Schaerfer als Wasabi
und wollte ihn am Arm hochziehen. „Ich bring dich nach oben.“
„Nein!“ Katsuro riss sich los, seine Trauer verwandelte sich jäh in Wut. Er griff nach der Schnapsflasche und setzte sie an seine Lippen. Nick erkannte ihn nicht wieder.
„Hör auf damit!“ Nick entriss ihm den Sake und stellte ihn unsanft auf den Tisch zurück. „Es reicht.“
Katsuro sprang auf und stieß ihn mit beiden Händen so hart vor die Brust, dass Nick zurücktaumelte.
„Was willst du denn überhaupt, Nick?“, zischte Katsuro, seine Wangenknochen mahlten, er ballte die Fäuste an den Seiten. „Hast du nicht gesagt, du willst mich nicht mehr sehen? Lass mich gefälligst in Ruhe und fahr nach Hause! Na los, verschwinde!“
Nick schluckte angesichts der harten Worte, doch ihm war bewusst, dass er sie verdient hatte. Katsuros Zorn tat auf eigenartige Weise gut. Nick wollte, dass er wütend war, dass er ihn anschrie oder sogar schlug, denn er war froh, dass er überhaupt noch mit ihm redete.
„Das werde ich nicht tun“, antwortete er trotzig. „Ich bleibe hier bei dir, ob du willst, oder nicht. Und jetzt komm schon.“ Erneut griff Nick nach Katsuros Arm und diesmal ließ er die Berührung zu. Nick führte ihn die Stufen hinauf, nahm ihm den Schlüssel ab und schloss die Tür auf. Katsuro setzte sich auf sein Bett und starrte an die gegenüberliegende Wand. Erschöpft und müde nahm Nick neben ihm Platz und musterte sein Profil. Katsuro war wunderschön. Sein schwarzes Haar fiel ihm teilweise in die Augen, im Nacken berührte es den Kragen seines Shirts. Seine Nase war gerade, nicht zu groß und nicht zu klein. Am liebsten mochte Nick seine Augen, in denen man sich verlieren konnte, wie in einem tiefen, schwarzen See. Sein Blick wanderte zu Katsuros Lippen und plötzlich verspürte er den unbändigen Wunsch, ihn zu küssen. Natürlich war sich Nick darüber bewusst, dass er einen denkbar schlechten Zeitpunkt dafür ausgewählt hatte, also legte er stattdessen den Arm um seine Schultern und zog ihn an sich. Katsuro schien wie gelähmt vor Sorge, sein Kopf fiel schwer auf Nicks Schulter. Nick wünschte, er könnte ihm helfen, ihn irgendwie beruhigen.
„Sie wird wieder gesund, du wirst sehen“, flüsterte er. Nick hob die Hand und streichelte Katsuros Arm. Er wollte ihm so viel sagen, doch irgendwie schien plötzlich alles ohne Belang, solange Mitsuko nicht wieder gesund war.
„Könnte ich doch …“, setzte Katsuro mit zitternder Stimme an, doch dann brach er ab und schwieg.
„Was, Katsuro? Sag es mir.“
„Könnte ich doch unseren Streit rückgängig machen und ihr sagen, dass ich sie liebe.“
Durch Nicks Brust fuhr ein Stechen. Und könnte ich dir doch nur sagen, dass ich dich liebe.
„Das sagst du ihr morgen, okay? Jetzt schlaf ein paar Stunden, na komm.“ Nick legte eine Hand auf Katsuros Brust und brachte ihn mit sanftem Druck dazu, sich hinzulegen. Katsuro rollte sich auf die Seite und zog die Beine an. Als sich Nick erhob, blickte er auf.
„Nick?“
„Ja?“
„Lauf nicht wieder weg.“
Nicks Herz machte einen Satz. Er hatte so gehofft, Katsuro würde etwas in dieser Art sagen.
„Nein, ich werde nirgends hingehen, Kat. Versprochen.“ Er ging um das Bett herum und legte sich zu ihm. Sie waren einander zugewandt und blickten sich an. Nick spürte Katsuros Nähe. Er wollte ihn berühren, ihn im Arm halten. Endlich fand er den Mut und streckte die Hand aus. Wie von selbst verschränkten sich ihre Finger miteinander. Die Berührung jagte kleine Stromstöße durch Nicks Körper, bis hinab in seine Zehenspitzen. Sein schlechtes Gewissen ließ ihn nicht los.
„Es tut mir so leid, Kat“, flüsterte er. „Ich … hatte einfach Angst vor mir selbst.“
Katsuro fixierte ihn mit seinen dunklen Augen und drückte seine Hand.
„Ich weiß, Nick.“
„Schlaf jetzt … alles wird gut.“ Nick schloss für einen Moment die Augen und sog Katsuros vertrauten Duft in sich auf. Seine Gefühle überwältigten ihn völlig unvorbereitet und die Emotionen strömten warm durch seinen Körper. Er fühlte sich wie ein Blatt, das ein kleiner Bach in seinem sanft fließenden Gewässer mitnahm. Der Bach wurde rasch zu einem Fluss, der Nick fortriss, und schließlich zu einem Strom, dessen Kraft er nicht mehr Herr war. Doch Katsuro war bei ihm und er würde mit ihm den tosenden Wasserfall hinunter springen. Egal wie tief sie fielen und ganz gleich, was sie beide dort unten erwartete. Während er Katsuros Hand mit der Linken
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