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Schafkopf

Schafkopf

Titel: Schafkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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ausgehen«, sagte Kreuthner. »Ich hab erst gar net kapiert, was los is. Echt brutal.«
    Die beiden Männer schwiegen eine Weile. Nebelschwaden zogen vorbei, so dick, dass Wallner den Wagen kaum noch sehen konnte.
    »Der Kummeder hat noch irgendwas gesagt? Wegen seiner verschwundenen Freundin?«
    »So ein Rechtsanwalt wüsst was über die Kathi.«
    »Falcking?«
    »Ja.«
    »Der Kummeder hat Herrn Falcking in den letzten Tagen fünf Mal von seinem Handy aus angerufen. Irgendwas muss da gewesen sein.«
    »Frag halt den Anwalt.«
    »Ich hab ihm auf die Box gesprochen. Er hat noch nicht zurückgerufen.«
    Mike kam zurück. »Viertelstunde, dann sind die da.« Er wandte sich an Kreuthner. »Was hat der Kummeder eigentlich auf dem Riederstein gemacht?«
    »Hat er net g’sagt. Ich glaub, der war wegen dem Jahrestag vom Dlugovic oben.«
    Kreuthner berichtete, dass Kummeder und sein Kumpan Zimbeck einst einen Club in Andenken an die Ikarus-Aktion des Mirko Dlugovic gründen wollten. Der Plan scheiterte aber an mangelndem Interesse. Die für einen Verein erforderlichen sieben Mitglieder wollten einfach nicht zusammenkommen. Dabei trugen die Vereinsziele durchaus populistische Züge: Am 4 . Oktober jeden Jahres sollten sich die Vereinsmitglieder auf dem Riederstein einfinden und von Sonnenaufgang bis spät in die Nacht im Angedenken an Mirko Dlugovic Bier trinken. Vermutlich, so Kreuthner, habe die meisten der Gedanke, dass sie ihr Bier selbst auf den Berg tragen mussten, abgeschreckt. Jedenfalls hätten außer Zimbeck und Kummeder keine weiteren Vereinsmitglieder geworben werden können. Was auch insofern schade gewesen sei, als es bereits Sweatshirts mit dem Vereinsmotiv gab. Acht Stück davon würde Tina später originalverpackt im hinteren Raum finden.
    »Der Zimbeck war nicht auf dem Riederstein, oder?«
    »Na, der hätt aber noch kommen sollen. Weil der Kummeder hat mich gefragt, ob ich den Zimbeck gesehen hätt. Habts den Zimbeck noch net befragt?«
    »Der geht genauso wenig ans Telefon wie der Falcking«, sagte Mike. »Aber wir können nachher mal bei der Wirtschaft vom Zimbeck vorbeifahren. Is der überhaupt schon wieder draußen?«
    »Ende August ham s’ ihn entlassen.«
    »Schade. War richtig ruhig hier die letzten zwei Jahre«, sagte Wallner und steckte seine mit feinen Regentropfen besprenkelte Brille in die Daunenjacke.

[home]
13 . Kapitel
    S echs Polizeifahrzeuge standen vor dem kleinen Haus des ermordeten Stanislaus Kummeder. Zwei davon mit Blaulicht. Lutz und Tina sicherten mit ihren Leuten im Haus die Spuren oder Dinge, die sie in irgendeiner Weise für bedeutsam hielten. Janette hatte inzwischen Recherche im Büro betrieben und herausgefunden, dass Stanislaus Kummeder aus der Nähe von Freyung in Niederbayern stammte. Seine Eltern lebten noch dort. Geschwister hatte Kummeder nicht. Er betrieb angeblich einen Handel mit Autoteilen, hatte dem Finanzamt aber nie mehr als neuntausend Euro Umsatz gemeldet.
    Inzwischen war auf Wallners Handy auch eine MMS von Frau Kampleitner eingetroffen, die Wallner erbeten hatte. Auf dem Foto war das Sweatshirt des Toten zu sehen. Es zeigte eine Art Batman, der mit zwei Fackeln, die Düsentriebwerken glichen, durch die Luft flog. Unter der Figur war der Riederstein zu erkennen. Der Schriftzug auf dem Shirt lautete: DLUGO - FOREVER - FAN - CLUB e.V.
    Wallner lehnte abseits an einem tropfenden Apfelbaum und betrachtete nachdenklich die Cannabispflanzung in dem ehemaligen Bauerngarten. Sein Blick schweifte über das Unkraut hinüber zum Häuschen, dessen Dachziegel feucht glänzten. Die Regenrinne hatte in der Mitte ein Rostloch, durch das der größte Teil des Wassers abfloss und auf einen weißen Plastiksessel tropfte. Hinter den kleinen Fenstern des Hauses klebten Hunderte von Bildern einer Frau an der Wand. Einer Frau, die Stanislaus Kummeder offenbar geliebt und misshandelt hatte. Einer Frau, von der anscheinend niemand wusste, wo sie sich aufhielt oder was ihr zugestoßen war. Einer Frau, deren damaligen Freund jemand heute, mehr als zwei Jahre nach ihrem Verschwinden, durch einen Kopfschuss hingerichtet hatte. Wallner ließ seine Gedanken schweifen, betrachtete Dinge, die zufällig in seinen Blick gerieten, lauschte dem tropfenden Wasser aus der Regenrinne. Oft kam ihm in diesem Zustand ein Gedanke von wunderbarer Klarheit. Eine Erkenntnis, die scheinbar weit voneinander entfernt liegende Dinge wie durch einen Zauber zusammenfügte. Oft verweilte der Gedanke nur für den

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