Schaerfer als Wasabi
Sekunde seine Sorgen. „Meine Fresse, ein Anwalt?“ Seine Stimme überschlug sich beinahe. „Wahnsinn … Wahnsinn.“
Vanessa wischte sich mit dem Taschentuch über ihr tränennasses Gesicht.
„Vergesst den Tee, Jungs. Haben wir noch Schnaps da?“
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Ein paar Minuten später saßen die Drei mit einer Flasche Wodka im Wohnzimmer auf dem Sofa.
„Wenn Mike jetzt auch noch eröffnet, dass er schwul ist, krieg ich echt Komplexe“, sagte Vanessa, nachdem sie ihr Glas auf Ex geleert hatte. Sie schüttelte sich. „Scheiße, ist das Zeug stark!“
„Du solltest langsamer machen, Süße. Das war schon dein drittes Glas“, warnte Nick sie. „Du trinkst sonst selten etwas, vergiss das nicht.“ Er selbst hatte an seinem Glas nur genippt, denn von Wodka hatte er vorerst mehr als genug.
Sie legte den Kopf auf seine Schulter, gähnte und streckte die Hand nach Robert aus. Robert tauschte einen verwunderten Blick mit Nick, rückte aber näher und nahm Vanessas Hand.
„Ich liebe euch, Jungs … ehrlich. Auch wenn ihr plötzlich alle schwul seid.“ Sie machte ein nachdenkliches Gesicht. „Vielleicht liebe ich euch jetzt sogar noch ein bisschen mehr.“
Nick öffnete den Mund, um zu protestieren, doch Vanessa schnitt ihm das Wort mit einem Kichern ab. Nick schüttelte verwirrt und amüsiert zugleich den Kopf. Die Drei saßen lange zusammen, bis Vanessa irgendwann schließlich die Augen zufielen. Sie kuschelte sich an Nicks Brust und begann leise zu schnarchen.
„Der Schnaps hat der Armen den Rest gegeben“, sagte Robert leise und löste behutsam seine Hand aus Vanessas. Nick stützte ihren Kopf, gemeinsam legten sie sie auf dem Sofa ab und deckten sie zu.
„Meinst du wirklich, sie kommt damit klar?“, fragte Nick nachdenklich.
„Es wird ihr nichts anderes übrig bleiben“, antwortete Robert. „Außerdem hat sie gesagt, sie hat uns alle lieb“, fügte er grinsend hinzu. Nick zwang sich zu einem Lächeln und ließ sich auf dem Sofa nieder, während Robert zu Vanessas Füßen Platz nahm. „Das Wichtigste ist erstmal, dass du klarkommst, Nick. Glaub mir, ich weiß, wie schwer es ist, es zu akzeptieren. Ich bin da, wenn du jemanden zum Reden brauchst, okay?“
„Ich weiß … danke Robert“, antwortete Nick.
Nach einigen Momenten des Schweigens holte Nick tief Luft und starrte auf seine gefalteten Hände.
„Er hat mir einen geblasen, dass ich dachte, ich wäre im Himmel“, platzte er plötzlich hervor, ohne darüber nachzudenken. „Ich hab die Engel singen hören, ich schwör’s dir. Das war kein normaler Orgasmus, das war … das war einfach nicht mehr normal, Robert!“ Nick stützte das Gesicht in seine Hände, holte tief Luft und stieß sie langsam wieder aus. Scheiße, hatte er das wirklich gerade erzählt? „Katsuro … er war so wunderschön gestern Abend … die Mädels waren verrückt nach ihm. Und ich auch. Hab’s bloß noch nicht wirklich kapiert.“ Nick hob den Kopf und fixierte Robert mit heißen Wangen. Ein Lächeln huschte über Roberts Gesicht, es war ein verträumtes, verständnisvolles Lächeln.
„Das kann ich gut nachvollziehen. Weißt du, Gregor hatte am Anfang ähnliche Ängste wie du. Nur war das wegen dem Altersunterschied, der uns trennt. Außerdem hatte er gerade eine schwierige Zeit hinter sich, nach seinem Coming Out und der Scheidung von seiner Frau. Unsere Liebe wäre wegen seiner Zweifel fast zerbrochen, noch bevor sie richtig begonnen hat. Aber ich konnte ihn davon überzeugen, dass unser Alter keine Rolle spielt, solange wir uns lieben.“ Er seufzte schwer. „Ich wünschte nur, ich hätte nun wie er den Mut, unsere Beziehung öffentlich zu machen … So, dass jeder weiß, wen ich liebe. Ich habe dieses Versteckspiel so satt.“
Nick sah Robert mitleidig an, einen kurzen Moment schwiegen sie wieder.
„Wenn ich die Augen schließe, sehe ich sein Gesicht“, fuhr Nick schließlich fort. „Jetzt, wo er nicht da ist, vermisse ich ihn so sehr, dass es mich innerlich fast zerreißt. Und ich fühlte mich so elend, weil ich mich verdammt schäbig benommen habe.“
Robert grinste ihn von der Seite her an. „Tja, ich schätze du bist verliebt. Dich hat es sogar richtig heftig erwischt.“ Er klatschte sich mit der Handfläche gegen die Stirn und lachte gequält auf. „Oh Mann … jetzt, wo ich länger drüber nachdenke … kein Wunder, dass ihr euch so angegangen seid! Ihr wart einfach scharf aufeinander und frustriert, weil keiner es zugeben
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