Schaerfer als Wasabi
bildete sich auf ihrer Stirn.
„Was soll das heißen? Wo warst du dann?“
„Bei … Katsuro.“ Warum hatte er ihr das gesagt? War er jetzt völlig übergeschnappt? Seine Brust zog sich bei dem Gedanken an Katsuro schmerzlich zusammen.
Vanessa schüttelte verständnislos den Kopf. „Was?“
Nick hatte keinen Nerv für lange Erklärungen, er wollte nur alleine sein. Er warf die Hände über dem Kopf zusammen und stöhnte auf.
„Ach, lass mich in Ruhe!“
Er rannte in sein Zimmer und schlug die Tür zu. Mit wenigen Schritten war er am Bett und ließ sich darauf fallen. Nick fühlte sich so leer, alles schien so unwirklich. Seine Gefühle fuhren Achterbahn. Er spürte so unglaublichen Zorn, dass er den Wunsch verspürte, alles kurz und klein zu schlagen. Zugleich wurden sein Geist und seine Seele erfasst von einer tiefen Sehnsucht nach Katsuro. Sein Körper erbebte in der Erinnerung an letzte Nacht. Noch niemals zuvor hatte er auch nur etwas annähernd Intensives erlebt. Als er sich nach einer Weile aufsetzte, fiel ihm Katsuros Geschenk ein, das noch immer unausgepackt in seiner Tasche steckte. Er erhob sich, nahm das Päckchen an sich und wickelte es mit zitternden Händen aus.
Es war ein Buch. „ Mein Weg“ von Gichin Funakoshi .
„Oh Gott, nein“, murmelte Nick wie benommen, als er Katsuros Buch in den Händen hielt. Das Buch, das ihm am meisten bedeutete und er schenkte es ihm. Ein Knoten bildete sich in Nicks Kehle, als er die erste Seite aufschlug. Behutsam fuhr er mit den Fingern über Tobis Widmung für Katsuro, als sein Blick auf die andere Buchseite fiel.
Für Nick
Ich habe meinen Weg längst gefunden,
also brauche ich es nicht mehr.
Finde Du den Deinen.
In Freundschaft
Katsuro
Die Schrift verschwamm vor Nicks Augen. Erst als ein Tropfen auf die Seite fiel und das Papier tränkte, bemerkte er, dass er weinte. Nick schlug das Buch zu, warf es auf das Bett und sprang auf.
„Scheiße!“ Er unterdrückte ein Schluchzen, stattdessen löste sich gleich darauf ein Wutgebrüll aus seiner Kehle, während er seinen Stuhl packte und gegen den Schreibtisch schleuderte. Die Lampe darauf fiel um, der Stuhl prallte an der Tischkante ab und krachte zu Boden. Nick fühlte sich leer und hatte das Gefühl, nicht genügend Luft zu bekommen.
„Nick?“
Er wirbelte herum, als Vanessa plötzlich im Türrahmen stand. Ihr entsetzter Blick schweifte von Nick zu dem am Boden liegenden Stuhl und wieder zurück.
„Um Gottes willen! Was ist denn nur los? Ist etwas mit Katsuro?“ Vanessa war bei den letzten Worten ganz bleich geworden, ihre Augen waren weit aufgerissen. Sie machte Anstalten, sich ihm zu nähern, doch Nick streckte abwehrend die Arme aus.
„War ja klar, dass du dir zuerst Sorgen um ihn machst!“, schrie er Vanessa an und ließ sich erschöpft auf das Bett sinken. In dem Moment tauchte Robert in der Tür auf und blickte Nick fassungslos an.
„Was ist denn passiert?“
„Ihr sollt mich in Ruhe lassen, hab ich gesagt!“ Nick erschrak, wie erbärmlich und weinerlich seine Stimme klang. Was hatte dieser Bastard nur mit ihm gemacht? Er wollte das nicht. Verdammt, er wollte das nicht. Es schien, als wäre in dieser einen Nacht sein gesamtes Leben endgültig aus den Fugen geraten.
„Nick, ich bitte dich! Natürlich mach ich mir genauso Sorgen um dich. Wir haben uns doch versprochen, immer alles zu sagen, egal was es ist.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, kam Vanessa zu ihm hinüber und setzte sich neben ihn auf das Bett. Dann legte sie vorsichtig einen Arm um seine Schultern und schwieg. Nick schüttelte den Kopf, ließ ihre Umarmung jedoch zu.
„Kann nicht ...“, flüsterte er erstickt. Er wünschte sich plötzlich wieder, ein kleiner Junge zu sein, mit den Sorgen eines Kindes. Er wollte sich irgendwo verkriechen, wo ihn keiner fand, um sich in seinem Selbstmitleid zu ertränken. Nach einer Weile wischte er mit den Handflächen hektisch über seine Wangen.
„Geht schon wieder.“ Nick schämte sich und erkannte sich selbst nicht mehr wieder.
„Komm, ich mach dir erstmal einen Lindenblütentee, der beruhigt dich.“
Nick schüttelte den Kopf, doch ihr Blick duldete keine Widerrede.
„Okay … ich komme gleich.“
Vanessa nickte und ging hinaus in den Flur. Robert musterte Nick kurz, dann folgte er ihr.
Nach einer Weile hatte sich Nick einigermaßen gefasst und ging hinüber ins Wohnzimmer, wo es bereits nach Vanessas Tee duftete. Robert und Vanessa saßen auf dem Sofa und
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