tisch führte.
    Das fantastische Essen genossen sie schweigend. Paula ließ sich hervorragende Teigtaschen mit einer Pilzavocadosauce schmecken. Ein Hochgenuss.
    Beide verdrückten anschließend noch ein Dessert aus Joghurtschaum mit Früchten und Pistazien, und nun herrschte absoluter Friede am Tisch. Ada war nichts mehr von ihrem Wutausbruch anzumerken und Paula war aus mehreren Gründen froh, das Essen nicht abgesagt zu haben. Zum einen weil es so gut geschmeckt hatte und sie Ada, je länger sie sie kannte, immer lieber gewann. Aber vor allem war sie stolz auf sich, dass sie nicht alles hatte liegen und stehen lassen, nur weil der neue Mann in ihrem Leben zufällig einige Stunden Zeit gehabt hätte. Auch wenn der Abend sicher sehr schön gewesen wäre.
    „Essen kann herrlich sein, oder?“ Satt und zufrieden lehnte sich Ada zurück und hielt ihren prallen Bauch wie eine Schwangere.
    Paula musste ihr recht geben. Vielleicht sollte sie doch endlich einen Kochkurs besuchen? Sie konnte sich ja nicht das ganze Leben lang von ihrer Mutter versorgen lassen.
    „Übrigens, ich habe da noch etwas für dich.“ Ada kramte in ihrem Beutel und legte dann vor Paula ein in rotes Leder gebundenes Büchlein auf den Tisch.
    „Was ist das?“
    Paula öffnete es. Es war ein Telefonnummernregister. Alle Eintragungen fein säuberlich in kleiner Handschrift mit Tinte geschrieben.
    „Das habe ich aus Urbans Wohnung. Nachdem die Alte so betont hat, dass wir alles wieder so hinstellen sollen

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