Schafkopf
falsch eingeschätzt.«
»Das Einzige, was mich aufregt …«, Wallner wurde lauter, »ist, dass mein angeblicher Freund Mike Hanke hinter meinem Rücken mit Herrn Kreuthner paktelt! Das kann ja wohl nicht wahr sein!«
»Pakteln! Jetzt mach halt net gleich a Drama draus.«
»Wo ist der Kreuthner jetzt?«
»Auf dem Weg zur Beilhammerin, schätz ich mal.«
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42 . Kapitel
D er Andenkenladen war noch geschlossen, als Kreuthner davorstand und das Schild mit den Öffnungszeiten betrachtete. Es war kurz vor neun. Um halb zehn sollte geöffnet werden. Kreuthner ging um das Gebäude herum. Auf der anderen Seite, hatte ihm Frau Gruber gesagt, sei die Eingangstür zu den drei Mietwohnungen, die abgesehen vom Andenkenladen in dem Haus untergebracht waren. Kreuthner bog um die Ecke und blieb ruckartig stehen. Vor ihm stand Wallner.
»Servus«, lachte Kreuthner überrascht. »Was machst ’n du da?«
»Ich warte auf dich.«
Kreuthner stutzte. »Ah geh? Tatsächlich?«
»Willst zur Beilhammerin?«
»Vielleicht.« Kreuthner reckte den Kopf provokant nach vorn. »Ich nehm ja nicht an, dass du mit der Dame irgendwas zu schaffen hast.«
»Noch nicht«, sagte Wallner. Dann zückte er einen Zwanzig-Euro-Schein und hielt ihn Kreuthner mit zwei Fingern hin.
»Was soll ich damit?«
»Mein Anteil. Du hast vergessen, dass du bei mir im Büro vorbeischaust und mich fragst, ob ich mitmachen will.«
Kreuthner nahm zögernd den Geldschein und steckte ihn in die Brusttasche seiner Uniformjacke. »Wirst langsam katholisch, ha?«
»Anhören kann man sich den Schmarrn ja mal.«
Kreuthner nickte zufrieden und drückte die Klingel, unter der das Schild mit dem Namen Beilhammer angebracht war. Der Name war links und rechts von einer liegenden Acht, dem Zeichen für die Unendlichkeit, flankiert.
Die Zweizimmerwohnung war eng und roch nach Zigarettenrauch. Gelüftet wurde hier vermutlich selten, wie Wallner beruhigt feststellte. An den Zigarettengeruch hatte man sich nach fünf Minuten gewöhnt. Aber wenn es zog, dann zog es, und man konnte sich auf nichts konzentrieren als auf die kalte Brise, die einem um Knöchel und Hals wehte. Frau Beilhammer hatte anscheinend keinen Vornamen. Jedenfalls lauteten die Visitenkarten, die sie den Polizisten beim Eintreten stumm aushändigte, nur auf »Beilhammer – Totenkontakte«, darunter Telefonnummer und Internetadresse.
»Kommt’s eina«, sagte die Beilhammerin, als sie den Polizisten die Tür öffnete. Die Frau war Anfang fünfzig, dick, faltenlos, aber von grauem Teint. Sie trug einen weißen Sweater, den sie komplett ausfüllte, lange, legere Sporthosen mit drei Streifen und Hüttenpantoffeln. Der Anblick des uniformierten Kreuthner irritierte die Frau in keiner Weise, obwohl er sein Kommen nicht angekündigt hatte.
»Grüß Gott, Frau Beilhammer. Wir bräuchten Ihre Hilfe. Und zwar …«
Sie würgte Wallner ab. »Da hinten durch die Tür. Reden tu ich.«
Sie kamen in das Wohnzimmer des kleinen Apartments. Dort stand eine Couchgarnitur mit bunt-abstraktem, leicht ausgebleichtem Dessin, einem niedrigen Birkenholztisch, dessen Platte sich aus dunkelgrünen Fliesen zusammensetzte, und ein paar anderen Möbelstücken, die längst aus der Mode waren und die viele Menschen, auch als sie noch in Mode waren, nicht gekauft hätten. Der Raum wurde durch eine Vielzahl von Topfpflanzen verdunkelt. Neben dem Fenster reichte ein Kratzbaum bis zur Decke. Auf dessen veloursbezogenen Ablageflächen schliefen vier Katzen, die bei Eintreten der beiden Besucher nur ganz kurz ein Auge öffneten, um dann weiterzuschlummern. Auf dem Couchtisch stand ein kleiner, altmodischer Kassettenrecorder, daneben ein Bräustüberl-Aschenbecher, den man auch im Laden der Beilhammerin als Andenken erwerben konnte und in dem eine lange, dünne Zigarette zur Hälfte heruntergebrannt war.
Nachdem man sich gesetzt hatte, eröffnete Frau Beilhammer das Gespräch. »Hundert, wenn’s nix bringt. Noch amal an Hunderter drauf im Erfolgsfall.«
»Sie wissen, worum es geht?«, fragte Wallner.
»Noch nicht. Aber wenn das hier zu Ende is.«
»Okay.« Wallner war die Sache suspekt. Frau Gruber hatte die Beilhammerin wahrscheinlich angerufen, ihr das Kommen der Polizei angekündigt und vielleicht auch noch gesteckt, was sie der Polizei sagen sollte.
»Sie kennen Frau Gruber?«
»Wer soll das sein?«
»Das ist das Kräuterweib aus dem Mangfalltal. Die macht so Mixturen und brockt die Kräuter bei Neumond«, sagte
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