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Schafkopf

Schafkopf

Titel: Schafkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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bedeutet. Ich bin einfach zu alt, um stundenlang vor einem Telefon zu sitzen und vergeblich drauf zu warten, dass es läutet.«
    »Ich hab mir noch keine Gedanken darüber gemacht, was es bedeutet. Ich weiß nur, dass es sich sehr gut anfühlt.«
    »Ja, das tut es.« Sie küsste ihn.
    Wallner ließ ihre kastanienbraunen Locken durch seine Hand gleiten und zeichnete mit seinem Daumen ihre Ohrmuschel nach. »Schauen wir doch einfach, ob es sich morgen oder nächste Woche immer noch gut anfühlt. Lassen wir’s auf uns zukommen.«
    »Okay«, sagte Vera und legte ihre Arme um seinen Hals.
    »Und wir sollten drauf achten, dass niemand vergeblich vor irgendwelchen Telefonen sitzt. Aber das kriegen wir hin. Wir sind ja nicht mehr fünfzehn.«
    Als die Rücklichter von Veras Wagen im Nebel verschwanden, fühlte Wallner die kalte Herbstluft im Gesicht und ein leichtes Kribbeln im Bauch. Er würde heute versuchen, zwei Morde aufzuklären, und das würde er in sehr euphorischer Stimmung tun.

[home]
34 . Kapitel
    N och in der Nacht waren etliche Zeugen in Holzkirchen befragt worden. Aber keiner hatte gesehen, wer zur Tatzeit in das Anwaltsbüro gegangen war oder ob ein Auto auf dem Parkplatz davor gestanden hatte. Die Sichtweite hatte nur fünfzig Meter betragen. Gleichzeitig hatte der Nebel auch die Schussgeräusche gedämpft. Man hatte damit begonnen, die Akten des Anwalts auszuwerten. Viele Mandate hatte Jonas Falcking nicht gehabt. Und die, die er gehabt hatte, waren von geringem Streitwert gewesen. Autounfälle und kleine Strafverfahren vor dem Amtsgericht, Nachbarschaftsklagen. Falcking war aus seiner Heimatstadt Wasserburg nach Holzkirchen gekommen, weil seine Frau Anette von dort stammte. Vor vier Jahren hatte Falcking als Justitiar bei der Leitzachziegel AG angefangen. Das Beschäftigungsverhältnis hatte vor etwas mehr als zwei Jahren geendet. Seit August 2007 gab es keine Gehaltsabrechnungen mehr in den Unterlagen und auch die Überweisungen auf Falckings Konto hatten aufgehört. Wallner bat darum, dass das jemand beim Finanzamt nachprüfte und bei der Leitzachziegel AG recherchierte, warum das Arbeitsverhältnis beendet worden war. Die Frage könnte insofern interessant sein, als das Ende des Arbeitsverhältnisses zeitlich in die Nähe der beiden Ereignisse fiel, auf die sie immer wieder im Zusammenhang mit den zwei Toten gestoßen waren: dem Verschwinden von Kathi Hoogmüller und dem Diebstahl von EC -Karte und wahrscheinlich auch Wagen von Jonas Falcking.
    Die Arbeit der SoKo würde sich mit dem zweiten Mord verdoppeln. Zwar würde man den Miesbachern mehr Personal zur Verfügung stellen. Aber nicht doppelt so viele Leute. Das bedeutete, dass man zunächst den Spuren nachgehen musste, die am meisten Erfolg versprachen. Wallner gab als Arbeitshypothese aus, dass die beiden Morde in einem Zusammenhang standen. Dafür gab es mehrere Indizien:
    Die Morde lagen zeitlich nahe beieinander.
Das Kaliber der beiden Tatwaffen war gleich und wurde selten benutzt.
Das zweite Opfer, Falcking, hatte gegenüber Wallner behauptet, er kenne den Mörder des ersten Opfers.
Es gab eine merkwürdige Koinzidenz: Die Freundin von Kummeder verschwand in der gleichen Nacht des Juni 2007 , in der Falcking von Kummeders bestem Freund Zimbeck beraubt wurde.
    Um zehn hatte Wallner eine SoKo-Besprechung anberaumt. Im Sitzungsraum hatten sich über dreißig Mitarbeiter versammelt. Der Nebel draußen hielt das Oberland mit eiserner Hand umklammert. Die Deckenbeleuchtung musste eingeschaltet werden wie an einem Dezembernachmittag. Wallner gestattete, dass kurz gelüftet wurde. Als ein auswärtiger Kollege, der mit Wallners Eigenheiten nicht vertraut war, vorschlug, ein Fenster ständig gekippt zu lassen, musste er sich einen Vortrag über die Vorzüge des Stoßlüftens vor allem in Anbetracht der nahenden Klimakatastrophe anhören und am Ende einsehen, dass der Weg in die CO 2 -Hölle mit gekippten Fenstern gepflastert war.
    Nachdem man also die grundlegenden Fragen geklärt hatte, fasste Wallner die bisherigen Ermittlungsergebnisse zusammen und bat einzelne Beamte, zu berichten, was sie bis jetzt herausgefunden hatten.
    Die junge Kollegin Janette Koch hatte sich der Telefondaten der beiden Mordopfer sowie Peter Zimbecks angenommen, den sie gestern immer noch nicht vernommen hatten, weil der Mord an Falcking dazwischengekommen war. Zimbeck wurde immer interessanter, denn er war zur Tatzeit vermutlich auf dem Riederstein oder in dessen Nähe und

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