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Schafkopf

Schafkopf

Titel: Schafkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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Schloss gesteckt hatte. Ihr zitterte die Hand. Ihr Atem ging schnell und stieß kleine Dampfwolken in die feuchte Nachtluft. Jetzt hörte sie zwischen den Schreien von Zimbeck auch die Stimme ihres Freundes Stanislaus. Sie drehte den Schlüssel um, der Motor sprang an und verriet jedem, der es noch nicht wusste, dass sie dabei war zu flüchten. Sie schob die Maschine nach vorn, die Stütze klappte hoch, dann gab sie Gas, dass der Kies unter dem Hinterreifen hervorspritzte. Fast wäre ihr die Honda hinten weggebrochen, aber Kathi konnte sie auffangen und auf den Weg zur Straße lenken. Als sie jedoch auf der Straße war, merkte Kathi, dass sie in der Hektik etwas vergessen hatte: Sie hatte das Licht nicht eingeschaltet. Und sie wusste nicht, wo der Lichtschalter war. Jetzt, beim Fahren in der Dunkelheit, war es aussichtslos, den Schalter zu suchen. Ein wenig konnte man von der Straße sehen. Aber es war Neumond, und die Straße führte durch den Wald. Auf einmal spürte Kathi Vibrationen am Lenker. Sie war von der Straße abgekommen, und keine Sekunde später schoss sie durchs Unterholz. Sie brachte die Maschine zum Stehen und versuchte durchzuatmen. Sie zitterte am ganzen Körper. Durch den Wald hallte ein röhrendes Geräusch: Es war der Motor des Saab. Zwischen den Bäumen suchten sich die Lichtkegel der Scheinwerfer ihren Weg. Der Wagen von Kummeder war noch einige hundert Meter entfernt. Aber er kam schnell näher. Als sein Lichtkegel erneut durch den Wald schwenkte, konnte Kathi für einen Moment die Straße sehen. Sie gab Gas und raste über den weichen Waldboden auf den Asphalt.
    Den Lichtschalter hatte sie immer noch nicht gefunden. Sie kam daher nur langsam voran. Der Saab näherte sich, sein von hinten einfallendes Licht wurde stärker und zeigte Kathi den Verlauf der Straße. Sie beschleunigte und gewann wieder etwas mehr Abstand zu ihrem Verfolger. Dann kam die erste Kurve. Sie war eng, aber trocken und deutlich zu erkennen. Doch sie führte Kathi hinaus aus dem Licht. Unvermutet kam eine zweite Kurve. Als Kathi sie sah, war es zu spät. Sie zog das Motorrad nach rechts und legte sich zur Seite. Aber die Kurve war feucht, moderndes Laub lag darin. Die Honda schlitterte auf der Seite geradeaus in den Wald und blieb nach dreißig Metern an einem Baumstumpf hängen. Kathi hatte Mühe, ihr rechtes Bein unter dem Gefährt hervorzuziehen. Als sie es geschafft hatte, sah sie wieder das Licht der Scheinwerfer. Sie wollte wegrennen. Doch da fuhr ihr ein Stechen ins Fußgelenk, dass sie aufschrie. Das Röhren des Saab kam schnell näher. In wenigen Sekunden würde er da sein.
     
    Susi starrte mit weit aufgerissenen Augen in Zimbecks wütendes Gesicht. Sein Griff um ihren Hals ließ keine Luft mehr in die Lungen. Das Blut staute sich in der Halsschlagader. Ausgerechnet Zimbecks hassverzerrtes Gesicht würde sie mit in den Tod nehmen. Nicht das Lächeln eines geliebten Menschen, nicht die warme Hand des Pfarrers auf der Stirn – nein, die gottverdammte Visage von Zimbeck würde sie auf dem Weg in die Ewigkeit begleiten. Susi schwand das Bewusstsein. Gleichzeitig wurde Zimbecks Gesicht bleicher und bleicher, denn es wurde mit einem Mal überstrahlt von einem großen Licht, das immer heller wurde und alles aufzehrte, was um Susi herum war. Und dann war auch Zimbeck aufgezehrt und würgte sie nicht mehr. Es war, als schwebe sie über ihm. Susi kümmerte nichts mehr. Sie schwebte weiter nach oben und blickte hinab auf das Wirtshaus im Flusstal, das immer kleiner wurde, sie sah das ganze Tal bis hinauf zum Tegernsee, aus dem die Mangfall herausfloss, und es war ein leuchtendes Blau, mit dem sie aus dem Tegernsee kam, ein Blau, das Susi ganz eigenartig vorkam, denn die Mangfall war noch nie blau gewesen, sondern immer nur grün. Aber das große Licht machte alles anders und schöner und heller. Und wie Susi jetzt hoch über dem Tegernsee schwebte, da war das Licht über dem Wallberg und das Licht war eigentlich ein Gesicht und das Gesicht strahlte und lächelte Susi zu und sagte zu ihr: »Was machst’n da?«
    Zimbeck erschrak und ließ Susis Hals los. Zwei Meter neben ihm in der Hintertür zum Wirtshaus stand Kreuthner, und der schaute Zimbeck an, als sei er besorgt über das, was er sah, und sagte: »Spinnst jetzt?«
    In Susi kehrte Leben zurück. Sie sog die Luft ein, gierig und schnell, hustete und fasste sich an den Hals und blickte um Hilfe flehend zu Kreuthner. Der sagte zu Zimbeck: »Lass sie in Ruhe.«
    Zimbeck

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