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Schafkopf

Schafkopf

Titel: Schafkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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Stattdessen sah er auf die Weißbierflasche in Wallners Hand. »Krieg ich jetzt die Hefe?«
    Wallner goss ihm die Hefe ein. »Du kannst die Daunenjacke übrigens ausziehen. Es sind inzwischen wieder vierundzwanzig Grad herinnen.«
    Manfred setzte mit kippeligen Bewegungen und Wallners Hilfe das Weißbierglas auf dem Couchtisch ab, und Wallner half seinem Großvater aus der Daunenjacke. Dann ging er hinaus in den Flur, um die Jacke an die Garderobe zu hängen. Dabei rief er Manfred zu: »Wo warst du denn? Ich hab mir ein bisschen Sorgen gemacht.«
    Eine Antwort blieb zunächst aus. Als Wallner ins Wohnzimmer zurückkehrte, saß Manfred auf der Couch und hatte das Bierglas an den Lippen. Er trank etwa ein Drittel aus, stellte das Glas – nach der Stärkung um einiges sicherer – auf den Couchtisch und wischte sich mit dem Handrücken den Schaum vom Mund. Wallner setzte sich auf einen Sessel und betrachtete seinen Großvater, der wieder ganz leise zu summen angefangen hatte. »Also? Wo warst du?«
    »Ach so, ja, ich … ich war mit dem Froscheder unterwegs.« Gregor Froscheder war Manfreds ältester Freund. Sie hatten zusammen vierzig Jahre in der Papierfabrik gearbeitet, im Mangfalltal, wo sie das Papier für die Banknoten machten, hatten an der Rundsiebmaschine, am Rüttler oder am Querschneider gestanden, immer im Schichtbetrieb. Wenn er nur ein Tausendstel von dem abbekommen hätte, was im Lauf der Jahrzehnte an Geldpapier durch seine Hände gegangen war, so sagte Manfred oft, dann wäre er jetzt Multimilliardär. Und damit lag er nicht falsch. Einmal hatten sie in einer Nacht Papier für hundert Millionen Mark vernichtet, weil die Wasserzeichen um drei Millimeter verschoben waren. Auf jeden Papierbogen hätte man zwanzig Tausend-Mark-Scheine drucken können, und keiner hätte den Fehler je bemerkt. An diese Dinge dachten sie nur theoretisch. Zum Spaß halt. In der Frühstückspause. Und dann überlegten sie, was sie mit dem Geld machen würden, das ihnen ein Fälscher für das Papier zahlen würde. Und der würde viel zahlen, denn das Papier war das Schwerste beim Fälschen. Wenn die Frühstückspause vorbei war, hatten sie sich meistens zerstritten, weil Froscheder ein Porsche Cabriolet von dem Geld gekauft hätte, Manfred aber der Ansicht war, man dürfe nicht so ein Angeberauto fahren, wenn man gerade Geldpapier gestohlen hatte. Das würde nämlich auffallen, und dann würde die Geschichte sofort aufkommen. Und das würde ihm auch zeigen, dass er so eine Sache mit dem Froscheder auf keinen Fall würde durchziehen wollen. Da würde er sich wen anderen suchen. Dann war natürlich der Froscheder beleidigt, weil sein bester Freund das lieber mit dem Sludka Herbert oder dem Bodenhammer Walter machen würde – also reich werden. Wenn die Pause zu Ende war, mussten sie zurück an den Rüttler oder den Planschneider und hatten den Rest des Tages wieder das viele Geld vor Augen, das Manfred nie klauen würde. Und schon gar nicht mit dem Froscheder.
    »Mit dem Froscheder?«
    »Ja. Wieso?«
    »Ich hab gedacht, der wollte heut zu seiner Tochter nach Ansbach.« Das war gelogen und hätte im Strafprozess zu einem Beweisverwertungsverbot geführt. Beim Verhören von Verwandten musste sich Wallner aber nicht an die Strafprozessordnung halten.
    »Ah so … ja …« Manfred wurde unsicher. Wallners Finte griff.
    »Was heißt: Ah so, ja? Ich mein, wie gibt’s das, dass du mit dem Froscheder unterwegs warst, wo der heut zu seiner Tochter gefahren ist?«
    »Ach, heut hast g’meint? Ja, heut war ich nicht mit dem Froscheder unterwegs. Das war gestern.« Manfred wollte Wallner offenbar für dumm verkaufen. Aber da hatte er sich geschnitten.
    »Was hast du dann heute gemacht?«
    »Dings, beim Sludka war ich. G’ratscht hamma. Im Dezember is hundertjähriges Firmenjubiläum. Da laden die die ganzen Ehemaligen ein. Des wird a Gaudi.«
    »Das hast du mir Donnerstag schon erzählt. Da warst du nämlich beim Sludka. Und da hast du auch erzählt, dass du den so schnell nicht mehr besuchst, weil der Sludka ein Depp ist und dir auf die Nerven geht, weil er ständig von seiner Tochter redet, die letztes Jahr Staatssekretärin geworden ist. Und dabei wär die nur angeheiratet.«
    »Ja hör mir auf! Das Gerede, das hältst net lang aus. Der tut grad so, wie wenn er selber Staatssekretär geworden wär. Dabei hat er damals nach dem Krieg net amal die Volksschule fertig gemacht.«
    »Weil die Familie vertrieben wurde. Wollen wir mal

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