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Schafkopf

Schafkopf

Titel: Schafkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommie Goerz
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eigentlich nicht, wie er zur Polizei gekommen war. Er hatte mal studiert, aber abgebrochen, dann eine Ausbildung zum Gärtner gemacht, eine Zeit lang geschweißt, anschließend Reifen montiert, war Hausmann gewesen und hatte schließlich etwas Neues gesucht. Etwas Sinnvolles. Und irgendwie war er bei der Polizei gelandet. Hätte er sich selbst nie träumen lassen. Er war ein Mann scharfen Verstands, der nicht zu schnell war in seinen Urteilen. Er fragte lieber noch einmal nach, wollte die Dinge verstehen. Nicht analytisch, wie Jaczek das tat, sondern einfach so. Plausibel. Auf der Hand, auf der Folie der Normalität. Das hing wohl auch damit zusammen, dass er Sportler war, Handballspieler in der Bezirksoberliga.
    Überhaupt: Irgendwie war die Truppe Behütuns, die Peterlesboum, das Sammelbecken all derer, die sonst bei der Nürnberger Polizei keine Heimat fanden. Die anders waren. Zu anders. Vielleicht lag das aber auch an Behütuns, denn der zog sich seine Leute ja an Land.
    P. A. übrigens, das noch zum Schluss, war ein echter Computerfreak. Wenn jemand etwas nicht wusste: P. A. fragen. Irgendwas im Internet recherchieren: P. A. Codes knacken: P. A. Zugang zu irgendwelchen Foren: P. A. Angeblich hatte er daheim Sky für sich geknackt, immer wieder neu. Zumindest wusste er schnell, wo man versteckte Informationen erhielt. Oder er fand einen Weg.
    »Der Mann scheint definitiv im Keller verstorben zu sein, das, sagt der Doc, sei über die Spuren gesichert. Das Blut war überall frisch. An der Decke, auf dem Boden, an den Wänden. Ansonsten – Spuren auf dem Weg: bisher Fehlanzeige. Über den Kies sind zwei Sankas gefahren und zwei Fahrzeuge von uns – wäre aber auch sonst schwer was zu finden gewesen. Trotzdem: Was ging, wurde inzwischen sichergestellt. Muss aber alles erst noch untersucht werden. Ist alles im Labor.«
    »Spuren auf dem Weg, auf der Wiese?«
    »Ein paar hochhackige Damensandalen hat man gefunden, bis zum Rand in die Wiese eingetreten. Sieht aber eher so aus, als habe die jemand beim Einsteigen nach dem Kellerbesuch abgestreift, mit sowas kann man ja nicht fahren. Und dann vor dem Auto vergessen. Scheinen auch von Autoreifen in die Wiese gedrückt worden zu sein. Aber wie gesagt, wir sind noch dran. Ansonsten auch hier das Übliche: Kippenschachteln, Kippen, Tempos, ein Schnuller. Was man halt so auf einem Parkplatz verliert. Oder fallen lässt.«
    »Mülleimer, rund um den Keller, in der Schlucht?«
    »Alles gesichert. Aber erst mal nichts wirklich Auffälliges. Zwei Trinkflaschen, Bonbonpapiere, Zigarettenschachteln, Brotzeitpapier, Essensreste, Plastikbestecke. Was die Leute so mit auf einen Keller nehmen.«
    »Ja, da darf man seine Brotzeit noch mitnehmen«, fing Jaczek an zu schwärmen. »Schöne Tradition. Gerade im Sommer. Abends herrlich in der Sonne sitzen. Presssack, Stadtwurst, Käse und so hat der Keller, das kriegt man dort. Wer mehr will oder anderes, bringt seine Brotzeit von daheim mit und holt sich dort das Bier. War früher überall so. Ganz selbstverständlich. Aber heute …«
    »Machen wir weiter. Haben wir Spuren am Gebäude, Spuren von innen, irgendwas?«
    »Sieht nach sauberer Arbeit aus«, antwortete Dick. »Soweit man von ›sauber‹ sprechen kann. Das heißt: Fingerabdrücke haben wir keine bislang, dafür aber Metallkratzspuren am Mauerwerk vom Aufhebeln, Werkzeug jedoch wurde keines gefunden. Muss ein massives Eisenteil gewesen sein. Bislang auch keinerlei Reste von Klamotten oder so, der oder die Täter scheinen höllisch aufgepasst zu haben. Keine Fußspuren oder Abdrücke im Keller, trotz des Waldbodens außen. Hatten sich vielleicht etwas über die Schuhe gezogen. Auch über die Hände. Nichts an der Leiche, nichts im Raum. Die haben den Körper professionell da reingebracht, abgelegt, gesprengt, das Trikot reingestopft – und selbst dabei scheinbar keine verwertbaren Spuren hinterlassen …«
    »Du sagst: ›Die‹. Was meint ihr, und ihr wart ja dort, habt das alles gesehen: Müssen das mehrere gewesen sein? Oder könnte das auch ein Einzelner …?«
    Behütuns ging hinüber zum Fenster, öffnete es, lehnte sich an das Fensterbrett und zündete sich die Zigarette an, mit der er die ganze Zeit über gespielt hatte. Das hatte er lange nicht mehr getan. Normalerweise ignorierte er das Rauchverbot nicht, das seit über zwei Jahren für das gesamte Gebäude galt. Er selbst hatte es mit initiiert. Immerhin hat es ihm geholfen, das Rauchen ganz spürbar zu reduzieren,

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