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Schafkopf

Schafkopf

Titel: Schafkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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irgendwas gemacht, außer blöd auf der Straß umeinandliegen?«
    »Aber er war dabei«, maulte Lintinger in einem letzten kläglichen Aufbegehren.
    »Die Hoogmüllerin war auch dabei – mal so gesehen«, sagte Zimbeck und drückte seine Zigarette aus. Lintinger verstummte endgültig und starrte auf die staubigen Dielen des Bürobodens. Deswegen konnte er nicht sehen, dass Zimbeck ihn mit einem Blick taxierte, der ihm das Blut in den Adern hätte gefrieren lassen, hätte er hingesehen, was er wie gesagt nicht tat. Zimbeck erhob sich aus dem Bürosessel und kam hinter dem Schreibtisch hervor.
    »Ihr glaubts also, ihr könnts mich verarschen. Seh ich das richtig? Mir mein Geld stehlen, nur weil ich im Knast hock und mich net wehren kann.«
    »Wer redet denn von stehlen«, jammerte Lintinger, immer noch ängstlich auf den Boden starrend. »Mir ham doch nur gedacht, des wär a fairer Anteil. Natürlich werden mir …«
    »A fairer Anteil!« Zimbecks Stimmlage spielte jetzt ins Heitere, ja er lachte sogar. »Ein fairer Anteil!«
    »Mir ham halt bloß anders gerechnet wie du. Aber okay, du siehst des so, wie du des siehst, und des is auch völlig in Ordnung.« Lintingers Rede wurde immer schneller, denn er hörte mehr, als dass er es sah, wie Zimbeck auf ihn zukam. »Wir können doch über alles reden …«
    Zimbeck stand vor Lintinger und packte dessen Ohr. Er drehte es und quetschte es wie bei einem Schulbuben, und es tat höllisch weh. Lintinger schrie auf und rutschte von seinem Plastikstuhl auf den Boden, kniete vor Zimbeck und griff mit einer Hand nach Zimbecks Arm.
    »Tu die Pratzen von meinem Arm«, sagte Zimbeck. Lintinger tat wie ihm geheißen. Es fiel ihm schwer. Er musste sich freihändig dem Schmerz ausliefern und konnte nichts anderes tun, als den Kopf möglichst weit zur Seite zu drehen.
    »Wann krieg ich meine Kohle wieder?«
    »Gib uns vier Wochen. Und nach Abzug unserer Unkosten …«
    Im selben Moment entstieg Lintingers Kehle ein barbarischer Schrei. Das Wort Unkosten hatte Zimbeck noch nie gefallen.
    »Was für Unkosten denn? Meinst den Plastiksack? Und den Strom fürn Kran? Kannst dir an Fuchziger nehmen. Bin ja net geizig.« Lintinger entließ undefinierbare Geräusche aus seinem weit aufgerissenen Mund. »Los, nimm’s dir!«
    Der Plastiksack lag unmittelbar vor Lintinger. Zimbeck zog die Ohrenschraube wieder an, und Lintinger quiekte.
    »Jetzt lass ihn halt!« Susi war aufgestanden und zu Zimbeck gegangen. Sie berührte ihn beschwichtigend am Arm. Doch Zimbeck ließ sich nicht beschwichtigen. Immerhin ließ er Lintinger los und packte dafür Susi am T-Shirt.
    »Misch dich du da net ein! Du und deine hinterfotzige Bagage, ihr habts mir mein Geld gestohlen. Aber das machst nur einmal mit dem Zimbeck. Hörst mich!«
    Er schleuderte Susi mit einer wegwerfenden Bewegung durch das halbe Büro. Sie schlug mit der Wange auf der Schreibtischkante auf und krümmte sich vor Schmerz. Lintinger hielt sich sein Ohr und kauerte immer noch auf seinen Knien.
    »Du hast mir ’s Ohr abgerissen! Ich spür’s nimmer. Was hast du mit meinem Ohr gemacht?« Lintinger wimmerte und war kurz vor den Tränen.
    Zimbeck zog ihn mit einer Hand auf die Beine und nahm diesmal die rotgeäderte Knollennase seines Opfers zwischen zwei Finger. »Hör zu, du Kaschper«, sagte Zimbeck. »In zwei Wochen sind die zwanzigtausend bei mir, oder ich bring dir an Respekt bei. Hamma uns?«
    Lintinger hätte genickt, aber seine Nase steckte in der Hand von Zimbeck. Wo er in zwei Wochen zwanzigtausend Euro auftreiben sollte, war Lintinger unklar.

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41 . Kapitel
    A ls Wallner morgens aufs Revier kam, waren die Sichtverhältnisse immer noch nicht besser. Der schon den dritten Tag anhaltende Nebel beschäftigte die Menschen. War er am Anfang eine interessante Abwechslung gewesen, wurde er langsam lästig, einigen auch unheimlich. Es war, als existiere die Welt nur in einem Umkreis von fünfzig Metern. Alles andere hatte eine Laune der Natur ausgeblendet. Auch schmerzte es, zu wissen, dass ein paar hundert Meter weiter oben den ganzen Tag die Sonne schien.
    Die Kaffeemaschinen waren schon eingeschaltet und fluteten die Korridore und Büros mit lustvollem Duft. Wallner ging zunächst in die Teeküche, holte seine Tasse aus dem Hängeschränkchen und goss sich den schwarz dampfenden Kaffee aus der Glaskanne ein. Ein Viertel der Tasse füllte er mit Milch aus dem Kühlschrank auf. Wallner stellte sich mit dem Rücken an die Heizung und

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