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Schafkopf

Schafkopf

Titel: Schafkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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presste seine Oberschenkel an die warmen Rippen. Innerhalb einer halben Minute hatte er seinen Kaffeebecher ausgetrunken. Bauch und Oberschenkel waren jetzt warm. Der Kreislauf kam allmählich in Fahrt.
    Nach dem Warm-up in der Küche, das er jeden Morgen auf die gleiche Weise vollzog, war Wallner hinreichend bei Sinnen, um in den SoKo-Raum zu gehen, Hände zu schütteln, sich nach dem Fortgang der Recherchen zu erkundigen und den Mitarbeitern das Gefühl zu geben, sie kämen gut voran und stünden kurz vor der Lösung des Falles. Daran glaubte Wallner selbst freilich nicht.
    Im Fall Kummeder gab es kaum verwertbare Spuren. Das war einer der Gründe, weshalb Wallner so großes Gewicht auf das Verschwinden von Kummeders Freundin legte, wenngleich in keiner Weise geklärt war, ob es mit dem Mord an Kummeder in Verbindung stand. Bei dem Mord an Falcking gab es hingegen reichlich Hinweise. Es gab einen ganzen Tatort voller DNA -Spuren und Fingerabdrücke. Und es gab Zeugen, die etwas gehört oder gesehen hatten. Der Nachteil war, dass man allen Spuren und Aussagen erst einmal nachgehen und sie daraufhin auswerten musste, ob sie die Ermittlungen weiterbrachten.
    Bei seinem Gang durch das Polizeigebäude war Wallner im Rahmen seiner kreislaufbedingt eingeschränkten Möglichkeiten aufgefallen, dass gelegentlich ein Gespräch verebbte, wenn er sich näherte. Auch kamen ihm die Blicke seiner Kollegen merkwürdig vor. Er konnte nicht genau fassen, was es war. Es war eine fremdartige Atmosphäre, als ginge hinter seinem Rücken etwas vor sich. Als Wallner sich einen zweiten Kaffee verordnete und erneut in die Teeküche kam, traf er den jungen Polizisten Holl. Der stand dort an der Kaffeemaschine und wollte sich soeben einen Becher einschenken, der die Aufschrift »Guten Morgen, liebe Sorgen« trug und ein knollennasiges, unrasiertes Cartoongesicht mit blutunterlaufenen Augen und grimmem Zähnefletschen zeigte.
    »Das würde ich nicht tun, wenn Sie den Tag überleben wollen.«
    Holl sah Wallner konsterniert an.
    »Der Becher gehört dem Kollegen Hanke. Der ist da sehr eigen. Nehmen Sie einen von den weißen. Die sind für alle.«
    »Wie spießig ist das denn?«, fragte Holl.
    »Wenn man ein paar Jahre bei der Polizei ist, wird man so. Sie werden sehen, in fünf Jahren fällt Ihnen das gar nicht mehr auf. Dann werden Sie eine eigene schöne Kaffeetasse haben.«
    Holl stellte Mikes Kaffeebecher vorsichtig in den Schrank zurück und nahm eine neutrale weiße Tasse heraus. Während er sich den Kaffee einschenkte, sah er verstohlen zu Wallner.
    »Was ist da draußen eigentlich los?«, fragte Wallner.
    »Ich weiß net, was Sie meinen.«
    »Irgendwas läuft da gerade. Und ich hab das Gefühl, ich soll nicht mitkriegen, was es ist.«
    »Ach so – das«, sagte Holl und holte die Milchpackung aus dem Kühlschrank. Bedächtig goss er die Milch in den Kaffee. Wallner wartete. Holl sagte aber nichts weiter.
    »Würden Sie mir freundlicherweise verraten, was Sie mit
das
gemeint haben?«
    »Darf ich eigentlich nicht. Das is ja der Witz, dass Sie das nicht mitkriegen sollen.« Holl stellte die Milch zurück in den Kühlschrank, lächelte Wallner an und fragte: »Wo is denn der Zucker?«
    »Hören Sie zu, mein Freund: Sie machen mir einen ungewöhnlich aufgeweckten Eindruck. Sie haben das Zeug, was zu werden bei der Polizei. Vermasseln Sie’s nicht, indem Sie Leute verärgern, die Ihnen helfen können.« Wallner reichte Holl eine Packung Würfelzucker aus einem kleinen Regal neben der Kaffeemaschine.
    »Na gut. Dann nehm ich mal den Rat von einem älteren Kollegen an.«
    »Gute Entscheidung. Ich höre …«
    »Der Kreuthner sammelt Geld.«
    »Wofür?«
    »Für irgendeine Hexe, die mit Toten spricht.«
    »Die Beilhammerin?«
    »Ja, genau. So hat die geheißen.«
     
    Wallner hatte seine Daunenjacke wieder an und stand in Mikes Büro.
    »Ja, das stimmt. Der hat a bissl was gesammelt.«
    »Ich hoffe, du hast dich an dem Unsinn nicht beteiligt.«
    »Beteiligt! Beteiligt is a großes Wort. Kann man bei fünf Euro eigentlich net sagen.«
    »Das glaub ich jetzt nicht. Du hast dem Kreuthner Geld gegeben, damit er eine Wahrsagerin anheuert?«
    »Das darfst net so verbissen sehen. Is a Gaudi. Und schaden kann’s ja net.«
    »Aha – und warum sagt mir dann keiner was davon?«
    »Mir wollten dich damit net belasten. Es war ja irgendwie klar, dass du dich aufregen würdest.«
    »Reg ich mich auf? Nein. Ich bin die Ruhe selbst.«
    »Hamma dich wieder

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