Schaerfer als Wasabi
heiß. Verwirrt wandte er sich wieder an Tobi.
„Ich, ähm … gut“, antwortete er. Nick straffte die Schultern und holte innerlich Luft. „Er hat sich super in der WG eingelebt und auch in der Uni kommt er sehr gut zurecht“, fuhr er mit gefestigter Stimme fort. „Katsuro ist vor allem bei den Damen sehr beliebt“, grinste er.
„Ja, wie ich von meiner Schwester weiß, flogen ihm die Mädchen in Tokio auch schon reihenweise zu“, entgegnete Tobi zustimmend. Irgendetwas Eigenartiges lag dabei in seinem Blick, aber Nick konnte es nicht deuten. Es sah so aus, als hätte er noch gerne etwas hinzugefügt, doch stattdessen nippte er rasch an seiner Bierflasche. „So, ich geh mich jetzt mal um meine Frau kümmern, die Arme tut sich sichtlich schwer, Herrn Takada zu unterhalten“, sagte er amüsiert und deutete auf die andere Seite des Raumes. Marion und Herr Takada unterhielten sich – besser gesagt, sah es eher aus, als würde sie ihm Unterricht im Trockenschwimmen geben. Während sie wild mit den Armen in der Luft umher ruderte und ihm dabei etwas zu erklären versuchte, blickte Herr Takada mit wachsender Verwirrung ihren Händen nach und grinste etwas verloren.
Nick und Tobi lachten auf. „Bis gleich, Nick“, gluckste Katsuros Onkel und beeilte sich, seine Frau zu erlösen.
Als Nick Katsuro mit zwei Gläsern Sake auf sich zukommen sah, kribbelte seine Wirbelsäule wieder, seine Beine waren wie Blei. Er hatte fast noch nichts getrunken – definitiv vertrug er keinen Sake.
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Nick erwachte mit einem leichten Pochen an den Schläfen. Bevor er gestern Abend auf Katsuros Futonbett eingeschlafen war – Katsuro hatte darauf bestanden, dass er das Bett bekam – hatte er nicht mehr viel von dessen Wohnung gesehen. Nach einem flüchtigen Blick auf Katsuro, der auf dem Sofa schlief, stand er auf und blickte sich neugierig um. Sofort fiel ihm auf, dass es hier sehr viele Bücher gab, die Regale waren damit vollgestopft. In einer Ecke befand sich eine Kochnische mit einer kleinen Bar und an den Wänden hingen bunte Bilder mit abstrakter Kunst. In einer Vitrine standen mehrere Dutzend Pokale in verschiedenen Größen und Formen. Sein Blick wanderte erneut zum Sofa hinüber. Katsuro sah so friedlich aus. Eigentlich war er auch immer friedlich. Nick war der Dummkopf gewesen, der von Anfang an Streit gesucht und sich eifersüchtig und arrogant benommen hatte. Einsicht ist der erste Weg zur Besserung, oder?
Als Katsuro sich regte, schrak Nick aus seinen Gedanken, wich zurück und stieß mit den Kniekehlen gegen das Bett. Er plumpste wie ein Stein nach hinten, die Folge war ein erstickter Laut. Katsuro öffnete die Augen und hob den Kopf. Sein Haar war ein Gewirr aus zerzausten, schwarzen Strähnen, die ihm auf einer Seite ins Gesicht fielen.
„Guten Morgen. Na, wie geht es dir heute?“
Nick legte die Handflächen an seine Schläfen.
„Ich habe einen leichten Brummschädel von eurem Reisschnaps-Zeug.“ Er verzog das Gesicht. „Aber sonst ist alles okay, danke. Und ähm … auch guten Morgen.“
Katsuro setzte sich auf und hielt sich gähnend die Hand vor den Mund. Dann lächelte er und sagte leise: „Frohe Weihnachten, Nick.“
„Ja stimmt … frohe Weihnachten“, antwortete Nick nachdenklich. Das hatte er glatt vergessen. „Ich kann gar nicht glauben, dass heute Heiligabend ist. Es … fühlt sich komisch an, nicht zuhause zu sein. Aber irgendwie auch gut.“
Katsuro blickte ihn betroffen an. „Das glaube ich dir. Wir machen einfach das Beste daraus.“ Er stand auf. „Möchtest du Kaffee oder Tee?“
„Kaffee wäre toll.“
Katsuro tappte barfuß zur kleinen Kochnische hinüber und nahm zwei Tassen aus dem Oberschrank. Er trug ein weißes, anliegendes Shirt und eine graue Jerseyhose. Als er das Wasser aufdrehte und es in den Tank der Kaffeemaschine laufen ließ, beobachtete Nick das Spiel seiner Armmuskeln. Katsuro öffnete einen der Oberschränke, dabei rutschte das Shirt nach oben und gab den Blick auf ein Sixpack und gebräunte Haut frei. In Nicks Mund sammelte sich Speichel, er schluckte hart. Was war nur los mit ihm?
„Erde an Nick?“ Katsuro fing Nicks Blick auf und sah ihn fragend an.
„Ähm, was?“ Nick spürte, wie seine Ohren heiß wurden. „Sorry, bin, glaube ich, noch nicht ganz wach“, fügte er rasch hinzu und erhob sich vom Bett.
Katsuro drückte den Knopf der Kaffeemaschine. „Zwei Süßstoff und Milch, stimmt ’ s?“, fragte er, während der Kaffee in die
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