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Schaerfer als Wasabi

Schaerfer als Wasabi

Titel: Schaerfer als Wasabi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Rank
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sahen ihn mit einer Mischung aus Mitleid und Neugierde an. Vanessa klopfte mit der flachen Hand auf den freien Platz rechts von ihr und lächelte aufmunternd.
    „Na komm schon, Nick. Setz dich und erzähl uns, was passiert ist.“ Sie schob Nick eine Tasse dampfenden Tee hin. Mit klopfendem Herzen setzte Nick sich neben Vanessa und nahm seine Tasse, um Zeit zu schinden. Er konnte den beiden doch unmöglich erzählen, dass … Seine Hand zitterte, als er einen Schluck nahm. Der Tee floss heiß seine Kehle hinab. Nachdem er die Tasse abgestellt hatte, herrschte absolutes Schweigen. Nick hatte diese ganze Maskerade satt. Ihm ging allmählich die Kraft aus, allen eine perfekte heile Welt vorzuspielen. Es war an der Zeit, alles auf eine Karte zu setzen. Er straffte die Schultern und fasste seinen ganzen Mut zusammen.
    „Katsuro und ich haben ...“ Oh verflucht, warum war das so schwer? Nick fuhr mit beiden Händen durch sein Haar, seine Finger krallten sich in die dicken Strähnen, während er den Fußboden fixierte. „Wir hatten Sex … oder so etwas in der Art.“

Sechzehn

    So jetzt war es raus, scheiß drauf. Als keiner etwas sagte, blickte er auf. Vanessas Augen waren so groß, dass Nick dachte, sie würden ihr gleich herausfallen. Robert stieß die Luft zwischen den Zähnen aus und sank zurück in die Sofalehne.
    „Das sind ja Neuigkeiten, da hol mich doch … oh Mann ...“, schüttelte er den Kopf und blickte Vanessa an, die ganz still geworden war. Er runzelte die Stirn. „Vanessa, Liebes? Alles in Ordnung mit dir?“
    Vanessas Gesicht war kreidebleich. Eine Weile sagte sie überhaupt nichts, die Stille brachte Nick fast um den Verstand.
    „Wie … was ...“, krächzte sie schließlich heiser, ohne Nick anzusehen. Stattdessen starrte sie bewegungslos auf ihre im Schoß gefalteten Hände. „Was meinst du damit? Ich verstehe nicht ...“
    Mit bebender Stimme erzählte Nick von dem Streit mit seiner Mutter und ihrem Freund und wie Katsuro ihn in seinem erbärmlichen Zustand gefunden und mit zu sich nach Hause genommen hatte. Mit klopfendem Herzen schilderte er die Entwicklung ihrer Freundschaft, wie sie sich langsam näher gekommen waren und schließlich, was gestern Nacht passiert war.
    Wieder unerträgliches Schweigen. Der tropfende Wasserhahn in der Küche erschien Nick mit einem Mal so laut wie ein Vorschlaghammer. Plötzlich brach Vanessa in Tränen aus. Nick war völlig perplex und wusste nicht, wie er reagieren sollte und auch Robert war mit der Situation sichtlich überfordert. Er legte einen Arm um sie und strich über ihr dunkles Haar.
    „Also, dass ein Großteil der Damenwelt entsetzt sein würde, dass unser Sonnenschein für den weiblichen Markt nicht mehr zu haben ist, verstehe ich ja, aber du, Vanessa?“, fragte er sichtlich verwundert. Endlich löste sich Nick aus seiner Starre und legte eine Hand auf ihren Arm. „Vanessa ...“
    „Lass mich!“ Sie entriss ihm ihren Arm, ihre Stimme war erschreckend aggressiv. „Ich dachte, ihr beide hasst euch? Lass mich in Ruhe, Nick. Ich ...“ Sie unterbrach sich selbst mit einem Schluchzen und warf sich dem völlig perplexen Robert an den Hals. Nick befand sich in einer Art von Schockzustand, seine Emotionen schwankten von Wut und Traurigkeit bis hin zur völligen Hilflosigkeit. Und er schämte sich. Er schämte sich so sehr, dass er nicht wusste, ob er einfach abhauen oder sich in irgendeinem Loch verkriechen wollte. Robert bedeutete ihm mit einem Kopfschütteln, dass es im Moment keinen Sinn hatte, mit Vanessa zu sprechen. Sie war völlig aufgelöst.

    Nick ging wie betäubt in sein Zimmer und bereute zutiefst, dass er sich den beiden anvertraut hatte. Es war für ihn nicht nachvollziehbar, warum sich Vanessa so aufregte. Sie war normalerweise sehr aufgeschlossen und tolerant, Nick hätte nie gedacht, dass sie ein Problem mit Homosexualität hätte. Sein Herz machte einen Satz, er stieß ein Schnauben aus und raufte sich die Haare.
    „Ich bin nicht schwul, verdammt!“ Sein verzweifelter Ausruf klang gepresst. Er ließ sich mit dem Rücken voran auf sein Bett fallen und brach in Tränen aus. In diesem Moment vermisste er Mike noch mehr als zuvor. Nick war mit den Nerven völlig am Ende und begann zu zittern. In seinen Ohren rauschte es, er hatte das Gefühl, an seinen Tränen zu ersticken.
    Irgendwann musste er vor Erschöpfung eingeschlafen sein, denn ein Klopfen riss ihn aus einem leichten Schlaf. Das Geschehene holte ihn jäh ein, mit einem

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