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Schaerfer als Wasabi

Schaerfer als Wasabi

Titel: Schaerfer als Wasabi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Rank
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einigen Sekunden, die er brauchte, um wach zu werden, fiel ihm jedoch schlagartig alles wieder ein. Er zuckte zusammen und fuhr aufkeuchend herum. Katsuro war wach und blickte ihn unsicher an. Er war so makellos schön, dass Nick den Bruchteil einer Sekunde das Bedürfnis hatte, ihn zu küssen. Doch als ihm die Ausmaße des gestrigen Abends bewusst wurden, wich er so abrupt zurück, dass er rücklings aus dem Bett fiel und sich fluchend wieder aufrappelte. Ihm wurde übel, sein Puls raste.
    „Was hast du mit mir gemacht?“ Nicks Schultern bebten heftig, er war wütend, schockiert und schämte sich so sehr, dass das Blut unter seiner Schädeldecke kochte. Katsuros Augen wurden groß. Er setzte sich auf und hob beschwichtigend die Hände.
    „Nick. Ich … wir hatten beide schon etwas getrunken und ich …“
    „Nein … Nein! Sei still!“ Nicks Stimme überschlug sich beinahe, er schüttelte heftig den Kopf. „Nur damit du es weißt – ich bin nicht schwul!“
    „Aber ich bin es. Und ich …“ Katsuro strich sich mit einer fahrigen Bewegung über den Kopf und seufzte schwer. „Ich mochte dich von Anfang mehr als gut für mich war, aber in den letzten Tagen sind meine Gefühle für dich noch stärker geworden.“ Katsuro blickte ihn eindringlich an. „Ich habe mich in dich verliebt, Nick.“
    Nicks Brust zog sich zusammen, sein Hals war trocken und rau, und sein Herz raste so schnell, dass ihm noch übler wurde. Das war alles zu viel.
    „Wie kannst du es wagen! Du hast das geplant, du Schwuchtel!“
    In Katsuros Augen blitzte es auf. Mit einem Satz hechtete er quer über das Bett und packte Nick am Arm.
    „Das ist nicht wahr! Du warst nicht mehr betrunken als ich und du wolltest es genauso, sonst wäre ich doch nie so weit gegangen!“
    Nick befreite sich und holte aus. Seine Faust schnellte vor, Katsuro reagierte jedoch blitzschnell, fing sein Handgelenk im Flug auf und riss es mit solcher Wucht zur Seite, dass Nick taumelte und gegen die Wand krachte. Katsuro starrte ihn aus weit aufgerissenen Augen an, den Griff immer noch fest um Nicks Handgelenk. Seine Brust bebte heftig und in seinem Gesicht spiegelten sich Schmerz, Zorn und Traurigkeit wieder. Innerhalb dieses einzigen, schrecklichen Moments war ihre gerade erst erblühte Freundschaft wie eine Seifenblase zerplatzt.
    Nick knirschte mit den Zähnen und warf Katsuro einen angewiderten Blick zu.
    „Lass mich sofort los!“
    Katsuro zögerte kurz, bevor er seine Hand fortnahm. Nick überlegte, ob er erneut zuschlagen sollte, doch er wusste, dass er keine Chance gegen Katsuro hatte.
    „Fass … mich nie wieder an! Komm nicht mal in meine Nähe! Und hör auf mich so anzustarren!“ Nick ertrug den Schmerz in Katsuros Blick nicht mehr. Derselbe, intensive Schmerz, der auch ihm in diesem Augenblick die Luft aus den Lungen presste. Wie ein Geisteskranker rannte er durch die Wohnung, sammelte seine Sachen im Bad ein und stopfte sie in seine Reisetasche. Dann hob er sein Hemd vom Boden auf und öffnete hastig die Tür. Im Treppenhaus zog er sich das zerknitterte Kleidungsstück über den Kopf. Er stürzte fluchtartig die Stufen hinunter, als im Erdgeschoss die Tür aufging und Mitsuko in den Flur trat.
    „Hallo, Nick!“, rief sie und winkte. „Wir sind heute bei Tobi und Marion eingeladen. Kommt ihr mit?“
    „Lass mich in Ruhe! Bleibt mir alle vom Leib!“, brüllte er sie an. Mitsuko wich erschrocken zurück, ihre dunklen Augen weiteten sich. Nick riss seinen Anorak vom Haken der Garderobe, schoss an ihr vorbei und lief hinaus auf die Straße. Er rannte, als wäre der Teufel hinter ihm her, während ihn die Bilder der letzten Nacht verfolgten. Bestürzung und Verwirrung vermischte sich mit der Erkenntnis, dass er vor wenigen Stunden den intensivsten Orgasmus seines Lebens gehabt hatte.
    Nick blieb so abrupt stehen, dass ihn die Passanten rundherum verwundert anblickten.
    „Was glotzt ihr denn so?“, schrie er außer sich und blickte in ein Schaufenster, das sein Abbild spiegelte. Vielleicht konnte man es ihm ansehen. Nick, die Schwuchtel.
    Er hatte plötzlich das Gefühl, jemand würde ihm einen unsichtbaren Strick um den Hals legen und zuziehen. Nach Atem ringend griff er an seine Kehle und lief weiter.

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    Vanessa öffnete ihm die Tür.
    „Gott, wie siehst du denn aus, Nick? Ist etwas passiert? Ich dachte du bist noch bis morgen zuhause.“
    Er stieß ein Schnauben aus. „Ich war nicht zuhause.“
    Vanessa musterte ihn, eine tiefe Falte

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