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Schafkopf

Schafkopf

Titel: Schafkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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feiner Kerl. Nur a bissl aus der Übung mit den Frauen. Mögen S’ an Kaffee?«
    »Gern.«
    Wallner sah frustriert zum Fenster hinaus.
    »Mei – jetzt schaut er wieder so komisch. Ich hätt des wohl net sagen sollen, oder?«
    »Kein Problem«, versuchte Vera, Manfred zu beruhigen.
    »Ich sag halt immer, was ich denk. Aber jetzt halten S’ mich wahrscheinlich für an schrulligen alten Spinner, der seine Gosch’n net halten kann.«
    »Mach dir keine Sorgen«, sagte Wallner. »Ich hab der Vera schon gesagt, dass du peinlich bist.«
    »Hat er nicht, oder?« Manfred lachte Vera an und schenkte ihr Kaffee ein.
    »Nein«, sagte Vera verlegen. »Zumindest nicht mit diesen Worten«, fügte sie leise hinzu.
    Manfred trug die Kaffeekanne zurück zur Kaffeemaschine und brachte dafür zwei Eierbecher zum Tisch. Die Eier waren mit Mützen bedeckt, um sie warm zu halten. »Wachsweich. Ich hoffe, das ist recht so. Wenn Sie’s lieber ganz weich haben, mach ich noch eins.«
    »Wachsweich ist wunderbar«, sagte Vera, die eigentlich gar kein Ei wollte, aber morgens nicht die Kraft hatte, sich auf Diskussionen einzulassen.
    Während Wallner und Vera schlaftrunken ihre hartgekochten Eier aßen, plauderte Manfred vor sich hin und fragte Vera, was sie beruflich mache, warum es sie von München hierher verschlagen habe, und versicherte ihr, dass er sich unglaublich freue, dass eine elegante und offensichtlich kluge Frau wie sie in seinem Haus übernachtete.
    »Die Eier ham a bissl hart ausg’schaut, oder?«, sagte Manfred schließlich.
    »Nein, nein, nein. Überhaupt nicht. Die waren perfekt.«
    »Ich mach sonst noch amal neue. Ist kein Problem.«
    »Ich sagte doch: Die Eier waren hervorragend. Die kann man nicht besser machen. Oder?« Wallner sah Vera an.
    »Unbedingt. Wenn ich noch mal Eier essen sollte, dann nur solche.«
    »Ach, mögen S’ noch eins?«
    »Sie hat nicht gesagt, dass sie noch eins will, sondern sprach von dem Fall, dass sie irgendwann in Zukunft wieder eins essen wird, okay?« Wallner versuchte, das so freundlich wie möglich zu intonieren.
    »Mei … manchmal sagt man das, meint aber, man möchte noch eins.«
    »Ich glaube, sie hat es so gemeint, wie sie es gesagt hat.«
    »Ja, vielen Dank für das Angebot«, sagte Vera. »Aber ein Ei reicht mir völlig.«
    »Net dass mir uns missverstehen. Ich will Ihnen nix aufdrängen.«
    »Nein. Das habe ich gar nicht angenommen. Sie sind einfach … zuvorkommend.«
    »Das ham S’ jetzt aber nett gesagt.« Manfred sah Vera gütig lächelnd dabei zu, wie sie ihren Kaffee trank. Dann zwinkerte er Wallner zu. Unauffällig, wie er meinte. Als Vera die Kaffeetasse abgesetzt hatte, legte Manfred seine Hand auf ihren Unterarm und beugte sich zu ihr. »Ich geb Ihnen jetzt mal an Tipp: Mit dem Clemens – da können S’ nix falsch machen. Der wirkt manchmal a bissl steif. Des is jetzt keiner wie im Kino, wo jede Frau gleich schwach wird. Aber hier …«, Manfred legte eine Hand auf seine Brust, »… a Herz aus Gold. Und darauf kommt’s doch an. Er hat schon schwere Zeiten mitgemacht. Und da zeigt sich’s dann, aus welchem Holz einer geschnitzt ist …«
    »Wie gesagt«, unterbrach Wallner seinen Großvater, »das Frühstück war hervorragend. Aber die Arbeit ruft, nicht wahr?«
    »So ist er nun mal«, flüsterte Manfred Vera zu. »Das kann er net haben, wenn man gut über ihn redet.«
    »Genauer gesagt kann ich es nicht haben, dass man überhaupt über mich redet, wenn ich danebensitze. Trotzdem vielen Dank, dass du mich angepriesen hast.« Wallner wandte sich an Vera. »Er macht sich Sorgen, dass ich nie wieder eine abbekomme. Manchmal liebe ich ihn dafür. Aber wenn sie dich mal holen, damit du die blutbespritzten Wände in diesem Haus abfilmst, dann weißt du, warum es passiert ist.«
     
    Sie standen an Veras Wagen. Es war Unsicherheit in Veras Blick. Sie lächelte. Auch das Lächeln war unsicher, wenngleich gepaart mit einem Schuss Verliebtheit. Wallner hatte seine Hände unter ihre Lederjacke geschoben und umfasste Veras Hüften. Sie waren schlank und fest, so wie er sie von letzter Nacht in Erinnerung hatte. Auch in Wallners Blick lag Verliebtheit. Wenn auch Unsicherheit darin lag, dann war die verursacht durch Veras eigenartigen Blick.
    »Und?«, sagte Vera.
    »Was und?«
    »Wie geht das weiter mit uns?«
    Wallner lachte und sah zur Seite. »Ich dachte, ich bin der Kontrollfreak.«
    »Entschuldige. Ich … ich bin mir nur nicht sicher, was diese Nacht für dich

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