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Schafkopf

Schafkopf

Titel: Schafkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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Fenster. Nur das Licht, das durch die Tür fiel, erhellte Teile des Raums. Der Estrich war von Staub bedeckt, Löcher und Risse waren zu sehen. Eine alte Werkbank stand auf der Seite des Türstocks, an der die Türangeln angebracht waren. Das Holz der Werkbank war alt und brüchig, Flecken von Farbe, Klebstoff und anderen Handwerksmaterialien zeugten von langjährigem Gebrauch. Am Ende der Werkbank stand jemand. Im Halbdunkel sah man zuallererst ein paar neue Joggingschuhe, daran anschließend eine Jogginghose aus grauer Fallschirmseide und darüber einen aufgeklappten Aktenordner. Der Mann, der den Aktenordner in der Hand hielt, war mittelgroß, sein Gesicht nicht sofort zu erkennen. In der anderen Hand hielt er eine Taschenlampe.
    »Hände hintern Kopf und rauskommen«, sagte Mike.
    Der Mann im dunklen Raum legte den Aktenordner auf die Werkbank, wo es noch andere davon gab. »Hey, Mike – spinn dich aus. Könnt’s net anklopfen?«
    Kreuthner trat aus dem Schatten heraus und ging zu den beiden Kommissaren ins Zimmer.
    »Ja geht’s noch?«, fragte Wallner. »Ich denk, du bist im Krankenhaus.«
    »Ich hab mich entlassen und bin wieder im Dienst. Hab schon interessante Sachen gefunden.« Kreuthner wies nach hinten in den dunklen Raum.
    »Könntest du Lutz und Tina netterweise eine Liste machen, was du hier alles angefasst und durcheinandergebracht hast?«
    »Geh, Wallner, ich bin Profi. Ich bring nix durcheinander.«
    Wallner hielt Kreuthner seine Hände mit den Gummihandschuhen der Spurensicherung vors Gesicht. »Und was ist mit Fingerabdrücken?«
    Auch Kreuthner hielt seine Hände hoch. Sie steckten in unförmigen Plastikhandschuhen, wie man sie an der Tankstelle bekam, wenn man Diesel tanken oder Öl nachfüllen wollte.
    »Immerhin«, sagte Mike.
    »Gut«, sagte Wallner. »Wir sollten hier trotzdem möglichst wenig anfassen. Was ist in dem Aktenordner?«
    »Rechnungen von einem Privatdetektiv. Und Mahnungen, weil der Kummeder hat natürlich net zahlt.«
    »Wozu braucht der Kummeder einen Privatdetektiv?«
    Kreuthner wies mit dem Kopf auf die zahlreichen Fotos an den Wänden.
    »Ist das die verschwundene Freundin?«
    »Ja. Das ist die Kathi.«
    »Der Kummeder hatte sie vor zwei Jahren als vermisst gemeldet, stimmt’s?«
    Kreuthner nickte.
    »Sind wir der Sache nachgegangen?«
    »Nein«, sagte Kreuthner.
    »Warum nicht?«
    »Die is net verschwunden. Die is ihm abg’haut«, sagte Mike. »Der Kummeder hat sie ständig verprügelt. Irgendwann hat sie keinen Bock mehr gehabt.«
    »Der Kummeder hat das anders gesehen«, sagte Kreuthner.
    »Nämlich?«
    »Sie wär entführt worden. Oder ermordet. Oder beides.«
    »Entführt? Da will doch irgendjemand mal Lösegeld.«
    »Eben. War a Schmarrn. Außerdem hat die beste Freundin von der Kathi ausgesagt, die Kathi wär vor dem Kummeder weggelaufen.«
    »Hast du net erzählt, du wärst in der Nacht auch dabei gewesen?«, fragte Mike.
    Kreuthner war die Frage offenbar nicht angenehm. »Ich? Ich hab was erzählt?«
    »Ja, am nächsten Abend im Bräustüberl. Eigentlich hast erzählt, wie du dem Zimbeck sein Solo mit vier Laufenden g’schossen hast. Und dann ist der Kummeder gekommen, hast erzählt, weil dem is seine Alte abg’haut, weil er s’wieder durchlassen hat.«
    »Ja. Aber ich hab die Frau net g’sehn. Der Kummeder is dann wieder raus aus der Wirtschaft, und mehr weiß ich auch net.«
    Wallner betrachtete die Fotos an der Wand. »Der Kummeder hat seine Freundin geschlagen? Wie passt das mit dieser« – Wallner suchte nach einem passenden Wort – »Heiligenverehrung zusammen?«
    »Passt doch ganz gut zusammen.« Wallner sah Kreuthner fragend an. »Na ja, der Kummeder wollte die Frau besitzen. Das war manisch bei dem Kontrollfreak.«
     
    Kurze Zeit später gingen die drei Polizisten vor das Haus, um der Spurensicherung die Arbeit nicht unnötig zu erschweren. Es war dunkler geworden. Ein frischer Wind blies. Schwarze Regenwolken zogen von Nordwesten heran. Die Temperatur war jetzt auch im Tal deutlich unter zehn Grad gefallen. Heute Nacht würde es den ersten Schnee auf dem Wallberg geben. Wallner zog den Reißverschluss seiner Daunenjacke bis unters Kinn. Mike war am Wagen, um nachzufragen, wo die Spurensicherung bleibe. Wallner und Kreuthner standen zusammen im Nieselregen, der jetzt eingesetzt hatte. Von irgendwoher roch es nach Schimmel. »Ziemlicher Schock, wennst da oben am Berg stehst und neben dir wird einer erschossen, oder?«
    »Da kannst von

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