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Schafkopf

Schafkopf

Titel: Schafkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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auch noch geblieben, als alle anderen schon fort waren, und hatte ihr beim Aufräumen geholfen. Als die Sonne aufging, waren sie auf der Terrasse gesessen und hatten geredet und Kaffee getrunken. Sie hatten viel zu reden. Dinge des Lebens, über die er sich viele Gedanken gemacht hatte, die für Susi neu waren. Die Gedanken und dass man sich überhaupt auf so eine Weise Gedanken machen konnte, das hatte sie sehr fasziniert. Sie hatte noch nie mit einem Mann so gesprochen. Jetzt war Susi schwanger und liebte den anderen Mann. Mehr als sie Peter Zimbeck jemals geliebt hatte.
    Die Stahltür auf der anderen Straßenseite ging auf. Mit einer Reisetasche in der Hand trat Peter Zimbeck ins Sonnenlicht, blinzelte und erblickte Susi. Susi blieb, wo sie war. Zimbeck ging zum Wagen, öffnete die Tür, warf die Reisetasche auf den Rücksitz und setzte sich neben Susi. Er lächelte. Auch Susi bemühte sich zu lächeln.
    »Krieg ich an Kuss?«, sagte er.
    Susi nickte. Sie küssten sich auf den Mund. Er war rasiert und schmeckte nach Zahnpasta. Als sie voneinander abließen, sah Zimbeck sie an.
    »War a lange Zeit«, sagte er.
    »Ja«, sagte sie und sah durch ihn hindurch. »War’s sehr schlimm?«
    »Ist immer schlimm.« Seine Augen leuchteten und fraßen Susi förmlich auf mit ihrem Hunger nach Liebe. Sie suchte seinen Blick, roch sein Rasierwasser. Sie forschte in seinem Gesicht nach dem, was sie einst an ihm geliebt hatte. Sie konnte es nicht mehr finden. Er umfasste mit seiner Hand ihre Wangen und drehte ihr Gesicht zu sich, um es besser sehen zu können.
    »Was schaust denn so traurig?«
    Sie versuchte wieder zu lächeln. »Ich schau net traurig. Nur … ich bin einfach froh, dass du wieder da bist.«
    Sie nahm ihn in den Arm, damit er nicht sehen konnte, dass sie log. Als Zimbeck wieder aus ihren Armen auftauchte, hatte er feuchte Augen.
    »Ich hab dich echt vermisst. Scheiße, des kannst dir net vorstellen, wie ich dich vermisst hab.«
    »Ich dich auch«, sagte sie und strich ihm übers Haar.
    Zimbeck fing sich wieder und lächelte sie tapfer an. »Und? Warst mir auch treu?«
    »Spinner!« Susi lachte und gab ihm einen Klaps vor die Brust.
    »Na ja – man weiß ja net, was passiert. Zwei Jahr san a lange Zeit.« Er hielt inne, und sein Lachen gefror. »Hast keinen andern, oder?«
    »Was redst denn für an Schmarrn?«
    »War nur a Frage. Also? Ehrliche Antwort?«
    Susi zögerte. Sie merkte, dass sie zögerte. Es waren nur Millisekunden. Aber sie zögerte. Sie musste antworten, bevor er ihr Zögern wahrnahm. »Nein, natürlich net. Für mich gibt’s nur einen Mann. Das weißt du doch.«
    Er zog sie zu sich, nahm ihren Kopf spielerisch in den Schwitzkasten und zerwuschelte ihr das Haar. »Das tätst auch nur einmal machen.«
    Zimbeck ließ sie los, gab ihr einen Kuss, legte seine riesige Hand um den braunen Oberschenkel, der aus ihrem Sommerkleid hervorragte, und schob den Stoff nach oben. »Fahr zu. Ich will nach Hause.«

[home]
33 . Kapitel
    M anfred war in seinem Frotteepyjama auf das Badezimmer zugeschlappt, als Wallner ihn abfing. Er könne da nicht rein, sagte Wallner. Manfred verstand erst nicht, warum er nicht ins Bad durfte. Dann hörte er, dass die Dusche angemacht wurde. Manfreds Gesicht verzerrte sich zu einem unverschämt anzüglichen Grinsen, und er schlug Wallner mit der Faust vor die Brust. Dann murmelte er einen Dank an den lieben Gott, der sich endlich erbarmt und nicht zugelassen habe, dass Manfred zusehen musste, wie seinem einzigen Enkel bei lebendigem Leibe die Körpersäfte eintrockneten.
    Zwanzig Minuten später kamen Vera und Wallner in die Küche. Manfred trug, obwohl noch nicht geduscht, ein weißes Hemd mit Krawatte, darüber eine Weste und an den Beinen eine Bügelfaltenhose.
    »Das ist mein Großvater Manfred«, sagte Wallner. »Das ist die Vera.«
    »Sehr erfreut«, flötete Manfred. »So eine schöne Frau ham mir schon lang nimmer im Haus gehabt. Nehmen S’ doch bitte Platz. Das Frühstück wär gleich fertig.«
    »Das ist sehr nett«, entgegnete Vera und wollte hinzufügen, dass sie morgens eigentlich nicht aß. Aber Wallner sagte nur: »Setz dich einfach.« Manfred hatte den Frühstückstisch üppig gedeckt und sogar eine Kerze draufgestellt.
    »Ich hoffe, Sie ham a angenehme Nacht gehabt«, sagte Manfred, während er die gläserne Kanne aus der Kaffeemaschine an den Tisch brachte.
    »Ja, danke der Nachfrage«, sagte Vera. »Es … es ist sehr schön bei Ihnen.«
    »Ja, der Clemens is a

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