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Schärfentiefe

Titel: Schärfentiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: I Mayer-Zach
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da an illegale Preisabsprachen oder Geschäftsmanipulationen oder etwas in dieser Art …“
    „… und Urban hat sie abgelichtet und erpresst“, ergänzte Paula. Nun hatte sie verstanden. Sie stopfte die Fotos und die Papiere wieder in den Briefumschlag.
    „Sorry, ich will im Moment einfach nichts mehr damit zu tun haben. Lass uns losfahren!“ Man musste wissen, wann es das Beste war, sich von allem und jedem auszuklinken. Nun war genau der richtige Zeitpunkt dafür.
    Die Fahrt auf den Cobenzl lenkte Paula etwas von den aktuellen Sorgen ab. Die Landschaft hier oben war wunderschön und Paula genoss diese spezielle Stille, wenn jedes Geräusch durch den Schnee gedämpft wird. Das Frühstück im roten Samt des Café Cobenzl, das als höchstgelegenes von Wien einen fantastischen Ausblick über die Dächer der Stadt freigab, tat ein Übriges, um ihr Wohlbefinden zu steigern. Die Sonne setzte sich zu Mittag durch und Paula und Kurt bummelten unter blauem Himmel im Schnee, bewarfen sich mit Schneebällen und sausten mit der alten Rodel, die Paula im Keller gefunden hatte, den Hügel hinunter. Paula lachend und quietschend, Kurt bremsend und dem klapprigen Gefährt Richtung gebend. Nach einer zweiten Einkehr im Café Cobenzl zum Nachmittagskaffee und einem warmen Topfenstrudel mit Vanillesauce ging es wieder zurück.
    Je näher Paula der Wohnung kam, umso unwohler fühlte sie sich. Sie hatte schon oft gelesen, dass ein Einbruch nicht nur Verlust bedeutete, sondern Ängste auslöste, die einige Wochen oder Monate andauern konnten. Aber nie hätte sie sich gedacht, dass das auch bei ihr so sein und sie plötzlich irrationale Ängste entwickeln würde. Wenn sie sich das statistisch gesehen überlegte, dann hieß das, dass allein in Wien nicht nur der Schaden von knapp zehntausend Einbrüchen im Jahr zu beklagen war, sondern dass die Auswirkungen auf die Psyche und damit auch auf die Arbeitsleistung der geschädigtenMenschen weit größeren wirtschaftlichen Schaden anrichteten. Diese Tatsache in ökonomische Zahlen umzusetzen und diese den Kosten für die Aufstockung von Sicherheitskräften gegenüberzustellen, konnte eine interessante volkswirtschaftliche Rechnung ergeben.
    Die Eingangstür war diesmal unangetastet, doch hing ein großer Zettel daran. Er war von Clea: „Bin wieder zurück. Warte auf dich.“
    Paula verabschiedete sich von Kurt und stieg, ohne erst in die Wohnung hineinzugehen, die Treppe zu Clea hinauf. Die wartete schon ungeduldig auf Neuigkeiten und fiel aus allen Wolken, als Paula ihr vom Einbruch berichtete.
    „Aber das Schrecklichste ist, dass der Computer weg ist. Stell dir vor, ich habe in letzter Zeit keine Sicherung gemacht. Alles, was ich über Urban geschrieben habe, ist weg. Nicht zu reden von den vielen Fotos und den Kontakten. Ich verdränge das jetzt, denn wenn ich daran denke, dann krieg ich eine riesige Wut.“ Der Wasserspiegel in ihren Augen stieg gefährlich an.
    „Paula-Schatzi. Das ist alles halb so schlimm. Sobald du wieder einen Computer hast, spiele ich dir einfach den Stand vom 23. Dezember hinauf.“ Clea grinste. „Ich kenne dich ja. In Sachen Computer bist du immer schon viel zu naiv gewesen. Drum mache ich mindestens einmal im Monat eine komplette Sicherung, und die letzte habe ich gemacht, bevor ich nach Hause gefahren bin.“
    Paula glotzte sie nur an, bevor sie begriff, was das für sie bedeutete. Sie hätte heulen können, diesmal vor Freude, fiel Clea spontan um den Hals und dachte in diesem Anfall von unverhofftem Glück, wie wunderbar es war, solche Freunde zu haben.
    Markus hin, Einbruch her, ihr könnt mich doch alle mal.

Fünfzehn
    1.
    Am ersten Werktag nach Weihnachten ging alles drunter und drüber. Das begann schon am Morgen. Zunächst versuchte Paula, den zuständigen Sachbearbeiter bei der Versicherung zu erreichen, der ihr, als sie ihn schließlich erwischte, genau erklärte, was sie zu tun hatte. Danach telefonierte sie mit einigen Anbietern von Sicherheitstüren und listete die Kosten der verschiedenen Anbote auf. Schließlich bestellte sie bei jenem, der schon in der kommenden Woche die Montage durchführen konnte. Der Preis ließ sie mit den Ohren schlackern, doch das waren ihr ein guter Schlaf und die Gewissheit, dass so leicht kein ungebetener Gast mehr in ihre Wohnung eindringen konnte, wert.
    Als Nächstes ging sie in die Nationalbibliothek. Paula stieg die wenigen Stufen, die zum imposanten Eingangsbereich führten, hinauf. Jedes Mal überkam sie

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