Schaerfer als Wasabi
konnte.“
„Aber er ist ein Mann!“ Nick fuhr auf und begann, im Zimmer auf und ab zu laufen. „Das … das geht doch nicht!“
„Wer sagt das?“, antwortete Robert. „Steht das irgendwo?“
Nick blieb abrupt stehen und sah ihn perplex an. „Aber … ich bin doch nicht schwul, verdammt!“
Robert erhob sich und verdrehte die Augen. „Aber mindestens bisexuell, Nick!“, entgegnete er. „Und es ist nichts Schlimmes dabei. Abgesehen davon glaube ich, dass bei Katsuro jeder zweite Typ schwul werden würde. Ich denke, es ist an der Zeit, dass wir auf die Weise leben und lieben, die uns glücklich macht, und auch dazu stehen. Wir haben nämlich nur dieses eine Leben, verstehst du?“
Nick erlebte Robert das erste Mal richtig aufgebracht, geradezu fanatisch. Er stand auf und kam mit erhobenem Zeigefinger auf ihn zu. „Katsuro ist ein ganz besonderer Mensch. Und würde ich meinen Freund nicht über alles lieben, hätte ich ihn angegraben, das darfst du mir glauben. Tu ihm nicht weh, sonst bekommst du es mit mir zu tun!“ Er bohrte seinen Zeigefinger kurz in Nicks Brust und nickte knapp, um seine Rede damit zu untermalen. Einen Moment starrte Nick Robert an, überrascht über dessen Gefühlsausbruch.
„O… okay“, antwortete er schließlich kleinlaut.
˜ ™
Katsuros Rückkehr wurde von allen gespannt und nervös erwartet, doch Nick war das reinste Nervenbündel. Er schlich in seinem Zimmer umher, ging hinüber ins Wohnzimmer, tigerte nervös im Flur auf und ab. Immer und immer wieder. Die Stunden vergingen, doch Katsuro kam nicht nach Hause. Sonntagabend, um zweiundzwanzig Uhr versuchte Vanessa ihn auf dem Handy zu erreichen, doch vergeblich. Nick machte die ganze Nacht kein Auge zu. Auch am Montagmorgen kehrte Katsuro nicht zurück, Telefonanrufe von Vanessa blieben unbeantwortet.
In der Uni saß Nick völlig abwesend im Hörsaal, seine Gedanken kreisten nur um Katsuro und wie es ihm ging. Er sah ihn vor sich, konnte seine warmen Hände und Lippen auf seiner Haut spüren und atmete seinen Duft ein. Seine Kommilitonen fragten bereits, was mit ihm los sei, doch Nick zog sich immer mehr zurück. Er wollte nach Hause in sein Bett, die Decke über den Kopf ziehen und leiden. Und er litt … er litt wie ein Hund. Es war ihm fast unmöglich, am normalen Alltag teilzunehmen, er fühlte sich wie gelähmt.
Es war Mittwochnachmittag, als sich Vanessa zu ihm setzte und ihn ernst musterte.
„Nick, ehrlich. Ich sehe mir das keinen Tag länger mit an. Du läufst herum wie ein Zombie … lernen wirst du in diesem Zustand ohnehin nichts. Fahr nach Rosenheim und hol Katsuro zurück, ich bitte dich.“ Sie sah ihn eindringlich an und schüttelte den Kopf. „Sonst mache ich es!“
Als Nick sie mit großen Augen ansah, fügte sie hinzu: „Wir machen wir uns doch auch große Sorgen um ihn.“
˜ ™
Zwei Stunden später saß Nick im Zug. Noch nie war ihm eine Stunde so lange vorgekommen, es schien, als würde die Bahn absichtlich langsam über die Gleise kriechen, um ihn noch mehr zu quälen.
In Rosenheim angekommen nahm sich Nick ein Taxi, mit hämmerndem Herzschlag stand er wenige Minuten später vor dem Haus der Nakazatos und drückte die Klingel zu Katsuros Appartement. Ihm war schlecht und ständig überlegte er sich, wie er am Besten anfangen sollte. Sekunden verstrichen, doch niemand öffnete. Er klingelte ein zweites und ein drittes Mal. Nick versuchte es unten bei Katsuros Eltern, doch auch da öffnete niemand. Zerknirscht wandte er sich ab und überlegte, was er tun sollte. Ein kühler Wind pfiff ihm um die Ohren und nasskalter Eisregen prasselte in sein Gesicht, wie Tausende kleine Stecknadeln. Nach einer Viertelstunde beschloss er, zum Dojo zu fahren.
Tobi kam gerade aus dem Büro des Dojos. Er sah blass und müde aus, Nick hatte sofort das Gefühl, dass etwas geschehen sein musste, als er eilig auf ihn zukam.
„Nick! Seit wann bist du hier? Warst du schon im Krankenhaus?“ Tobi musterte Nick ängstlich. Nick zuckte zusammen, der Boden schwankte unter seinen Füßen. Sein erster Gedanke galt Katsuro. Wenn ihm etwas zugestoßen war …
„Krankenhaus? Ist etwas … mit Katsuro?“, stieß er zitternd hervor, während seine Kehle schmerzlich anschwoll.
Siebzehn
„Ich dachte, du weißt es bereits.“ Tobi schüttelte betroffen den Kopf. „Mitsuko … sie ist im Krankenhaus – und wird gerade operiert.“
Nick schlug sich eine Hand vor den Mund und hatte das Gefühl, jemand hätte ihm
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