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Schafkopf

Schafkopf

Titel: Schafkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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Hoogmüller passiert is?«
    »Wissen weiß ich net. Aber vielleicht hat er was mitbekommen.«
    Holl rollte den Wagen langsam an den Alten heran. Kreuthner ließ die Scheibe herunterfahren.
    »Griaß Eahna Gott. Wie geht’s immer?«
    Der Mann, der Mitte sechzig sein mochte, beugte sich zum Wagen hinunter. »Mei – wie soll’s gehen, wenn der Milchpreis bei dreiazwanz’g Cent steht?«
    »Ja, des is wirklich a Sauerei. Sie – andere Frage: Sie leben doch hier?«
    »Freilich. Immer schon.«
    »Mich tät interessieren, ob Sie sich zufällig an den 15 . Juni 2007 erinnern können? Is a bissl her. Aber vielleicht war ja da was, wo Sie sich jetzt noch dran erinnern.«
    Der Alte sah hinauf in den Dunst. » 15 . Juni? 2007 ? Des is ja seltsam, dass Sie danach fragen.«
    »War da was?«
    »Freilich.« Das Gesicht des alten Mannes wurde ernst, er atmete tief durch. »Das Datum werd ich mein Lebtag net vergessen …«
    Kreuthner sah Anerkennung heischend zu Holl, der erstaunt war, um nicht zu sagen beeindruckt.
    »Was war an diesem Tag?«
    »Da waren mir alle – alle Bauern von der Gegend – waren mir in der Staatskanzlei und ham a Petition übergeben. Wegen am Milchpreis. Und an Ministerpräsidenten hamma auch gesehen. Der is unten grad ins Auto gestiegen, wie uns oben der Staatssekretär empfangen hat.«
    Holls Gesichtszüge entspannten sich. Kreuthner vermied erneuten Blickkontakt mit dem Kollegen.
    »Ich hab auch mehr g’meint, was da nachts passiert is.«
    »Nachts? Ja da war’ ma noch in diesem Tabledance-Lokal. Mir kommen ja net oft nach München. Da muss man mitnehmen, was geht.« Der Mann lachte, und über sein Gesicht huschte ein Schatten von Anzüglichkeit. Kreuthners Geduld ging zur Neige.
    »Gut. Sie waren also gar nicht hier heraußen in der Nacht?«
    »Wie mir wieder hier waren, war’s schon hell. Ich hab so an Rausch im G’sicht g’habt, dass mich meine Viecher beim Melken gar nimmer kennt ham.«
    »Kann ich mir vorstellen«, sagte Kreuthner nicht ohne einen Schuss Bitterkeit in der Stimme. Er wandte sich immer noch nicht zu Holl um, konnte dessen feixendes Grinsen aber geradezu körperlich spüren. »Wer könnte uns denn sonst sagen, ob in der Nacht hier, ich sag mal, ein Verbrechen passiert ist?«
    »Fragen S’ die Gruberin, die alte Hex. Die tut doch immer so g’scheit. Aber kaufen S’ dera nix ab. Die Kräuter von dem Zeug san alle von unserne Wiesen g’stohlen.«
    »Verstehe. Wo finden wir die Dame?«
    Fünf Minuten später standen die beiden Polizisten vor einem kleinen Holzhaus, das man sich ohne Nebel eigentlich gar nicht vorstellen konnte. In einem noch kleineren Anbau des Hauses brannte offenbar ein Holzfeuer. Kreuthner betrat den winzigen Bauerngarten, der aus Kräuter- und Blumenbeeten bestand, ging zur Tür des Anbaus und klopfte an. Kurz darauf wurde die Tür von einer etwa vierzig Jahre alten Frau in Jeans und löchrigem Sweatshirt geöffnet, die Kreuthner überrascht ansah, dann aber nickte, als habe sie ihn erwartet.
    »Seid ihr wege dem da?«, schwäbelte die Frau und wies hinter sich.
    Kreuthner wusste nicht, was die Frau meinte, konnte die Frage aber guten Gewissens verneinen.
    »Aha«, sagte die Frau. »Dann also wege dera G’schicht im Juni vor zwoi Jahr …«
     
    In Miesbach gab Lutz unterdessen eine Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse der Spurensicherung. Am ergiebigsten war das Büro des Rechtsanwalts gewesen. Hier waren etliche DNA -Spuren und Fingerabdrücke gefunden worden, was allerdings nicht verwunderte, da Falcking in diesen Räumlichkeiten Mandanten empfangen hatte. Hoffnungen setzte man in die ballistische Untersuchung der sichergestellten Projektile. Zwei der Kugeln des Tatorts Holzkirchen waren in einem hervorragenden Zustand. Sie hatten im Rückenpolster eines Sofas gesteckt. Am Tatort Riederstein war mittlerweile ein zweites Projektil sichergestellt worden. Es war in relativ gutem Zustand. Ob die Kugeln vom Riederstein aus der gleichen Waffe stammten wie die Kugeln in Holzkirchen, war noch nicht geklärt.
    Wenig erfolgversprechend schien es, den Täter über die Herkunft der Waffe zu ermitteln. Dennoch hatte man die Kollegen in München gebeten, sich in der Szene umzutun, ob in letzter Zeit eine Dragunow verkauft worden war. Falls es sich bei dem oder den Schützen um Profikiller handelte, konnte man davon ausgehen, dass sie die Waffe im Ausland erworben hatten. Kam der Schütze jedoch aus der Gegend, dann bestand eine gewisse

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