Schaerfer als Wasabi
Gehirns.
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Auf dem Weg nach Hause wirkten die Straßen wie ausgestorben. Die Buden des Weihnachtsmarktes waren längst geschlossen, doch auf dem gigantischen Christbaum in der Mitte der Fußgängerzone brannten noch alle Lichter. Die Festbeleuchtung der Innenstadt tauchte die Nacht in einen sanften Schimmer. Dicke Flocken federten vom Himmel. Nick konnte den Zauber dieses Abends so intensiv spüren, dass ihm ganz feierlich zumute wurde. Er blieb abrupt stehen und blickte hinauf zu den Fenstern, hinter denen viele Familien noch immer den Heiligen Abend feierten. Er konnte die Weihnachtsgans riechen, vernahm das Rascheln von Geschenkpapier und hörte Kinderlachen. Zu seiner festlichen Stimmung mischte sich plötzlich eine tiefe Traurigkeit.
„Nick?“ Katsuros warme Stimme holte ihn aus seinen Gedanken zurück. Er war ebenfalls stehen geblieben und blickte ihn verwundert an.
„Entschuldige. Ich … ich musste nur an früher denken, als ich auch hinter einem dieser Fenster saß und meine Geschenke auspackte. Meine Oma hat Würstchen und Kartoffelsalat gemacht und wir haben zusammen gesungen. Das ist schon so verdammt lange her und fühlt sich an, als hätte ich es nur geträumt. Nachdem Oma gestorben war, hatten wir nie wieder so schöne Weihnachten. Sie war mehr eine Mutter für mich, als ihre Tochter es je hätte sein können.“
Betroffenes Schweigen machte sich zwischen ihnen breit, dann legte Katsuro den Arm auf Nicks Schulter und sagte leise. „Tut mir leid.“
„Nein, mir tut es leid, Kat. Hey, wir haben ’ ne tolle Zeit und ich hab nichts anderes zu tun, als hier rumzujammern“, grinste Nick nervös. „Echt blöd von mir, sorry.“
„Schon gut“, antwortete Katsuro. „Ich kann mir vorstellen, wie du dich fühlst.“
Katsuro akzeptierte Nicks Stimmung und drängte ihn nicht. Er hörte zu und versuchte ihn nicht übertrieben aufzuheitern, wofür ihm Nick sehr dankbar war.
Zwölf
Katsuro warf einen letzten Blick auf Nick, der noch fest schlief, und schloss lächelnd die Tür hinter sich. Er musste früh ins Dojo und wollte Nick nicht wecken. Auf dem Couchtisch lag ein Zettel für ihn, dass Anna ihn und Mitsuko später ins Dojo fahren würde.
Mitsuko schlief ebenfalls noch, als Katsuro und seine Mutter am Tisch in der Küche saßen. Sein Vater hatte das Haus schon vor fast zwei Stunden verlassen, um die ersten Trainingsstunden abzuhalten.
„Schatz?“
Katsuro schrak auf und bemerkte, dass er sekundenlang grinsend in seine Kaffeetasse geblickt hatte. Er sah in das besorgte Gesicht seiner Mutter. Sie stellte ihre Tasse ab und neigte den Kopf schief.
„Was genau verbindet dich und Nick? Seid ihr …?“
„Nein!“, antwortete Katsuro rasch und sah sich sofort um, als könne sie jemand belauschen. Dann senkte er den Blick und fixierte die schwarze Flüssigkeit in seiner Tasse. „Ich … Nick ist hetero, Mama. Da läuft gar nichts.“ Seine Stimme klang trauriger, als er beabsichtigt hatte.
Seine Mutter seufzte. „Du magst ihn sehr, oder?“
Katsuro nickte stumm.
„Ich möchte nicht, dass du dich da zu sehr hineinsteigerst. Nick ist ein sehr netter junger Mann, aber er kann deine Gefühle nicht erwidern. Du wirst nur verletzt, und das möchte ich nicht.“
„Ich weiß. Aber ich kann doch nichts für meine Gefühle.“ Katsuro stieß ein schweres Seufzen aus und nippte an seinem Kaffee. „Nick ist etwas ganz Besonderes, das habe ich von Anfang an gespürt.“
„Aber er steht nun einmal nicht auf Männer, Katsuro.“
„Ich bin glücklich, wenn er bei mir ist und wir Freunde sind. Mehr kann und darf ich mir ohnehin nicht wünschen“, erwiderte Katsuro zerknirscht. Anna legte ihre Hand auf seine und streichelte über seine Fingerknöchel.
Kurzes Schweigen erfüllte den Raum.
„Würdest du Nick dann mit zum Dojo nehmen, Mama? Er soll sich erstmal richtig ausschlafen.“
Sie zog ihre Hand fort und nickte.
„Ja, mach ich. Ich bring ihn dann um halb zwölf zusammen mit Mitsuko nach.“
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Nick konnte seine Enttäuschung kaum verbergen, dass ihn Katsuro nicht geweckt hatte, doch Anna stimmte ihn beim Frühstück milde.
„Du hast so fest geschlafen, Nick. Katsuro brachte es nicht übers Herz, dich so früh zu wecken. Er ist ja noch bis Mittag im Dojo.“
„Ist doch eh langweilig, da stundenlang zuzugucken“, grinste Mitsuko und biss genussvoll in ihr Nutellabrötchen. „Jetzt kannst du dann mir zuschauen!“
Nick lachte auf. „Ja, darauf hab ich mich schon
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