Schaerfer als Wasabi
wir machen Party, okay?“
„Okay.“ Mike nickte sichtlich gerührt. Nick nahm seinen besten Freund in den Arm und drückte ihn. Es war ein schönes Gefühl, gebraucht zu werden.
Mikes Tante war sehr nett und aufgeschlossen. Marissa hatte ihren Neffen schon einige Male in der WG besucht und einen sehr positiven Eindruck hinterlassen. Mit ihrem dunkelblonden langen Haar und ihrer lockeren Art wirkte sie eher wie seine Schwester. Tatsächlich trennte die beiden nur acht Jahre Altersunterschied. Marissa war eine intelligente, attraktive Frau. Neben der Erziehung ihrer beiden Kinder arbeitete sie halbtags als Lektorin in einem kleinen Verlag.
Am nächsten Abend saßen alle gemeinsam im Wohnzimmer. Marissa legte ihrem Neffen den Arm um die Schultern und drückte ihn an sich. Er wirkte noch immer sehr blass um die Nase.
„Kevin und Mira können es kaum erwarten, dich zu sehen, Mike. Du wirst viel zu tun haben mit meinen Rotzlöffeln. Und Thomas freut sich auch, dass du uns besuchst.“
Mike grinste, aber noch immer sah er sehr mitgenommen aus.
„Hört sich gut an, Marissa. Ablenkung kann ich gebrauchen.“
Marissa blickte in die Runde.
„Ich bring ihn euch gesund und glücklich zurück, versprochen.“
Der Abschied fiel keinem von ihnen leicht, doch alle wussten, dass Mike nur auf diese Weise von seiner Sucht und seinen Depressionen geheilt werden konnte. Vanessa kullerten Tränen über die Wangen, als sie Mike umarmte und auch Nick merkte, dass er feuchte Augen bekam. Doch natürlich nahm er sich vor Karate Tiger zusammen. Als sich die Tür hinter Mike und Marissa schloss, fiel Vanessa Katsuro in die Arme und ließ sich von ihm trösten. Nick fühlte sich zu müde und ausgelaugt, um wütend zu werden. Sein Geist war leer und grau, es fühlte sich an, als wäre er nur noch ein Schatten seiner selbst. Mit hängenden Schultern schlich er hinüber ins Wohnzimmer und ließ sich auf das Sofa fallen. Es herrschte gedrückte Stimmung in der WG, keiner schien wirklich reden zu wollen. Nick hatte nicht einmal Lust, mit Katsuro zu streiten. Sie alle lebten die folgenden Tage irgendwie nebeneinander her. Es schien, als fehlte ein wichtiges Teil eines Puzzles, das alles zusammenhielt.
Nick hatte einen anstrengenden Tag in der Uni und im Fitnessstudio hinter sich. Er saß am Esstisch und starrte gedankenverloren auf die Tischplatte, als Vanessa das Wohnzimmer betrat.
„Hey ...“
Nick fing ihren Blick auf und seufzte. „Hey, Süße.“
Sie kam langsam herüber und setzte sich neben ihm auf einen Stuhl. Nach einer Weile brach Nick das unangenehme Schweigen zwischen ihnen.
„Ich vermisse dich, Vanessa. Weißt du das?“ Sein Blick hing weiterhin unbeirrt auf dem Tisch. Aus den Augenwinkeln bemerkte er, dass Vanessa den Mund aufmachte, um zu sprechen, ihn aber wieder schloss. Sie schien überrascht über seine Worte. Nach einer Weile sagte sie: „Es tut mir leid, Nick. Ich war wohl keine gute Freundin in letzter Zeit. Mir war das gar nicht so bewusst.“ Sie legte eine Hand auf seine Schulter. „Aber du warst wirklich unerträglich in den letzten Wochen. Du weißt doch, dass du mir alles erzählen kannst, oder? Was ist denn nur los?“
Nick hob den Kopf und sah sie an. Ihrem warmen, ehrlichen Lächeln konnte man einfach nicht widerstehen. Er streckte den Arm aus und zog sie an sich.
„Ich hab mich in letzter Zeit wie ein Arschloch verhalten. Aber das ist weder deine Schuld noch die von jemand anderem. Ich weiß auch nicht genau, was mit mir ist.“ Sie verharrten eine Weile schweigend. Als sie sich schließlich voneinander lösten, glitzerten Tränen in Vanessas Augen, sie grinste verspannt.
„Es wird immer mal wieder Zeiten geben, in denen es nicht so läuft, wie wir uns das wünschen, Nick. Aber ich bin mir sicher, dass diese schweren Wolken vorüberziehen. Und Mike wird bald wieder ganz der Alte sein.“ Sie legte eine Hand auf Nicks Wange. „Er wird eine Weile dazu brauchen, aber alles wird gut, du wirst sehen.“
Nick zuckte hilflos mit den Schultern.
„Ich mache mir einfach große Vorwürfe“, antwortete er heiser. „Ich bin sein bester Freund und habe nicht mal bemerkt, wie schlecht es ihm geht. Und dir hab ich nicht geglaubt.“ Er stieß ein verächtliches Schnauben aus. „Schöner Freund!“
˜ ™
Katsuro hielt im Flur inne, als er Nicks Stimme vernahm. Er wollte nicht lauschen, doch der ungewöhnlich sanfte Ton, in dem Nick sprach, machte ihn neugierig.
„Ich hätte doch bemerken
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