Schaerfer als Wasabi
öffnete sich die automatische Tür zur Intensivstation, und Katsuros Eltern kamen aus einem der Räume. Annas Augen waren geschwollen und rot, doch sie wirkte gefasst. Kats Vater sah Nick überrascht an, dann nickte er ihm kaum merklich zu. Nick und Katsuro erhoben sich hektisch.
„Was ist los? Was haben die Ärzte gesagt?“, fragte Katsuro aufgebracht.
„Es ist so, wie sie vermutet haben. Der gesamte Bauchraum hat sich erneut entzündet, nun müssen wir abwarten, ob das Fieber sinkt.“ Sie blickte von Katsuro auf Nick und legte ihre Hand auf seine Schulter. „Hallo Nick. Ich bin sehr froh, dass du wieder da bist und Katsuro beistehst.“
Nick wusste nicht, was er antworten sollte. Er war ohne ein Wort des Dankeschöns abgehauen und schämte sich dafür zu Tode. Schließlich nickte er stumm und wandte sich an Katsuros Vater. Seine Augen und das blasse, ausgezehrte Gesicht sprachen Bände.
„Herr Nakazato-san“, grüßte Nick ihn höflich und deutete eine leichte Verbeugung an. Katsuros Vater musterte ihn müde. In seinem Blick lag Dankbarkeit, auch wenn er sich wie immer etwas reserviert gab. Er reichte Nick die Hand und nickte knapp. „Katsuro wird guten Freund brauchen in dieser schweren Stunde.“
„Ich bleibe, solange er mich braucht“, antwortete Nick, während sein Blick hinüber zu Katsuro wanderte. Er sah aus, als würde er jeden Moment zusammenbrechen. Nick wollte alleine mit ihm sein und ihn fest in seinen Armen halten. Die Sehnsucht nach Kats Nähe war mittlerweile so stark, dass Nick unruhig wurde und innerlich zu zittern begann.
Nachdem ihnen der Arzt mitgeteilt hatte, dass sich Mitsukos Zustand die nächsten Stunden vermutlich nicht ändern würde, verließen Nick, Katsuro und sein Vater schweren Herzens die Klinik. Anna wollte wie die letzten Nächte auch hier im Krankenhaus schlafen. Sie war seit Sonntagabend keine Minute von Mitsukos Seite gewichen.
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Im Treppenhaus wollten Nick und Katsuro die Stufen zum Appartement hinaufsteigen, als Katsuros Vater nach Nicks Arm griff.
„Ich denke, wir drei Sake vertragen könnten, was meint ihr?“
Nick sah Katsuro fragend an, er nickte ausdruckslos. Sie gingen hinüber ins Wohnzimmer und nahmen auf dem Boden am Esstisch Platz, während Katsuros Vater drei Schnapsgläser und den Sake aus dem Wohnzimmerschrank holte. Er stellte alles auf dem Tisch ab und schenkte ihnen großzügig ein. Sein Blick war leer und aus seinen Augen war jeglicher Glanz gewichen, als er das Glas erhob.
„Weißt du, was Mitsuko bedeutet, Nick?“, fragte er und leerte das Glas in einem Zug. Katsuro und Nick tranken ebenfalls auf einmal aus. Dann räusperte sich Nick und rutschte unsicher auf seinem Bodenkissen hin und her.
„Ja, Katsuro hat es mir gesagt. Es bedeutet Kind des Lichtes , Herr Nakazato-san“, antworte er leise. Katsuros Vater nickte anerkennend und schenkte ihnen nach. Erneut trank er sein Glas auf einmal aus. Die Stimmung war beklemmend, Nick wusste nicht, wie er mit dem Schmerz und der Verzweiflung der Familie umgehen sollte. Katsuro schob sein Glas in einer stummen Aufforderung über die Tischplatte. Nick fühlte sich so hilflos. Wenn Mitsuko tatsächlich … Er zucke innerlich zusammen und verbannte diesen schrecklichen Gedanken in die hinterste Ecke seines Gehirns, als Katsuros Vater erneut das Wort ergriff.
„Als Mitsuko zur Welt kam, war sie schönstes Baby in Klinik … schönstes Baby auf der ganzen Welt.“ Auf seinem Gesicht zeichnete sich der Anflug eines Lächelns ab. „Als ich sie erstes Mal in meinen Armen hielt, schien Sonne durch das Fenster herein, genau auf ihr winziges Gesicht.“ Er schenkte ihre Gläser wieder voll. „Und so nannten wir sie Mitsuko.“
Die Flasche Sake war fast leer, als sich Katsuros Vater schwankend erhob.
„Ihr beide solltet jetzt schlafen gehen.“ Er legte die Hand kurz auf Katsuros Schulter. „Morgen wir fahren zu deiner Schwester. Sie wird wieder gesund.“
In Katsuros Augen schwammen Tränen, doch er hob stolz den Blick, um sie aufzuhalten. Es schien, als wollte er vor seinem Vater nicht weinen. Nick spürte die Barriere zwischen den beiden, die ihnen verwehrte, sich in die Arme zu nehmen und gegenseitigen Trost zu spenden. Katsuros Vater verließ die Küche, ohne sich noch einmal umzusehen, kurz darauf fiel die Tür zum Schlafzimmer zu.
Nick seufzte. „Komm Katsuro. Dein Vater hat recht, du solltest versuchen, etwas zu schlafen.“
Als Katsuro den Kopf schüttelte, stand Nick auf
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